Roland Scheiber ist Physiotherapeut und verstärkt seit über einem Jahr unser LaufSportPraxis Team. Wir wollen euch einen Einblick in seinen Berufsalltag geben und haben ihn deshalb zu seiner Tätigkeit, seinem Entschluss für diesen Beruf und seinem eigenen Training befragt.
Vera: Roland, wie bist du selbst das erste Mal mit Physiotherapie in Kontakt gekommen?
Roland: In meiner Jugend habe ich Handball gespielt und war oft verletzt. Mit 17 hatte ich schon meinen zweiten Kreuzbandriss im Knie hinter mir, und wie oft ich mir die Bänder im Sprunggelenk gerissen habe, weiß ich gar nicht mehr. Bei so einer Verletzungskarriere kommt man nicht um etliche physiotherapeutische Behandlungen herum.
War das dann die Initialzündung für deinen Entschluss, dass du selbst auf diesem Gebiet arbeiten willst?
Das war rückblickend betrachtet sicherlich ausschlaggebend.
Was hat sich geändert seit deinem ersten Kontakt mit der Physiotherapie vor 20 Jahren?
Mitte der 90er ist die Sportphysiotherapie bei uns in Österreich im Breitensport bzw. im Nachwuchsbereich sicherlich noch in den Kinderschuhen gesteckt. Man wurde in der Therapie zwar auf den Alltag vorbereitet, aber viel zu wenig auf Sport und Training. Andererseits hatten die Trainer damals sicher auch keine gute Meinung von den Therapeuten.
Was sich mittlerweile ja gewandelt hat, oder?
Ja, Gott sei Dank. Trainingswissenschaftliche Erkenntnisse fließen immer mehr in die Therapie ein, und das sportmedizinische Wissen ist deutlich gestiegen. Dadurch hat sich die Qualität der sportartspezifischen Betreuung wesentlich verbessert.
Wie sieht dein Arbeitsalltag als Physiotherapeut aus?
Bei mir ist kein Tag wie der andere, manchmal ist viel zu tun und manchmal weniger, vor allem in der Urlaubszeit. Viele Patienten können nur vor oder nach der Arbeit zur Therapie kommen und somit arbeite ich häufig auch früh am Morgen bzw. abends.
Welche Patienten kommen zu Dir?
In der LaufSportPraxis betreue ich hauptsächlich Läufer und Triathleten, in der anderen Praxis arbeite ich mit Patienten von 9 bis 90 Jahren mit unterschiedlichsten Beschwerden.
Was sind deine Spezialgebiete?
Ich arbeite zu 95% im orthopädischen und unfallchirurgischen Bereich. Meine Spezialgebiete sind sicherlich manuelle Therapie und Sportphysiotherapie. Ergänzt wird das ganze durch Faszientherapien (FDM), CranioSacral Therapie und anderes. Außerdem behandle ich Skoliosepatienten nach Schroth.
D.h. du arbeitest nicht auf ein paar Gelenke spezialisiert, sondern ganzheitlicher.
Genau. Ein großer Teil der Patienten hat Rückenbeschwerden, in welcher Form auch immer. Aber auch die anderen Gelenke behandle ich häufig: Hüfte, Knie, Fuß, Schulter, Ellbogen, Handgelenk – da bleibt nicht mehr viel übrig J. Man darf als Therapeut auftretende Beschwerden auch nicht nur lokal betrachten, sondern muss auch die Zusammenhänge sehen. Wenn jemand Schulterbeschwerden hat, muss ich mir auch die Wirbelsäule anschauen. Das klingt jetzt in der Theorie sicher einfacher als es in der Praxis oft ist. Wenn jemand Schmerzen beim Laufen hat, muss ich mir auch die Athletik anschauen. Ein Sportler läuft vielleicht 5 km gut und dann beginnen die Knie in alle Richtungen auszuweichen. In so einem Fall kann man auch nur bedingt am Knie selbst etwas machen, hier ist es dann viel wichtiger die gesamte untere Extremität bzw. die Wirbelsäule zu trainieren.
Wie wichtig sind dir dabei Teamarbeit und interdisziplinäres Vorgehen?
Sehr wichtig. Zusammenarbeit mit anderen Fachrichtungen bringt auch dem Patienten am meisten. Deshalb schätze ich es, dass wir in der LaufSportPraxis gut Hand in Hand arbeiten können, von der medizinischen Untersuchung und Behandlung bei Doc Tom über die Therapie bei mir bis hin zum Training bei dir J.
Stimmt, diese Art der Betreuung sehe ich auch als am sinnvollsten an. Stichwort Interdisziplinäre Zusammenarbeit: damit das auch in anderen Praxen und Teams besser funktioniert, engagierst du dich sehr im Bereich Fortbildung, und zwar sowohl für Therapeuten wie auch Ärzte.
Ja, denn grundsätzlich gibt es in diesem Bereich in Österreich ein großes Interesse. Gemeinsam mit Kollegen organisiere ich deshalb Fortbildungsveranstaltungen, bei denen Ärzte und Physiotherapeuten voneinander und miteinander lernen. Nähere Infos zu unserer Gesellschaft für interdisziplinäre Zusammenarbeit gibt es hier.
Abschlussfrage: wenn du nicht gerade arbeitest, was machst du dann in deiner Freizeit? Wie sieht dein eigenes Training aus?
Ich habe jetzt 5 Jahre Triathlontraining und etliche Wettkämpfe hinter mir. Momentan fehlt mir aber die Zeit, Schwimmen, Radfahren und Laufen weiter zu forcieren. Ich möchte auch wieder mehr Zeit in den Bergen beim Wandern und Bergsteigen verbringen. Daher werde ich heuer bei weniger Bewerben starten. Ansonsten halte ich mich mit Krafttraining, Kettlebell Training und lockeren Laufeinheiten fit.