Wie versprochen folgt heute der zweite Teil meines Laufschuhreports über die von mir verwendeten Modelle und die Erfahrungen, die ich damit in der Saison 2011 gemacht habe:
Saucony Guide TR 2 (2. Reihe v. oben 2.v.r.): dieses Schuhmodell war das Erste der neuen Saison 2011 – es wurde nämlich schon im Jänner von mir für die jahreszeitbedingten winterlichen und nassen Läufe angeschafft. Der Schuh wird zwar als Trailschuh beworben und für unwegsames Gelände empfohlen, allerdings ist er z.B. im Vergleich zum Salomon S-LAB Fellcross jedoch eher eine Art City-Trail-Schuh; deutlich schwerer als meine gewohnten Laufschuhe, dafür aber wasserdicht und atmungsaktiv. Auf Schotter, leichtem Waldboden, Wiesen und locker flockigem Schnee gibt der Schuh guten Halt, auf rutschigen Bergwiesen allerdings kommt man damit dann schon eher etwas schwerer weiter und schnell mal ins Rutschen. Dafür sitzt er auf den „unwegsamen Citytrails“ durch städtische Parkanlagen und Grünflächen komfortabel, angenehm und stabil. Im Winter ein verlässlicher Begleiter auf gemütlichen Auslaufrunden bei denen man keine nassen Füße bekommen will, als Trainingsschuh aber deutlich zu schwer und zu steif.
Saucony Velocity 4 (2. Reihe v. oben 1.v.r.): mein Schuh für die Trainingseinheiten auf der Laufbahn. Leicht, schnell, minimalistisch! Mehr gibt es dazu eigentlich nicht zu sagen! Macht Spaß mit ihm über die Tartanbahn zu flitzen, an seiner Lauftechnik zu feilen und die anaeroben Grenzbereiche zu erkunden.
Zoot Ultra TT 4.0 (2. Reihe v.unten 1.v.l.): Große Erwartungen hatte ich in diesen Schuh – was hatte er nicht schon von allen Seiten für großartige Rezensionen bekommen. Beim Probetragen war er auch wirklich fein: einzigartig einfach zum Anziehen (einfach super die zwei großen Schlaufen zum einfachen Hineingleiten in den Schuh), das phantastische Schnürprinzip, das einwandfrei hält und einen schnellen Schuhverschluß aufweist (warum machen das nicht andere Hersteller auch so – ist doch so ein einfaches und geniales Prinzip); auch der Schuh gibt – trotz seines eher niedrigen Schnitts – guten Halt. Perfektes und individuelles Design und der Schuh umschmiegte meinen Fuß, wie es davor kaum ein anderer Schuh getan hatte; Das nahtlose Innenfutter auch zum Barfußlaufen ein Traum, ein Gefühl als ob man nur einen Socken anhaben würde – dieser Schuh musste einfach perfekt sein! Noch dazu mit dieser neuartigen Carboneinlage in der Sohle, die eine noch direktere und bessere Kraftübertragung auf den Boden bringen sollte – quasi Geschwindigkeit pur! Doch was war das? Dieser riesige klobige Fersenbereich bei dem man fast zwangsläufig – vor allem im niedrigen Tempobereich – zum Fersenläufer mutiert. Vor allem aber wenn man das Tempo steigert wird dieser große Fersenbereich zum Klotz am Fuß. Und die Carbonsohle? Natürlich bringt sie den Druck direkter und dafür aber auch ungedämpfter und deutlich härter auf den Boden bzw. Fuß – was aber noch viel unangenehmer ist, ist die Tatsache, dass dadurch die natürliche Abrollbewegung fast gar nicht mehr möglich ist. Das Resultat daraus: eine unangenehme Reizung meines Großzehengrundgelenks (ich habe wirklich lange gebraucht, bis ich die Ursache dafür gefunden habe, denn ich konnte es einfach nicht glauben, dass es dieser so toll erscheinende Schuh sein sollte – aber leider: die Fakten sprechen für sich; nach jedem Lauf mit diesem Schuh brauchte ich mehrere Tage Pause aufgrund der Schmerzen in meinem Großzehengrundgelenk). Auch meine Großzehenflexoren fanden den Schuh nicht so toll und reagierten mit einer ärgerlichen Sehnenscheidenentzündung. Kurzum: der Schuh war die Enttäuschung des Jahres 2011 für mich! Ich verwende ihn eigentlich nur mehr für alltägliche Besorgungen (wo ich schnell mal in einen Schuh reinschlupfen muss) oder beim Triathlon für die An- und Abreise; als Laufschuh kommt er für mich nicht mehr in Frage! Schade, denn einige Features und das Design des Schuhs machen eigentlich Lust auf mehr!
K-Swiss Blade Light Run R (2. Reihe v. unten 2.v.l.): dieser Schuh wurde mir von K-Swiss ebenfalls kostenlos zur Verfügung gestellt und hat mir auf Anhieb allein schon aufgrund seines außergewöhnlichen Designs sehr gut gefallen. Aber wie wir schon wissen: Aussehen allein ist es nicht, was einen guten Laufschuh ausmacht. Aber dieser Schuh hält was das Design verspricht. Sehr direkt mit gutem Bodenkontakt, flacher Sohlenbau mit nur sehr geringer Sprengung (kommt dem natürlichen Laufstil schon sehr nahe, da der Fuß sehr flach im Schuh steht) und trotzdem ausreichend gedämpft. Der Vorfußbereich ist aufgrund seiner Sohlenkonstruktion sehr flexibel und ermöglicht ein gutes Abrollen über die Großzehe. Alles in Allem ein perfekter Schuh für meine schnellen Trainingseinheiten und Wettkämpfe über kürzere Strecken mit hohem Tempo. Allerdings kann er seine Vorzüge nur auf Asphalt so richtig ausspielen.
Asics GT2150 (2. Reihe v. unten 3.v.l.): Ist man ein richtiger Läufer wenn man keinen Asics Schuh in seinem Laufsortiment hat? Sieht man sich bei den Volksrennen so um, dann hat man den Eindruck, als ob es fast nur Asics Schuhe geben würde! Aufgrund von Laufschuhknappheit (das kann man sich eigentlich gar nicht vorstellen – aber ja, so war das Anfang 2011 wirklich: es gab einige Lücken in meinem Laufschuhschrank) ging es für mich Anfang des Jahres auf zum Sport-Mega-Center und es wurde dort – über eine Video-Laufanalyse – der optimale Schuh für mich herausgefunden (heute – ein paar Monate später und bezüglich Wissenstand die Lauf- und Bewegungsabläufe betreffend auch gescheiter – weiß ich natürlich, dass so eine alleinige Videoanalyse des Unterschenkels zum Herausfinden des optimalen Laufschuhs nur ein ungeeigneter Versuch einer Verbesserung von läuferischen Unzulänglichkeiten ist, der nicht funktionieren kann) – und raus kommt dann meist (und das habe ich in besagtem Sportgeschäft dann auch wirklich beobachtet) ein Asics GT oder Gel Kayano! Diese Schuhe müssen einfach perfekt für alle Läufer sein (dachte ich mir zumindest damals noch) und sie sind ja auch die meist verkauften Schuhe überhaupt! Außerdem hatte ich meinen allerersten Halbmarathon ebenfalls mit diesen wunderbaren Laufschuhen erfolgreich absolviert! Voller Freude trug ich meine neuen Asics nach Hause – endlich hatte ich auch wieder so ein Wunderding! Aber kann das denn wirklich funktionieren? Ein Schuh der für alle perfekt sein soll, egal ob jung oder alt, schnell oder langsam, Trail oder Asphalt? Der Vorteil bei diesem Schuh liegt jedenfalls eindeutig darin, dass wenn er einem mal passt man ihn immer nachbekommt – einfach nur das Nachfolgemodell geholt und man hat seinen Schuh in gleicher Qualität und selbiger Abstimmung zu Hause. Als Stabilschuh vermittelt er einen komfortablen und äußerst bequemen Laufeindruck, ein gutmütiger Patschn sozusagen, der alles mitmacht und viel verzeiht. Bis auf den doch etwas überhöhten Preis eigentlich ein Laufschuh, mit dem man nicht sehr viel falsch machen kann (und ein Marktanteil von 50% spricht allein schon für sich). Doch leider hatten sowohl ich als auch meine läuferischen Fähigkeiten sich weiterentwickelt und der Schuh machte mir einfach keinen Spaß mehr beim Laufen. Wie ein schwerer Klotz hing er an meinen Füßen – wenn auch nicht unangenehm. Aber irgendwie hatte ich inzwischen andere Erwartungen an meine Laufschuhe! Aus diesem Grund ist der Asics GT 2150 ganz weit hinten in meinem Schuhschrank verschwunden und wird nur mehr sehr selten für gemütliche Joggingrunden mit läuferisch deutlich langsameren Arbeitskollegen von mir verwendet. Der Erfolg gibt dem Schuh sicher recht, ich brauche für mich zum Laufen aber deutlich mehr Individualität.
Brooks Pure Connect (2. Reihe v. unten 3.v.l.): Ich präsentiere: Die Überraschung und das Highlight des Jahres 2011!! Mit diesem Schuh ist Brooks ein sensationeller Coup gelungen! Ich hab ihn zwar erst seit kurzer Zeit in Gebrauch (und wochenlang sehnsüchtig auf meine Bestellung gewartet, weil die Auslieferung nach Österreich wieder mal etwas länger dauerte), möchte ihn aber nie wieder hergeben. Selten bin ich einen so leichten und flexiblen Schuh gelaufen. Die Laufbewegung fühlen – vom ersten Bodenkontakt bis zum letzten Abdruck – und das direkt und in vollen Zügen. Durch die geringe Sprengung ein natürliches Laufgefühl – fast ein Gefühl wie beim Barfußlaufen! Achtung aber für Läufer, die bisher eine größere Sprengung gelaufen sind: ein zu rasanter Umstieg auf diesen Schuh kann zu Wadenschmerzen, Verhärtungen und Achillessehnenproblemen führen, da er eine gute Lauftechnik und vor allem eine gut trainierte Waden- und Unterschenkelmuskulatur voraussetzt (wie alle Schuhe mit geringer Sprengung) – und das braucht seine Zeit. Bei guter Lauftechnik und entsprechend trainierter Muskulatur macht dieser Schuh aber absolut Riesenspaß und vor allem jede Menge Speed. Meine Trainingszeiten bzw. die Durchschnitts-Pace purzeln regelmäßig zu neuen Rekordwerten – und das Bemerkenswerte daran: der Schuh sitzt wie angegossen (auch durch das perfekte Schnürsystem) und sehr angenehm am Fuß; auch die Dämpfung ist dezent und vollkommen ausreichend vorhanden! Und erst die Flexibilität im Vorfußbereich – ein nahezu perfektes Abrollen wird möglich! Man würde nicht erahnen, was für eine Rakete man da an seinen Füßen dran hat – vor allem auf Asphalt. Meinen ersten Lauf mit diesen Schuhen (geplant waren 10km) hab ich aufgrund des beeindruckenden Laufgefühls und dem Spaß beim Laufen mit diesen Schuhen gleich mal problemlos auf 20km ausgedehnt und dabei sowohl eine neue Rekordzeit im Grundlagenausdauerbereich hingelegt und – was noch viel beeindruckender war – mit einer deutlich niedrigeren Durchschnittsherzfrequenz als sonst in meinem Grundlagenausdauerbereich üblich! Der Schuh bringt beim Laufen meine Herzfrequenz runter (und doch schlägt mein Herz höher, wenn ich an diesen Schuh denke 😉 ). Kleiner Nachteil: bei nassem Untergrund rutscht der Schuh leicht weg, was bei nassfeuchtem Wetter etwas verunsichert. Nichtsdestotrotz: dieser Schuh ist mein neuer Favorit und Begleiter auf allen schnellen Tempodauerläufen und ich werde ihn sicher auch in den nächsten Wettkämpfen über die Halbmarathon- und Marathondistanz einsetzen. Danke Brooks für diesen genialen Schuh! I’m lovin it!!
Brooks Cascadia (2. Reihe v.unten 1.v.r.): eigentlich ein Schuh, der hier nicht hineingehört, da er schon ein deutlich älteres Modell ist. Allerdings macht er immer noch – bei Bedarf – verlässlich und komfortabel seine Dienste und hat sich deshalb auch den Platz unter meinen Laufschuhen von 2011 ehrlich verdient. Er ist immer da, wenn ich ihn brauche – egal ob zum Laufen oder für die Joggingrunde mit Freunden. Ein wahrlich treuer Laufgefährte – auch wenn er schon etwas in die Jahre gekommen ist 😉
On Cloudsurfer (unterste Reihe 1.v.r.): Was wurde nicht alles über diesen neuen Wunderschuh geschrieben und erzählt. Voller Neugierde kaufte ich mir also auch diesen Schuh (übrigens der teuerste Schuh aller Zeiten, den ich mir je gekauft habe!). Phantastisch schnell sollte er angeblich sein und dabei das Gefühl beim Laufen vermitteln, als ob man auf Wolken schweben würde. Doch vom ersten Schritt an wurden diese Schuhe und ich keine Freunde: zu schwammig ist das Gefühl beim Laufen (wenn sich so das Laufen auf Wolken anfühlt, dann: Nein, Danke!!) – der Schuh vermittelt keine Stabilität und ist äußerst gewöhnungsbedürftig (und das nicht nur vom Design her). Zwar ist er sehr bequem und angenehm zu Tragen aber vor allem wenn man kein Mittelfußläufer ist und mit der Ferse aufkommt, schwimmt einem der Schuh – im wahrsten Sinne des Wortes – unter der Ferse weg. Und vom Speed her? Für mich enttäuschend und unter den Erwartungen (mit diesem Schuh bin ich meinen langsamsten Halbmarathon „ever“ gelaufen – was vielleicht nicht allein am Schuh liegen mag, aber mich trotzdem doch sehr verwundert hat). Geschmack liegt nun mal im Auge des Betrachters bzw. in diesem Fall im jeweiligen individuellen Laufgefühl – für mich ist dieser Schuh allerdings (auch aufgrund seines hohen Preises) der Flop des Jahres 2011 und mittlerweile in meinem Schuhschrank beim Verstauben!
Saucony Grid Type A4 (unterste Reihe 1.v.l.): extrem leicht, extrem schnell, extrem direkt! Mein Schuh für die ultraschnellen Lauf- und Intervalleinheiten, Stiegenläufe und kurze Wettkampfdistanzen im „dunkelroten Lactatbereich“. Mit diesem Schuh gibt es nur eine Devise: Vollgas! Angenehm sind die Einstiegshilfen an der Ferse und an der Schuhzunge sowie die Drainagen in der Sohle die gut belüften und eventuell vorhandenes Wasser (z.B. auf Triathlinsprintdistanzen) gut ablaufen lassen. Eigentlich nur Normalläufern mit guter Lauftechnik zu empfehlen. Das leichte Obermaterial bietet wenig aber ausreichend Halt! Der Speedmaster unter meinen Laufschuhen!
So, das waren meine Laufschuherfahrungen der heurigen Saison! Viele neue wunderbare Schuhe, einige Überraschungen (sowohl positiv als auch negativ) und vor allem viel Laufspaß! Ich freu mich schon auf die Modelle der neuen Saison (die Frage, die sich mir stellt ist: wo stell ich die dann nur hin – mein Schuhschrank ist komplett voll 😉 )
Doc Tom
[…] bisschen testen und euch dann sagen, wie ich ihn finde. Doc Tom hat seine Meinung dazu ja bereits hier im Zuge seines Schuhreports kund […]
[…] K-SWISS Blade Light Run R: einer meiner liebsten Schuhe. Der Lighttrainer sorgt für ein tolles Laufgefühl und hat außerdem eine schöne Optik. […]