Tom Thalhammer ist erfolgreicher Triathlet und wird heuer beim legendären Ironman-Bewerb auf Hawaii vertreten sein. Wie der Tiroler seine Liebe zum Triathlonsport gefunden hat, welche Trainingseinheiten er am liebsten mag und welche Rolle Mentaltraining auf der Langdistanz spielt, hat uns Tom in diesem Interview verraten.
Vera: Ich bin mir sicher, ich bin nicht die erste, die dir diese Frage stellt, aber wie bist du zum Triathlon gekommen? Gab es einen Moment, wo dir klar war, das will ich machen, das ist meins oder hat es sich langsam in diese Richtung entwickelt?
Tom Thalhammer: Mit 14 Jahren habe ich mit Leistungsschwimmen begonnen. In meiner Kindheit hatte ich schon ein wenig in die Leichtathletik geschnuppert und wusste, dass ich ein bisschen ein Lauftalent hatte. Bald merkte ich auch, dass ich nicht die typische Schwimmerfigur hatte, aber da hatte ich diesen Sport schon zu gern um wieder aufhören zu können. Mit 16 Jahren stieß ich das erste Mal auf Triathlon und dachte mir, dass ich das gern mal machen würde. Der Zeitaufwand hielt mich jedoch während meiner Schulzeit noch davon ab. Inzwischen hatte ich mir jedoch ein Mountainbike zugelegt und spulte schon meine ersten Kilometer und Höhenmeter in den Tiroler Bergen ab. Zur Matura bekam ich dann mein erstes Rennrad. Meine erste Triathlonluft schnupperte ich ebenfalls 2002 als Schwimmer in einer Staffel. Die ersten Eindrücke waren gar nicht so gut, da ich beim Start gleich mal gefühlte 5min unter Wasser war bevor ich endlich zum Schwimmen kam. Damals konnte ich mir noch nicht vorstellen danach noch Rad zu fahren und zu laufen. In meiner Bundesheerzeit bei der Hochgebirgskompanie entdeckte ich meine große Liebe zum Laufen endgültig und bereitete mich im Grenzeinsatz an der Niederösterreichischen Grenze auf den Vienna City Marathon 2003 vor. Der damalige Hitze-Marathon mit 30°C zeigte mir meine ersten Grenzen vor allem in Sachen Ernährung auf. Trotz heftigen Problemen konnte ich fast in meiner angepeilten Zeit finishen. Nach einigen Wochen der Regeneration war es dann endlich so weit. In Kirchbichl bestritt ich meinen ersten Triathlon. Wieder hatte ich mit dem Magen Probleme, aber ich konnte mich unter einigen erfahrenen Triathleten behaupten. Einige Wochen darauf konnte ich sogar einen kleinen Crosstriathlon am Hallstättersee gewinnen. Beim Innsbrucker Triathlon wurde dann mein späterer Trainer auf mich aufmerksam und fragte mich, ob ich nicht bei ihm trainieren möchte. So startete ich 2004 offiziell meine Triathlonkarriere.
Welche der drei Disziplinen magst du persönlich am liebsten?
Es ist und bleibt das Laufen, auch wenn ich da am meisten mit meiner Ernährung kämpfen muss;-).
Wie darf man sich deinen Trainingsalltag vorstellen, wie sieht ein gewöhnlicher Tagesablauf bei dir aus?
6:30 Tagwache und Frühstück, dann wird etwas für die Uni gemacht. Vor dem Mittagessen gibt es die erste Trainingseinheit. Ganz wichtig ist mir ein kurzes Nickerchen nach dem Mittagessen, bevor ich wieder was für die Uni oder mein eigenes Management (Homepage, Sponsoren, etc.) mach. Am Nachmittag gibt’s dann die zweite Trainingseinheit und manchmal mit einer kurzen Jausenpause auch noch eine dritte (Schwimmen am Abend). Das Abendessen kommt dann meistens leider viel zu spät. Zum Verdauen gibt es dann noch eine kurze Fernsehfolge bevor es so gegen 22:30 Uhr ins Bett geht.
Woher nimmst die Motivation, wenn du mal keine Lust zum Training hast?
Ich bin eigentlich fast immer motiviert. Falls ich mal nicht motiviert bin, dann weiß ich, dass ich mal ein Pause machen sollte. Ich kann wirklich konsequent und vor allem sehr konstant trainieren, aber das kann manchmal natürlich zu viel werden. Über die Jahre habe ich schon gelernt, dass es dann besser ist, wenn ich mal nichts mach.
Welche Trainingseinheiten sind deine liebsten?
Das kommt ganz auf die Tagesverfassung an. Wenn’s läuft, dann mag ich alles von lang bis intensiv.
Wie wichtig ist dir Mentaltraining? Gerade bei Langdistanz-Rennen spielt ja auch der Kopf eine sehr große Rolle. Bereitest du dich in diesem Bereich speziell vor?
Ich arbeite seit Anfang an mit einem Mentaltrainer zusammen und finde es sehr wichtig. Die Langdistanz zeigt mir trotzdem immer wieder noch Potenziale auf, die ich ausbauen kann;-) Ich halte es da sehr mit einem Zitat von Dave Scott, der gemeint hat, dass eine Langdistanz ein Drittel hartes Training, ein Drittel richtige Ernährung und ein Drittel mentale Stärke ist!
Du hast in dieser Saison bereits viele tolle Rennen geliefert und sehr beachtliche Leistungen erbracht, vom Österreichischen Meister in deiner Altersklasse auf der Olympischen Distanz über die Hawaii-Qualifikation für die Ironman-Distanz. Welche Ziele hast du für das WM-Rennen in Kona und wie sieht die Planung für das kommende Jahr aus?
Der Ironman Austria hat mir wieder gezeigt wie unberechenbar eine Langdistanz ist. Da müssen so viele Faktoren zusammenspielen. Mein einziges wirkliches Ziel ist es, mein Ernährung so zu optimieren, dass ich einen konstanten Marathon laufen kann. Über das kommende Jahr hab ich mir noch keine Gedanken gemacht, da ich bis dahin noch einige Rennen mache und ich meine Saisonplanung frühestens mit dem Abschluss der alten Saison, also nach Hawaii, beginne.
Nach jeder langen Saison folgen ein paar Wochen Erholung. Was machst du für gewöhnlich in dieser Zeit, um deine Batterien wieder aufzuladen und zu regenerieren?
Ich reise sehr gerne. Letztes Jahr nach der Ironman 70.3 WM in Las Vegas bin ich nach Guatemala geflogen und habe dort für meine Masterarbeit geforscht. Ich habe auch sehr gute Freunde dort, sodass die Entspannung auch nicht zu kurz gekommen ist. Heuer werde ich nach Hawaii ein paar Tage auf Maui dranhängen, aber ich muss dann früher zurück als gewollt, da ich meine Abschlussprüfung auf der Uni habe.
Wenn es nicht der Triathlonsport geworden wäre, was würdest du ansonsten an diesem Punkt in deinem Leben machen?
Ich glaube mit Triathlon habe ich das am wenigsten Verrückteste und vor allem am wenigsten Gefährlichste gewählt. Sonst würde ich wahrscheinlich eher in der Extrembergsteiger-Ecke zu Hause sein. Aber irgendwie hat da mein Verstand durchgegriffen und ich hab beschlossen, dass ich im Triathlon ohne Lebensgefahr an meine Grenzen gehen kann, da ich jederzeit aufhören kann. Am Berg geht das nicht so einfach…
Zum Abschluss noch eine meiner Lieblingsfragen: hast du ein Lieblingszitat und wenn ja, warum? 🙂
Mein Lieblingszitat stammt aus meiner Schulzeit. Genauer genommen vom Altgriechisch Unterricht. Sokrates hat in einer von Platon überlieferten Schrift (der Apologie) einmal gemeint: „Ich weiß, dass ich nichts weiß“ (und das ist schon mehr als die Meisten wissen). Dieses Zitat trifft für mich in so vielen Lebenssituationen zu. Besonders im Triathlon wo es oft mehr um Schein als Sein geht. Deshalb genieße ich immer die Zeit nach dem Wettkampf, wo viele angeblich kluge Stimmen verstummt sind, da die Fakten sprich Ergebnislisten sie nicht bestätigt haben:-).
Vielen Dank für das Interview.
Tom in Action