Bluthochdruck (Hypertonie) ist eine der häufigsten Erkrankungen der heutigen Gesellschaft. Fast 25% der deutschsprachigen Bevölkerung leidet darunter, weshalb Bluthochdruck auch zu einer der derzeit bestimmenden Volkskrankheiten zählt.
Leider wird diese Erkrankung jedoch viel zu wenig ernst genommen und viele unterschätzen die von dieser Erkrankung ausgehende Gefahr deutlich. Warum? Viele Menschen kennen ihren Blutdruck gar nicht oder lassen ihn viel zu selten kontrollieren, weshalb man im Bedarfsfall oft schon gar nicht vorbeugend handeln kann. Hoher Blutdruck entsteht langsam und schleichend, meistens unbemerkt über Jahrzehnte, da die Erkrankung anfänglich meist symptomlos verläuft und nicht wehtut.
Allerdings birgt eine Hypertonie viele Risken und hat gravierende Folgen: über Jahre werden Gefäße geschädigt und es steigt unter anderem die Schlaganfallgefahr drastisch an, ebenso wie das Risiko für Herzkrankheiten. Auch eine Schädigung und Beeinträchtigung der Nierenfunktion ist die Folge. Und die Ursachen für zu hohen Blutdruck sind multifaktoriell. Aber selbst wenn ein hoher Blutdruck bekannt ist, ist die Behandlung oft insuffizient und 90% der behandelten Patienten erreichen ihre Blutdruckzielwerte nicht. Daraus sieht man, dass die ärztliche und medikamentöse Behandlung oft nicht ausreichen, um zum gewünschten Erfolg zu führen.
Das wichtigste Medikament im Kampf gegen den hohen Blutdruck ist außerdem der Patient selbst. Er muss erkennen, dass er nur dann erfolgreich etwas gegen seine zu hohen Blutdruckwerte machen kann, wenn er seinen Lebenstil und oftmals viele liebgewonnene Gewohnheiten ändert: so ist zB die Ernährung ein wesentlicher Faktor sowohl in der Entstehung als auch in der Bekämpfung von Bluthochdruck. Dass ein zuviel an Nahrungsaufnahme mit damit verbundenem Übergewicht sowie ein zu hoher Konsum von Salz zu erhöhtem Blutdruck führen, wissen die meisten. Dass aber auch regelmäßiger Alkoholkonsum und einige Medikamente ebenfalls einen Erhöhung des Blutdrucks mit sich bringen, ist den wenigsten bekannt. Deshalb sind bei erhöhten Blutdruckwerten die bisherigen Ernährungsgewohnheiten zu prüfen und gegebenenfalls umzustellen. Auch Salz ist in vielen Produkten des täglichen Bedarfs enthalten – oft versteckt und unbemerkt wie zB im Brot, Fertigmenüs und Wurstwaren. Ebenso sollte man auf fettreiche Nahrung, vor allem tierische Fette und Alkohol verzichten bzw. diese zumindest stark reduzieren.
Das Problem mit dem hohen Blutdruck, der falschen Ernährung und dem Übergewicht beginnt meistens schon im Kindesalter – mehr als 20% aller Kinder in der westlichen Zivilisation leiden bereits an Übergewicht und die Zahl steigt jährlich- vor allem im Altersbereich der 13- bis 18-Jährigen, wo viele schon an massivem Übergewicht leiden.
In der Kindheit wird für vieles die Basis für das weitere Leben gelegt – auch im Fall des Bluthochdrucks mit seinen Folgen – und es treten bereits in jungen Jahren Faktoren zu Tage, die prädisponierend sind: Übergewicht, Diabetes Typ II, zu wenig Bewegung mit einer deutlichen Herzkreislauf- und Ausdauerschwäche, Rauchen und Alkohol.
Laut einer Studie hat die körperliche Leistungsfähigkeit von Jugendlichen in den vergangenen 10 Jahren bei Burschen um 20 und bei Mädchen sogar um 26% abgenommen, die Zahl der übergewichtigen und rauchenden Jugendlichen allerdings deutlich zugenommen. V.a. junge Mädchen holen in Österreich in Bezug auf das Rauchen leider stark auf.
Darüber hinaus führen auch die gesellschaftlichen Umstände zu einem ungesunden Lebensstil: viele Jugendliche sitzen nur mehr herum und Fastfood, Energy Drinks und Limonaden gehören zum modernen Lifestyle der heutigen Jugend oder werden auch von Elternseite praktiziert, da durch den Leistungsdruck in der heutigen Zeit – vor allem in den städtischen Regionen – geregelte, selbst gekochte und hochwertige Mahlzeiten eine Seltenheit geworden sind. Schaut man in die Pausen- und Lunchboxen so manchen Schülers, ist von einem kindgerechten und nahrhaften gesunden Snack weit und breit nichts zu sehen – und will man mit gutem Beispiel vorangehen und sich etwas entsprechend Frisches, Gesundes und Hochwertiges in der Schulkantine holen, sind diese – falls es solche Kantinen überhaupt gibt – in nicht wenigen Fällen von zuckerigen Naschereien, fettreichen Snacks und Limonaden geprägt.
Kommt dann noch familiäre Veranlagung dazu, ist der Weg bereits im Kindes- und Jugendalter vorgegeben. Eine Studie zeigt, dass wenn beide Elternteile übergewichtig sind auch die Kinder eine 80-prozentige Wahrscheinlichkeit haben, an Übergewicht mit all seinen Folgen zu leiden. Und das hat nicht nur mit der schlechten Vorbildwirkung durch die Eltern zu tun, die oft selbst die Gefahren und Folgen unterschätzen, da sie davon noch nichts spüren. Die Folge dieser Fehlernährung und des Übergewichts sind sowohl den Kindern und Jugendlichen als auch den Eltern oft einfach nicht bewusst.
Die richtige Ernährung ist also nicht nur wichtig um ein Übergewicht zu vermeiden, sondern auch die daraus entstehenden Folgeerkrankungen wie Bluthochdruck oder auch Diabetes Typ II. Um einem Bluthochdruck nahrungstechnisch vorzubeugen wird eine ballaststoffreiche Nahrung (zB Gemüse, Vollkornprodukte), täglich eine Handvoll frisches Obst, regelmäßiger Fischkonsum und die Verwendung von pflanzlichen Fetten mit einem hohen Anteil an einfach bis mehrfach gesättigten Fettsäuren empfohlen.
Vermeiden sollte man hingegen tierische Fette und Transfette (zB sehr fettiger Käse, Backwaren etc.), einen übermäßigen Salzkonsum sowie regelmäßigen Alkoholkonsum. Die Reduktion oder das Weglassen von Salz in der Ernährung ist dabei das effektivste Mittel, um einen zu hohen Blutdruck zu senken. Und als Limonadenersatz dient das beste Getränk der Welt: frisches Wasser – und das in unseren Breitengraden fast kostenlos.
Aber auch regelmäßige Bewegung senkt erhöhte Blutdruckwerte. Studien zeigen, dass die Wirkung von regelmäßigem Ausdauertraining mit der einer blutdrucksenkenden medikamentösen Therapie gleichzusetzen ist. Das bestätigt sich auch bei gut trainierten Sportlern, die meist einen niedrigen Blutdruck aufweisen – wobei man dafür kein Leistungssportler sein muss. Schon lockeres Laufen, Radfahren oder Schwimmen zeigen einen deutlichen Erfolg. Auch Krafttraining hat in den letzten Jahren gezeigt, dass es auch für Blutdruckpatienten sinnvoll und hilfreich ist, sofern gewisse Regeln beachtet werden.
Ebenso spielt die Stressreduktion und Psyche eine wichtige Rolle , gerade in Zeiten wie diesen, wo viele Kinder bereits im Schulalter einem immensen Leistungs- und Zeitdruck ausgesetzt sind, oftmals auch noch in ihrer Freizeit. Aber auch Arbeitslosigkeit und soziale Probleme können zu Stress führen. Hier helfen Entspannungs- und Meditationstechniken, um den Blutdruck effektiv zu senken. Muskelentspannung nach Jacobson, Phantasiereisen oder auch autogenes Training sind absolut zu empfehlen, auch Biofeedbackbehandlungen können sich positiv auf den Blutdruck auswirken, ebenso Yoga. Hier muss jeder für sich probieren, womit er am besten zurechtkommt, was ihm Spaß macht und was er oder sie regelmäßig in sein Leben integrieren will und kann.
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass jede/r einzelne von uns sehr viel selbst in der Hand hat, wie er mit sich und seinem Körper umgeht. Gerade im Fall des hohen Blutdrucks ist es bereits im Kindesalter entscheidend, die Weichen entsprechend zu stellen, hier sind definitiv die Eltern, aber auch die Schulen und das weitere Umfeld gefordert. Auch, damit die Kinder von heute die – in dieser Sache – besseren Eltern von morgen sind. Allein schon die Tatsache, dass durch eine ausgewogene und richtige Ernährung sowie ein regelmäßiges moderates Ausdauertraining die Gefahr für Bluthochdruck deutlichst gesenkt werden kann, bei bereits bestehendem Bluthochdruck einer medikamentösen Blutdrucksenkung gleichzusetzen (!) ist und uns damit viele Folgeerkrankungen und Leid erspart bleiben würde, sollten für jeden Anreiz genug sein, um seinen Lebensstil und seine Gewohnheiten zu überdenken und gegebenfalls zu optimieren. Denn Bluthochdruck mag harmlos klingen, er ist es aber wie geschrieben ganz und gar nicht.
Alles beginnt jedoch erst einmal damit seinen eigenen Blutdruck überhaupt zu kennen. Also: ran an die Messgeräte! Viele Apotheken bieten diesen Dienst an, also schaut dort mal auf einen Sprung vorbei, es dauert auch nicht lange ;-).
Doc Tom