Zucker ist mittlerweile überall. Jeder, der die Inhaltsstoffe auf Lebensmittelverpackungen liest, kennt den Moment, wo man sich fragt, was Zucker in diesem Lebensmittel eigentlich zu suchen hat. Sogar in herkömmlichen Supermarkt-Hunde- und Katzenfutter findet sich Zucker, auch, wenn er oft anders deklariert wird, als Zuckerrübenschnitzel, Caramell oder was auch immer. Fakt ist: Zucker hat sich komplett in die Lebensmittelindustrie eingeschlichen, der weltweite Zuckerkonsum hat sich in den letzten 50 Jahren verdreifacht. Wer nicht genau hinschaut und die Inhaltsstoffe liest, der bekommt mehr Zucker ab, als er es für möglich gehalten hätte, womit ein Teufelskreis beginnt, denn Zucker macht Appetit auf mehr und erzeugt laut vielen Wissenschaftlern im Gehirn sogar jene Aktivitätsmuster, die man auch bei anderen Suchtmitteln wie Drogen vorfindet.
Versteht mich nicht falsch, ich plädiere nicht für eine komplett zuckerfreie Welt, weil ich das für wenig realistisch halte, sondern vielmehr für einen bewussteren Umgang damit. Und genau hier kommt dieses Buch ins Spiel, das ich euch heute vorstellen möchte. „Pur. Weiß. Tödlich. Wie der Zucker uns umbringt – und wie wir das verhindern können„* ist eine überarbeitete und mit neuen Forschungserkenntnissen aktualisierte Auflage von John Yudkin’s Bestseller aus den 70er Jahren.
John Yudkin war ein britischer Physiologe und Ernährungswissenschaftler und einer der ersten, der sich der Zucker-Thematik annahm, da er erkannt hatte, dass Zucker eine der Hauptursachen für Übergewicht und Herz-Kreislauf-Erkrankungen darstellt. Die nun vorliegende Neuauflage wurde mit einem Vorwort des amerikanischen Kinderarztes Prof. Robert Lustig ergänzt, der sich auf wissenschaftlicher und praktischer Ebene mit dem Thema Fettleibigkeit auseinandersetzt. Lustig beschreibt darin, dass in den 70er Jahren auf die „Low-Fat-Bewegung“ gesetzt wurde, um das Herzinfarkt-Risiko zu reduzieren, also dass somit jegliches Fett zu etwas „Bösem“ verwandelte, während auf die – schon damals von Yudkin aufgeworfene These – Zucker wäre das Problem, nicht eingegangen wurde, wohl auch deshalb, weil Yudkin damals nicht über das umfangreiche Datenmaterial verfügte, auf welches die Wissenschaft heute zurückgreifen kann. Er konnte damals noch nicht belegen, dass Zucker eine Insulinresistenz hervorruft, eine Fettleber auslösen kann oder eben süchtig macht. Aber er zeigte auf, dass Zucker in direkter Korrelation mit Zahnkaries, Gicht, einigen Autoimmunerkrankungen, koronaren Erkrankungen und Krebs steht und damit die Sterblichkeitsrate direkt beeinflusst.
Nachdem sich in den letzten Jahrzehnten viel getan hat – man denke an die überall verfügbaren 2-Liter-Softdrink-Flaschen, gezuckertes Ketchup, Dressing, sonstige Fertiggerichte, Kuchen, Wurst, gezuckertes Essen in Restaurants, damits schmeckt, Glukose-Fruktose-Sirup überall, dazu Stress und Leistungsdruck, welche erst recht in die tröstenden Arme des süßen Zuckers treiben – ist dieses Buch aktueller denn je. Besonders unsere Kinder weisen vielfach einen Ernährungszustand auf, der nur so vor Süße strotzt, was es nicht verwunderlich macht, dass Übergewicht und Fettleibigkeit inklusive Folgeerkrankungen wie Diabetes Typ II bereits in teils sehr jungen Jahren verbreitet sind und zumeist mit ins Erwachsenenalter genommen werden, da Essgewohnheiten im Kindesalter ausgebildet werden und es alles andere als einfach ist, diese später wieder zu ändern.
Wer mehr über die Wirkung von Zucker erfahren will, findet in „Pur.Weiß.Tödlich.“ wesentliche Informationen und wird sich nach der Lektüre in Zukunft wohl eher überlegen, wieviel Zucker es wirklich braucht. Ich persönlich verbanne Zucker nicht aus meinem Speiseplan, aber ich achte darauf, wieviel Zucker ich esse, trinke keine Softdrinks oder andere industriell gesüßte Getränke (auch kein Mineralwasser mit Geschmack, keine Fruchtsaftschorlen, keine Cocktails bzw. Alkohol generell) und greife nicht täglich zu Kuchen, Keksen & Co. Auch bei Sportergänzungsprodukten wie Mineralstoffdrinks, Gels etc. bin ich vorsichtig und setze sie wenn, dann gezielt und so wenig wie möglich ein. Esse ich allerdings beispielsweise im Urlaub für ein paar Tage täglich Kuchen oder Eis, spüre ich sehr schnell, dass mein Körper auch nach dem Urlaub gerne weiterhin mehr davon hätte. Deshalb ist es für mich wichtig, Gewohnheiten dieser Art gar nicht erst einreißen zu lassen, weshalb es auch nicht täglich Fruchtschnitten oder Fruchtriegel gibt, auch wenn es noch so gesund wirkt und als etwas Gutes verkauft wird, ein Blick auf die Inhaltsstoffe genügt, um zu sehen, wieviel Zucker (in welcher Form auch immer) sich dahinter verbirgt.
Ich bin der Meinung, dass es uns nicht schadet, wenn wir insgesamt weniger Süße in unserem Alltagsessen und unseren Getränken haben, weil man sich innerhalb weniger Wochen daran gewöhnt. Mit ein Grund, warum ich es nicht sinnvoll finde, statt Zucker dafür überall und täglich alternative Süßigungsmittel zu verwenden, weil man seinen Geschmack auch damit auf „süß“ hintrainiert. Außerdem schmeckt es auch ganz anders, wenn man sich bei weniger Zuckerkonsum dann bewusst ab und an Kekse, Kuchen, Eis oder Sonstiges gönnt, man nimmt den süßen Geschmack viel intensiver wahr. Wer längere Zeit dunkle Schokolade anstelle von Milchschokolade gegessen hat, weiß was ich meine. Man erlebt plötzlich wie süß etwas tatsächlich ist. Und das ist in meinen Augen gelegentlich auch okay, aber eben nicht jeden Tag. Gerade für unsere Kinder wünsche ich mir wirklich, dass hier seitens der Eltern und des weiteren Umfelds viel mehr darauf geachtet werden würde, denn man gibt ihnen durch das Anerziehen von zuckerhaltiger Ernährung wirklich ein sehr schweres Paket für ihren weiteren Lebensweg mit, besonders in einer Welt, wo zuckerhaltige „Lebens“-mittel überall und zu jeder Zeit im Überfluss zur Verfügung stehen.
Preis: ca. 14,99 Euro, erhältlich u.a. hier
* Rezensionsexemplar
[…] bereits einige „Zucker-Bücher“ auf dem Markt – einen der Klassiker, nämlich Pur. Weiß. Tödlich. haben wir bereits vor einiger Zeit hier am Blog vorgestellt – falls ihr […]