„Früchtewampe“ – dieser Titel fällt auf. Und ja, er ist reißerisch. Aber er trägt auch Wahrheit in sich. Denn es stimmt, auch Obst kann dick machen, auch vermeintlich Gutes kann irgendwann zu viel sein. Ebenso ist es mit einigen Gemüsesorten, außerdem können in manchen Fällen große Portionen Rohkost zu Verdauungsbeschwerden führen. Wie immer im Leben macht die Dosis das Gift und die kann bei dem einen hoch und bei dem anderen ganz ganz niedrig sein.
Das Buch* machte mich aber v.a. deshalb neugierig, weil ich Reaktionen auf bestimmte Lebensmittel, über die im Buch auch detailliert berichtet wird, aus eigener Erfahrung kenne (wobei ich wie viele Wissenschaftler auch der Meinung bin, dass es nicht unbedingt „normal“ ist, Unmengen an Fruktose und Laktose zu vertragen, insofern sehe ich diese „Intoleranzen“ nicht als negativ an). Ebenso wie die Autorin, die Schweizerin Romy Dollé, die selbst auf ein zu viel an Fruktose, Laktose und Histamin reagiert.
In ihrem neuen Buch will sie aufzeigen, dass eine vermeintlich gesunde Ernährung individuell auch nach hinten losgehen kann. Und dabei ist die Optik eines sichtlich aufgeblähten Bauches wohl noch das geringste Problem, denn zu viel Fruchtzucker (und wir sprechen hier nicht von kleinen, sondern wirklich großen Mengen Fruchtzucker) kann auch zu einer Insulinresistenz, einem Anstieg der Triglyzeride, Diabetes Typ II und einer beschleunigten Arteriosklerose führen. In diesem Punkt gebe ich der Autorin auf jeden Fall Recht, gerade weil in der heutigen Zeit nicht nur gewöhnlicher Zucker überall vorkommt, sondern auch Unmengen von der – viel natürlicher und gesünder klingenden – Fruktose, die besonders gerne in Fertiggerichten, Getränken & Co verwendet wird. Aber auch das Obst wird immer süßer und größer gezüchtet. In Summe kann da jeden Tag also leicht mehr zusammen kommen als man glauben mag.
Die Hintergrundinformationen über Fruktose und auch Laktose und Histamin sowie die Experten-Ausführungen dazu halte ich deshalb für gelungen und wichtig, denn dieses Wissen ist leider immer noch nicht allzu weit verbreitet.
Auch wenn das Buch immer wieder die Optik des Bauches erwähnt und einen praktischen Ansatz dagegen und Fotos inklusive Erfahrungsberichte von Testpersonen liefert, wie man es zu einem schlanken, straffen Bauch bringen kann, so spricht es in Folge auch das allgemeine Wohlbefinden und die gesamte Gesundheit an, was ich noch für sehr viel wichtiger halte. Denn zu viel Fruktose kann nicht nur den Bauch förmlich aufblasen, ihn zum Schmerzen, Zwicken und Stechen bringen, sondern auch die Stimmung in den Keller rasseln lassen. Auch Laktose und Histamin haben da einiges in petto, wenn man darauf reagiert. Wie man dem Bauch wieder etwas Beruhigung schenken und dem Darm Gutes tun kann und warum Bewegung in Form von effektiven Workouts (zB wie Tabata und anderes High Intensity Interval Training), ausreichend Schlaf und Entspannung ebenfalls von großer Bedeutung sind, wird deshalb ebenfalls ausführlich beschrieben, was ich absolut gut finde. Mit dabei sind außerdem natürlich auch viele Rezepte plus Mahlzeitenpläne, die an die Pure Food Paleo-Philosophie angelehnt sind.
Fazit: Es macht Sinn, den eigenen Konsum von Obst und anderen Lebensmitteln, die zB Fruktose oder auch Laktose oder Histamin enthalten, einmal zu überdenken und zu überlegen, ob es hier vielleicht Zusammenhänge gibt, die das eigene Wohlbefinden negativ beeinflussen. Was mir sehr gut an dem Buch gefällt, ist der Blick auf das große Ganze, indem Entspannung, Erholung, Schlaf und Bewegung ebenfalls miteinbezogen werden. Schlussendlich zählt nämlich nicht die Optik, sondern die Gesundheit von Körper, Geist und Seele. Auch das Hochhalten der Individualität erachte ich als sehr wichtig, denn die individuelle Verträglichkeit ist wirklich höchstunterschiedlich und sollte nicht über einen Kamm geschoren werden.
* Rezensionsexemplar