…ging es am Samstag für über 400 TriathletInnen in Kitzbühel beim ITU Bergsprinttriathlon hinauf auf das Kitzbüheler Horn.
Das Besondere daran war einerseits, dass sich jede/r TeilnehmerIn direkt mit der aktuellen Weltelite des Triathlonssports messen konnte, da die Profis ein paar Stunden nach den Age-Groupern auf genau derselben Strecke ihr Rennen austrugen und somit ein direkter Vergleich möglich war.
Andererseits stellte das besondere Streckenprofil dieses erstmals in einem neuen Format als Bergsprinttriathlon ausgetragenen Rennens für viele eine neue und interessante Herausforderung dar:
750m Schwimmen im wunderschönen Schwarzsee, danach mit dem Rad knapp 4,5km durch die Kitzbüheler Innenstadt und dem Anstieg über 7km mit über 850 Höhenmetern und bis zu 22,3% Steigung hinauf auf das Kitzbüheler Horn und zum Abschluss noch 2,55km Laufen mit knapp 140 Höhenmetern hinauf auf zum Alpenhaus.
Blick auf die Schwimmstrecke – im Hintergrund das Kitzbüheler Horn
Desweiteren konnte man bei diesem Rennen wieder wichtige Qualifikationspunkte für die Heim-EM im nächsten Jahr sammeln, weshalb viele gute nationale bekannte Athleten am Start standen.
Auch für mich stellte vor allem das neue Streckenprofil eine interessante Herausforderung dar, weshalb ich mich entschieden hatte, diese für mich doch ungewohnt kurze Triathlondistanz in Angriff zu nehmen.
Bereits zwei Tage davor reiste ich zusammen mit Vera nach Kitzbühel, um mir noch rechtzeitig vor dem Rennen persönlich ein Bild von der Radstrecke machen zu können und so radelte ich die 7km auf das Kitzbüheler Horn hinauf, von denen es jeder Meter in sich hat.
So war ich froh auf meinem Wettkampfrad eine Compact-Kurbel montiert zu haben, denn vor allem der letzte Kilometer vor dem Ziel war nach den bereits absolvierten steilen Radkilometern auf den Berg mit Steigungen von über 19% und einem Anstieg von 22,3% der steilste und herausfordernste. Und ganz nebenbei: auch die Abfahrt vom Horn hatte es in sich. So musste ich sogar stehen bleiben und kurz pausieren, um meine Carbonfelgen abkühlen zu lassen, da diese vom Bremsen völlig heiß gelaufen waren und ich vor dem Rennen keinen Felgen- oder Reifenschaden riskieren wollte.
Einquartiert hatten wir uns in einem Hotel nahe dem Startbereich direkt am Schwarzsee, sodass wir nicht nur einen möglichst kurzen Weg zum Startbereich und in die erste Wechselzone hatten, sondern auch die Aufbau- und Startvorbereitungen für dieses Weltcup-Event hautnah miterleben konnten.
Am Freitag trafen dann auch einige Athleten unseres LaufSportPraxis-RACING TEAMs in Kitzbühel ein, die sich ebenfalls dieser neuen Herausforderung stellen und Qualifikationspunkte sammeln wollten und gemeinsam spazierten wir in die Kitzbüheler Innenstadt um die Startunterlagen abzuholen und dem offiziellen Race-Briefing zu lauschen.
Die Startliste und Renndetails werden studiert
Dann war es soweit: der Renntag war gekommen und die Kitzbüheler Bergwelt und das Wetter zeigten sich von Ihrer triathlonfreundlichen Seite: Sonne und angenehme, aber nicht zu heiße Sommertemperaturen sowie eine Wassertemperatur von über 20 Grad führten zu einem Neoprenverbot beim Schwimmen, was einige Athleten sichtlich nervös machte.
Eingecheckt wurde am frühen Vormittag direkt in der ersten Wechselzone am Schwarzsee und das Equipment für die zweite Wechselzone wurde vom Veranstalter in die zweite Wechselzone am Berg gebracht.
Um 10.30 Uhr erfolgte dann der Startschuss für die erste der insgesamt vier Startwelle – immer in 10 Minuten Abständen – wobei ein 750m Rundkurs gegen den Uhrzeigersinn im Schwarzsee zu schwimmen war.
Im Gegensatz zu den Profis, die mittels Startsprung vom Land aus starten durften, erfolgte der Start bei uns Age-Groupern sicherheitshalber mittels Wasserstart.
Und auch hier ging es, zumindest in meiner Startwelle, aufgrund der Vielzahl an Athleten sehr turbulent zu.
Auch ich kam diesmal nicht ganz ungeschoren davon. Bereits auf den ersten Metern bekam ich einen Fusstritt ins Gesicht, wobei meine Schwimmbrille verrutschte und ich diese im allgemeinen Startgetümmel richten musste.
Auch die weiteren ersten Schwimmmeter verliefen danach sehr schlagkräftig und ich war froh schlussendlich eine kleine Gruppe gefunden zu haben, der ich mich anschließen und in deren Wasserschatten ich etwas mitschwimmen konnte, auch weil ich mich mit der Orientierung aufgrund des aufgewühlten Wassers rund um mich diesmal doch etwas schwer tat.
Doch auf einmal war auch diese Gruppe weg und ich war plötzlich scheinbar ganz allein im Wasser – kurz darauf wusste ich auch warum: ich war völlig vom richtigen Weg abgekommen und viel zu weit nach rechts abgedriftet, weshalb ich viele Zusatzmeter zurück Richtung erster Boje schwimmen musste.
Allerdings verlief zum Glück das weitere Schwimmen für mich dann ohne nennenswerte Probleme und auch die Orientierung war wieder gut möglich.
Schlussendlich zeigte meine GPS-Uhr beim Schwimmausstieg eine Schwimmstrecke von über 900m an – ein ordentlicher und unnötiger Umweg, der mir viel Zeit gekostet hatte.
Es hieß also für mich verlorene Zeit gut zu machen und nach einem schnellen Wechsel aufs Rad machte ich mir die Windschattenfreigabe zu Nutze und konnte ich einer kleinen Gruppe guter Athleten folgen und die ersten Kilometer durch die Kitzbüheler Innenstadt kräftesparend im Windschatten Richtung Anstieg aufs Kitzbüheler Horn rollen.
Es folgten die erwarteten harten und herausfordernden Kilometer hinauf auf den Berg Richtung Alpenhaus und zweiter Wechselzone und bereits auf den ersten Metern des Anstieges begannen einige Athleten von ihrem Rad zu steigen und zu schieben – und je höher man auf den Berg hinaufkam, umso mehr wurden es.
Auch viele Athleten auf Mountainbikes konnte man diesmal auf der Strecke sehen, da aufgrund der Steilheit der Radstrecke bei diesem Rennen ausnahmsweise die Verwendung von Mountainbikes erlaubt war.
Die steilsten Stellen der Radstrecke warteten dann ungefähr 600 Meter vor der zweiten Wechselzone, weshalb es hier auch aufgrund der müden Beine und der Steilheit bei einigen TeilnehmerInnen zu kuriosen „Abstiegsszenen“ vom Rad kam.
Die Räder wurden von helfenden Händen entgegengenommen und so konnten wir Athleten uns vollkommen auf den zweiten Wechsel konzentrieren.
Blick in die zweite Wechselzone – die Ruhe vor dem Sturm
Mein Weg in die zweite Wechselzone
Das war auch notwendig, denn auch die zweite Wechselzone lag in einer Steigung und die schweren Beine nach den steilen Radkilometern machten den Wechsel nicht leicht. Nachdem ich meine Wechselbox gefunden und meine Laufschuhe angezogen hatte, machte ich mich auf den Weg Richtung Laufstrecke.
Blick vom Ziel auf die zweite Wechselzone und die letzten Kehren der Laufstrecke hinauf auf das Alpenhaus
Ein Großteil der Laufstrecke führte in einen kleinen Talkessel mit unrythmischen Passagen
Zuerst ging es einige hundert Meter hinab in einen kleinen Talkessel, danach wieder bergauf zu einem Wendepunkt und wieder retour Richtung Wechselzone und von dort 600m die letzten Kehren steil bergauf Richtung Ziel am Alpenhaus, wo alle Athleten trotz des gebirgigen Terrains von einer eindrucksvollen Zuschauerkulisse empfangen wurden.
Trotz des unrythmischen Geländes und der dicken Oberschenkel vom Radfahren kam ich ganz gut ins Laufen. Die Kehren und steilen Meter vor dem Ziel waren nochmal eine ordentliche Herausforderung, doch dann hatte ich es geschafft: im Ziel angekommen und meine angepeilte Zielzeit trotz des schlechten Schwimmparts deutlich unterboten.
Belohnt wurde ich mit einer unbeschreiblichen und imposanten Aussicht über die Tiroler Bergwelt und hinab Richtung Kitzbühel und Schwarzsee.
Meine letzten Meter vor dem Ziel
Gemeinsam mit Vera, die bereits im Ziel auf mich wartete und meinen Freunden und AthletInnen unseres LaufSportPraxis RACING TEAMs feierten wir unsere Erfolge und das zu Recht: Unser Team-Junior Michael Singer, für dessen Trainingsplanung und -steuerung wir verantwortlich sind, machte sein perfektes Rennen und gewann nicht nur eindrucksvoll seine Altersklasse, sondern wurde mit seinen 17 Jahren auch 2. der Gesamtwertung und ließ dabei eine Vielzahl nationaler Top-Athleten hinter sich. Selbst beim internationalen Profirennen hätte er mit dieser Leistung überzeugen können, war er doch nicht einmal 10 Minuten (laut Kommentator 10 Sekunden 😉 ) langsamer als der Olympiasieger und Weltmeister Alistair Brownlee, der das Profirennen auf das Kitzbüheler Horn, das wir alle gemeinsam vor Ort verfolgten, gewann.
Sieger bei den Profis: Alistair Brownlee
Michael Singer holt sich seine verdiente „Sieges-Gams“ mit einer großartigen Leistung
Auch Tom Thalhammer stand als Dritter seiner Altersklasse bei der Siegerehrung auf dem Podest und auch alle anderen konnten tolle Platzierungen und wichtige Qualifikationspunkte erobern.
Auch Tom Thalhammer freut sich über seinen 3.Platz in seiner Altersklasse
Nach kurzer Verschnaufpause schauten sich einige von uns auch noch das Frauenrennen der Profis live vor Ort an, bevor wir uns nach dem Auschecken am Berg gemeinsam wieder auf den Weg hinunter Richtung Schwarzsee machten, wo wir nach kurzer Verschnaufspause und einer Dusche den Abend gemeinsam bei einem Teamtreffen direkt am Schwarzsee ausklingen und das Erlebte Revue passieren ließen.
Ein Teil unseres LaufSportPraxis-RACING TEAMs (v.l.n.r.: Michael Singer, Iris Meyer, Tom Thalhammer, Doc Tom, Vera)
Insgesamt ein interessanter, erlebnisreicher und erfolgreicher Wettkampf auf einer für mich ungewohnten Distanz in einer wunderbaren und eindrucksvollen Bergkulisse.
Ein neues Rennformat, das insgesamt gut angenommen wurde und sicherlich Potential hat.
Euer Doc Tom