Ich habe dieses Buch vor einiger Zeit als Rezensionsexemplar bekommen und war gleichermaßen neugierig und skeptisch. Neugierig, weil ich wissen wollte wie der Autor ein solches Thema abarbeiten würde, skeptisch, weil ich dem persönlich ablehnend gegenüberstehe. Wie ihr als LeserInnen unseres Blogs wisst, bin ich von einer nachhaltigen Ernährungsumstellung überzeugt und halte nichts von Diäten. Ich mag bereits das Wort nicht, zumindest nicht in diesem Wortsinn. Das liegt vielleicht auch daran, weil ich durch meine Arbeit oft genug Leute kennenlerne, die nach vielen Diäten einfach nur noch verzweifelt sind, weil sich trotz aller Mühe nichts tut oder wenn sich mal etwas getan hat, ziemlich bald ein gnadenloser Jojo-Effekt hinzugesellt.
Ich war also gespannt, wie Dr. Dr. Michael Despeghel dieses, in meinen Augen heikle, aber derzeit ziemlich gehypte Thema, abhandeln würde. Denn auch wenn man selbst nicht viel von bestimmten Konzepten hält, sollte man meiner Meinung nach Hintergrund-Infos dazu besitzen, gerade weil auch immer wieder Fragen von Klienten kommen, die durch die Medien oder Bekannte auf neue Themen und Hypes aufmerksam geworden sind und natürlich wissen wollen, ob dahinter eine sinnvolle, für sie nützliche Abnehm-Möglichkeit steckt.
Zum Buch
Das Buch beginnt praxisbezogen und liefert einen Beispielfall, der – natürlich – positiv endet. Dieser Fall soll dem Leser wohl zeigen: die Methode funktioniert und du kannst es auch. Es ist die Optik und weniger die Gesundheit, die an dieser Stelle im Mittelpunkt steht, es wird v.a. emotional und weniger rational argumentiert. Es scheint darum zu gehen, den Leser abzuholen, er soll sich verstanden fühlen. Das war auch der Zeitpunkt, in dem ich mich sehr bestätigt fühlte, was das Buch anging, denn in diesen ersten Seiten war der Titel wirklich Programm. Dann aber wendet sich das Blatt: es werden sämtliche klassische Diäten beleuchtet und erklärt, warum sie schlecht für den Körper sind, dass dabei vorwiegend eben nur wertvolle Muskelmasse abgebaut wird, aber das Fett bleibt. Dass somit aber der Grundumsatz an Kalorien sinkt, weil es besonders die Muskeln sind, die diesen erhöhen. Es werden Mythen diskutiert, vom Heilfasten über Light-Produkte bis hin zu dem weit verbreiteten „viele kleine Mahlzeiten“-Schema. Kurz: es werden Informationen vermittelt, die für viele sicherlich sehr hilfreich sind, v.a. wenn sie sich bisher noch nicht besonders viel mit diesen Hintergründen auseinander gesetzt haben.
Im Anschluss wird auf die Körperzusammensetzung eingegangen und auch das Thema Älter werden und die damit verbundenen ablaufenden körperlichen Veränderungen aufgezeigt. Auch der psychologische Hintergrund wird an dieser Stelle beleuchtet: wie und warum wurde ein bestimmtes (Ess)Verhalten erlernt, welche Rolle spielt die eigene Psyche, was trägt der eigene Lifestyle dazu bei.
Dann wechselt der Fokus auf ein wesentliches Thema in Sachen Gesundheit, nämlich dem Bauchfett: es wird erklärt, warum dieses schlecht für die Gesundheit ist, was es „anrichten“ kann, welche Rolle unsere inneren Organe spielen und warum auch die Hormone hier ein großes Wort mitzureden haben. Spätestens an dieser Stelle kann man festhalten: aus dem oberflächlichen, emotional ansprechenden Anfang wurde der Leser nach und nach an relevante Informationen und Fakten herangeführt, Wissensvermittlung wird an dieser Stelle groß geschrieben.
Es wird erklärt, dass in unseren Breitengraden zu süß, zu fett und zu viel gegessen wird, dass zu viel Stress vorherrscht und dass das Stresshormon Cortisol kein figurfreundliches darstellt. Und spätestens an dieser Stelle kommt dann auch das Thema Bewegung ins Spiel, indem Gründe für mehr Bewegung genannt werden und später konkret aufgezeigt wird, was unter „mehr Bewegung“ zu verstehen ist. Es wird darüber hinaus auch erläutert, dass Rauchen nicht nur der Lunge, sondern dem gesamten Körper schadet. Ebenso wird die Rolle des Stoffwechsels beschrieben und erklärt, wie man Verbesserungen herbeiführen kann. Schlussendlich folgt ein detaillierter Selbstcheck, der dem Leser dabei helfen soll, den eigenen Status Quo zu erheben und im Anschluss die entsprechenden Schritte zu setzen.
Ihr merkt: wenig zum Thema 2-Tage-Diät, dafür viel Wissensvermittlung (über die genauen Inhalte dieser Wissensvermittlung können Experten natürlich immer diskutieren, im Gesamten halte ich es aber soweit für recht gelungen, um Laien an bestimmte, gesundheitliche wichtige Themen heranzuführen).
An dieser Stelle switched das Buch wieder ein bisschen, indem es zum eigentlichen Thema, nämlich der 2-Tages-Diät und dem damit möglichen Diäterfolg zurückkommt. Für mich klingen die Erläuterungen dazu nicht vollkommen rund, aber das mag auch daran liegen, dass ich solche Konzepte generell hinterfrage und ablehne, wohlwissend aber, dass es genug Leute gibt, die darauf schwören, weil es bei ihnen funktioniert und für sie persönlich ein möglicher Weg war bzw. ist. Ich kann nur sagen: ich würde es nicht empfehlen, aber wenn sich jemand dafür entscheidet, dann sollte es möglichst gesund und möglichst sinnvoll passieren. Für dieses Unterfangen findet man im Buch ab Seite 109 viele Rezepte, die dabei helfen sollen an den zwei Diättagen jeweils nur rund 500 kcal durch die Hauptmahlzeit aufzunehmen. Die Gerichte unterteilen sich je nach Ernährungsregime (18 Gerichte mit Fleisch, 12 mit Fisch, sieben vegetarische und zwei vegane Varianten). Die Theorie dahinter: an zwei Tagen pro Woche sollte es jeweils nur 500 kcal in Form von eiweißreichen Mahlzeiten, Getränke wie Wasser, Kaffee oder ungesüßte Tees plus als weiterer Mahlzeitenersatz Gemüsebrühe geben, an den restlichen fünf Tagen darf „normal“ gegessen werden. Es wird aber auch darauf verwiesen, dass es durchaus besser und sozusagen das Langzeitziel wäre auch an den anderen fünf Tagen nach und nach die Ernährung umzustellen, um die Gewichtsreduktion zu unterstützen. Das ist wohl auch die Stelle, die bei den Lesern mit Hoffnung auf „nur“ zwei Tage Verzicht nicht so gut ankommen wird, ebenso wie das konkretisierte Sportprogramm, das im Anschluss vorgestellt wird, wobei hier v.a. auf Kraftübungen und kurze, hochintensive Bewegungsformen – Ausführung je nach körperlicher Konstitution, welche durch angeführte Tests erhoben wird – verwiesen wird. Diese auf die unterschiedlichen Level adaptierten Trainingkonzepte sollen zusätzlich dabei helfen, mehr Bewegung zu integrieren. Abgerundet wird das Beschriebene mit einem eigenen Kapitel, das erklärt, wie man schwere Phase meistert und dranbleibt.
Alles in allem wird in dem Buch versucht, Wissen und Handlungskompetenz zu vermitteln, was ich als positiv erachte. Die Diät-Maßnahme als solche halte ich aber für nicht wirklich einleuchtend bzw. erstrebenswert. Wenn schon, dann reicht meiner Meinung nach ein „Entlastungstag“ pro Woche in Form eines Trinktages, an dem Flüssigkeiten getrunken werden, die nicht belasten (also keine Limonaden oder andere gesüßte Säfte), sondern Tee und Gemüsesäfte und/oder Gemüsebrühe. Mehr als einen Tag halte ich persönlich für nicht sinnvoll.
Fazit: Trotz der Kritikpunkte bin ich von dem Buch dennoch positiv überrascht, da es dem Leser trotz seines Titels schlussendlich eine nachhaltige Ernährungsumstellung sowie regelmäßige Bewegung nahelegt. Es werden viele relevante Informationen geliefert, die im besten Fall zu einem Umdenken beitragen. Ebenso positiv zu vermerken ist, dass dem psychologischem Aspekt Raum gegeben wird, denn Ernährung hat zu großen Teilen mit unserem allgemeinen Befinden zu tun.
Alles in allem bin ich von der Methode an sich nicht überzeugt, denn meiner Ansicht nach geht es schlussendlich darum, seine Ernährung nachhaltig und nicht nur an zwei Tagen pro Woche umzustellen, was nicht heißt, dass Süßigkeiten, fettes Essen & Co nie mehr erlaubt sind, es sollte vielmehr ein maßvoller Umgang damit erlernt werden, was in Zeiten des Überflusses (und der unterschiedlichsten Essstörungen) zugegebenermaßen kein leichtes Unterfangen ist. Wer dennoch nur an zwei Tagen verzichten will, findet in diesem Buch eine Anleitung dafür – plus weitere Informationen, die hoffentlich dazu beitragen, dass nach und nach weitere Umstellungen dazu kommen.
Preis: ca. 9,99 Euro
* Rezensionsexemplar
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