Die neue Garmin Forerunner 910XT wurde als absolutes Multitalent unter den Sportuhren auf den Markt eingeführt. Mit ihrem integrierten GPS-System, dem neuartigen Schwimm-Modus und verbessertem Design sollte sie neue Maßstäbe auf dem Sektor der Multifunktions-GPS-Pulsuhren setzen. Anfang April habe ich mir diese neue Garmin gekauft und in den letzten Monaten ausgiebig getestet.
Die Beschreibung der Funktionen möchte ich an dieser Stelle auslassen, da jeder, der sich mit dem Thema Pulsuhr (inklusive integriertem) GPS ein wenig beschäftigt, über die Uhr und ihre Funktionen sicherlich schon gelesen oder gehört hat.
Das wirklich Neue an der Uhr ist die Schwimmfunktion, die zwar auch nicht die Herzfrequenz unter Wasser misst, allerdings die Anzahl der Schwimmzüge bzw. die Frequenz der Arme beim Schwimmen. Diese kann sie auch Indoor messen (vorab muss man allerdings in den spezifischen Einstellungen die Beckengröße einstellen – 25m oder 50m).
Der erste Eindruck der Uhr war leider kein guter: bereits nach 1 Woche hing der Start/Stop-Knopf fest, weshalb ich die Uhr umgehend bei Garmin reklamiert habe (von Kollegen habe ich gehört, dass ich nicht der einzige mit diesem Problem war). Garmin hat die Uhr zwar anstandslos gegen ein neues Modell ausgetauscht, allerdings dauerte das ca. drei Wochen, da das Modell zu diesem Zeitpunkt leider vergriffen war. So musste ich auf meine Uhr etwas länger warten als geplant, aber schlussendlich konnte ich sie dann Anfang Mai in Empfang nehmen.
Im Vergleich zum Vorgänger, dem orange/grauen Garmin Forerunner 310XT, ist die Uhr etwas flacher, leichter und komplett in Schwarz gehalten. Das macht die Uhr auch im Alltag etwas tragbarer, auch wenn sie dafür eigentlich nicht gemacht ist, denn die Garmin Forerunner 910XT ist eindeutig ein Trainings- und Wettkampfgerät.
Die Bedienung der Uhr ist Garmin-typisch einfach und sogar ohne Gebrauchsanweisung schnell und unkompliziert verständlich.
Die Bedienungsknöpfe der Uhr sind gut plaziert und leicht zu finden (auch im Wettkampf) und durch ihre simple Funktion auch gut und verständlich bedienbar.
Die Modi
Alle Modi sind selbsterklärend und auch der Multifunktionsmodus (den man selbständig individuell für sich konfigurieren kann) funktioniert einfach und zuverlässig.
Der Schwimmmodus funktioniert gut, die gemessene Armfrequenz stimmt mit der Realität gut überein und auch das GPS funktioniert beim Schwimmen im Freien gut. Nur beim Indoorschwimmen stimmt die angezeigte zurückgelegte Streckenlänge mit der tatsächlichen nicht ganz exakt überein,wirklich störend habe ich das allerdings nicht empfunden, da es auf ein paar Meter mehr oder weniger beim Training nicht wirklich drauf ankommt (ein grober Richtwert genügt) und beim Wettkampfschwimmen im Freiwassser sowieso genau über das GPS gemessen wird.
Lauf- und Radmodus sind zur 310XT unverändert und bieten die gewohnt hohe Qualität, die man sich von einer Garmin Uhr erwartet.
GPS
Was allerdings etwas nervt, ist der Umstand, dass die GPS-Messung nach dem Start der Uhr zeitweise lange braucht bis sie ein Signal findet. Da hilft es dann zwar oft, dass man die Uhr vor dem Training eingeschaltet auf die Fensterbank legt, damit sie schon mal vorab ein Signal finden kann, immer hilft dieser Trick dann aber leider doch nicht. So wurde schon manch lockeres Einlaufen einer Trainingseinheit zwangsläufig und ungewollt verlängert, bis die Uhr ein Signal gefunden hatte.
Bei bewölktem Wetter, im Wald oder teilweise auch schon im Park unter ein paar Baukronen fällt das GPS teilweise leider aus oder zeigt kurzzeitig absurd schnelle oder langsame Werte an. Dieses Phänomen kenne ich allerdings auch schon von meinen anderen beiden GPS-Uhren (der Timex Ironman und der Polar RS800CX) und es tritt bei der Garmin 910XT immerhin deutlich weniger und kürzer auf, (bei der Polar Uhr hat sich dieses Problem allerdings mit dem neuen kleineren GPS-Sensor ebenfalls deutlich verbessert).
Betriebszeit& Datenübertragung
Hervorzuheben ist die lange Betriebszeit der Uhr: einmal ganz aufgeladen hält die Uhr viele Trainingseinheiten lang und selbst nach meinem Ironman wären noch ein paar zusätzliche Trainingseinheiten ohne weiteres Aufladen möglich gewesen.
Selbst wenn man die Uhr ein paar Tage nicht benutzt, bleibt der Batteriestatus fast unverändert – vorausgesetzt man schaltet die Uhr nach dem Training komplett ab. Und wenn sie wirklich einmal leer sein sollte, dann ist die Uhr aufgrund der kurzen Ladezeit schnell wieder einsatzfähig. Die Datenübertragung erfolgt wie für Garmin üblich unkompliziert und einfach.
Der Brustgurt
Weniger angenehm ist allerdings der Brustgurt auf dem der Herzfrequenz-Transponder aufgeklippt wird. Durch die etwas scharfen Kanten des Brustgurts hat es mir den gesamten mittigen Brustbereich aufgerieben, sodass ich den Garmingurt nicht mehr einsetzen konnte und kann.
Ich habe versucht, das Problem mit einem anderen Brustgurt zu lösen, allerdings funktioniert der Garmin-Transponder nur mit dem entsprechenden Garmin-Gurt, weshalb ich jetzt – paradoxer Weise – mit zwei Uhren trainieren muss: eine zur Messung der Herzfrequenz am linken Handgelenk und rechts die Garmin (ohne Herzfrequenz).
Wirklich schade, dass es Garmin nicht geschafft hat einen Brustgurt zu entwickeln, der etwas hautfreundlicher ist (egal ob Polar, Timex, Suunto, Sigma, etc., alle anderen Brustgurte stellen kein Problem dar).
Vor kurzem habe ich darüber auch mit einem Garmin-Vertreter auf einer großen Sportmesse gesprochen, der mein Problem nur mit einem Achselzucken quittiert hat und meinte, dass er davon noch nie gehört hat. Nachdem ich aber kurz danach durch Zufall von einem Sportkollegen erfahren habe, dass er dasselbe Problem mit dem Garmin-Brustgurt hat, denke ich aber, dass ich mit diesem Problem doch nicht alleine dastehe.
Schlussendlich für mich persönlich eigentlich das absolute Knock-Out-Kriterium, denn mit zwei Uhren zu trainieren und Wettkämpfe bestreiten müssen, um neben all den anderen Features und der GPS-Messung auch eine Herzfrequenz angezeigt zu bekommen, ist nicht das, was ich mir erwarte, wenn ich 449 € für eine so hochwertige Multifunktionsuhr bezahle. Und schließlich möchte ich sowohl meine Herzfrequenz als auch meine Pace exakt wissen, denn genau aus diesem Grund habe ich mir diese Uhr angeschafft.
Insofern gibt es auch bei der neuen Garmin Forerunner 910XT noch Verbesserungspotential und auch diese Multifunktions-Uhr ist – für mich – noch nicht das Gelbe vom Ei.
Fazit: Eine an sich tolle Multifunktions-GPS-Uhr für all diejenigen, die mit dem Brustgurt gut zurecht kommen (oder keinen Wert auf die Messung der Herfrequenz legen), mit einigen kleinen Restschwächen. Für 449 € allerdings auch nicht gerade günstig.
Vor allem für Triathleten und ambitionierte LäuferInnen geeignet.
Noch interessanter wird das Ganze, wenn Garmin die schon lange angekündigten Wattmesspedale auf den Markt bringt, die ja mit der Uhr kompatibel sein müssten.
Doc Tom