Das heutige Interview dreht sich um das Thema Radiologie und ich freue mich, dafür eine meiner engsten, langjährigen Freundinnen gewonnen zu haben, nämlich Dr. Bettina Schuck.
Bettina ist erfahrene Radiologin, verheiratet und Mutter. Wie ich ist sie auch eine große Tierfreundin, weshalb ein Rhodesian Ridgeback Rüde die Familie komplettiert. Sie ist außerdem begeisterte Tennisspielerin, eine sehr gute Radfahrerin, die mich bei sämtlichen Triathlons auf der Radstrecke immer überholt hat 😉 und – und darum soll es heute gehen – eine passionierte Ärztin, deren fachliche Kompetenz ich mehr als schätze und die ich nur weiterempfehlen kann, wenn man eine versierte Radiologin sucht.
Im heutigen Interview soll es aber nicht nur um ihr Fachgebiet Radiologie gehen, sondern auch um die Frage der Vereinbarkeit von Familie und Beruf, was sicherlich für viele Leserinnen eine spannende ist. Wir wünschen viel Spaß beim Lesen 🙂
Vera: Liebe Betty, danke, dass du dich zu diesem Interview bereit erklärt hast. Ich würde mit dir heute gerne über dein Fachgebiet, die Radiologie sprechen. Für alle, die keine Vorstellung darunter haben: Was macht eine Radiologin bzw. ein Radiologe genau?
Danke liebe Vera für deine lieben Worte. Um Radiologin zu werden muss man vorerst Medizin studieren und kann dann nach dem Studium direkt in das Fach Radiologie einsteigen. Da ich noch alte Studienordnung bin, habe ich davor noch die Ausbildung zum Allgemeinmediziner absolviert (Anmerkung: eine drei Jahre lange Ausbildung, in Österreich als „Turnus“ bekannt) und hab danach mit der Fachrichtung Radiologie begonnen. Das ist eine sechsjährige Ausbildung mit einer Facharztprüfung. Diese habe ich im Krankenhaus der barmherzigen Brüder in Wien absolviert und bin seit 2014 als selbständige Radiologin in verschieden Ordinationen tätig.
Welche Arten von radiologischen Untersuchungen gibt es eigentlich? Und welche befundest du persönlich am liebsten und warum?
Die Arbeit eines Radiologen ist sehr vielfältig. Ein Radiologe arbeitet größtenteils im Hintergrund sprich hat nicht immer direkten Patientenkontakt. Man befundet CT, MRT, konventionelle Röntgenbilder und Mammographien. Kontakt mit Patienten hat man wiederum bei Ultraschall-Untersuchungen, Phlebographien, Nierenröntgen-Untersuchungen oder auch bei Magen und Darmuntersuchungen mit Kontrastmittel.
Als weiteres Teilgebiet zählen Punktionen (zur Gewebsgewinnung zur genauen Diagnose bei neu entdeckten Tumoren), das Legen von Drainagen oder Infiltrationen, die mit Hilfe verschiedener Geräte (Durchleuchtungen, CT) punktgenau appliziert werden können.
Außerdem beschäftigt sich der Radiologe auch mit den Gefäßen. D.h. genaue Untersuchungen der arteriovenösen Gefäßsituation wie bei Angiographien, Verkalkungen der Arterien, akuten Verschlüssen, venöse Insuffizienzen usw., auch Freilegung bei verschlossenen oder verengten Gefäßen mit Hilfe von Stents etc.. In der akuten Intervention können auch Gefäßverschlüsse im Gehirn bei Schlaganfällen eröffnet werden.
Also: Das Aufgabengebiet ist sehr vielfältig und sehr abwechslungsreich.
Deshalb ist die Arbeit im Krankenhaus und/oder in einer Praxis (hier findet dann nur Diagnostik ohne Intervention statt) definitiv nie eintönig.
Da die Radiologie ein so weitreichendes Fachgebiet ist und man vom Neugeborenen bis zum Greis alle Erscheinungsbilder von den diversesten Erkrankungen im Kopf haben sollte, fallen jährlich viele Fort- und Weiterbildungen an. Natürlich kann man sich aber auch auf eine bestimmte Richtung spezialisieren und sein Wissen in einem Zentrum wie an den verschiedenen Uni Kliniken in diesem Spezialgebiet vertiefen.
Da ich in vier verschiedene Ordinationen arbeite, die insgesamt alles abdecken, was man im niedergelassenen Bereich anbieten kann, ist meine Arbeit sehr abwechslungsreich. Zu meinen Steckenpferden zählen aber v.a. schnittbild-Untersuchungen wie CT und MRT, aber auch Mammographien mache ich sehr gerne. Auf Grund dieser breiten Fächerung meines Einsatzgebietes sind mehrere jährliche Fortbildungen notwendig, um immer am aktuellsten Stand der Dinge zu bleiben. Gerade in der Radiologie entwickelt sich alles stetig weiter, um bestimmte Erkrankungen noch besser visualisieren zu können.
Welche Rolle spielen die jeweiligen radiologischen Geräte? Und worauf sollte man als Patient bei der Auswahl eines radiologischen Instituts bzw. Arztes achten?
Die Auswahl der Geräte für die Diagnostik ist je nach Fragestellung sehr unterschiedlich und in erster Instanz durch den zuweisenden Arzt zu treffen. Als Radiologe kann man dann die Auswahl je nach vorhandenen Geräten noch optimieren, um die Fragestellung auch optimal beantworten zu können. Außerdem können sich auch Folgeuntersuchungen ergeben.
Die Wahl des Radiologen seines Vertrauens trifft in erster Linie der praktische Arzt oder Facharzt. Wählt man selbst das Radiologie Institut kann man sich im Internet informieren, welche diagnostischen Verfahren angeboten werden. Vielleicht hat man schon selbst oder auch Bekannte gute Erfahrungen mit einzelnen Instituten gemacht.
Generell lassen sich aber nicht alle Fragestellungen mit allen Geräten gleich gut beantworten, zum Beispiel ist das gern eingesetzte MRT nicht immer die beste Modalität und es kann notwendig werden, dass nach einer MRT Untersuchung noch nachfolgende Untersuchungen mit CT, Ultraschall oder konventionelle Röntgen empfohlen werden.
Um zum Beispiel Mammographien befunden zu können, wurde in Österreich ein hohes Level für Radiologen geschaffen, was die Anzahl der jährlich zu befundenden Mammographien, als auch was die notwendigen Fortbildungen betrifft. Daher ist ein Radiologe, der berechtigt ist, Mammographien zu befunden, diesbezüglich hochqualifiziert. Natürlich spielen bei dieser, oft mit der verständlichen Angst vor Brustkrebs besetzten Untersuchung aber natürlich auch persönliche Maßstäbe wie Sympathie eine große Rolle und nicht jeder Radiologe ist für jede Patientin passend.
Wusstest du schon während des Studiums, dass du dieses Fachgebiet wählen möchtest oder haben dich damals auch andere Fächer interessiert und wenn ja, wieso ist es schlussendlich die Radiologie geworden?
Da ich während des Studiums auf einer radiologischen Abteilung famuliert habe (also dort ein Praktikum gemacht habe, das nennt man in der Medizin „famulieren“), hab ich schon frühzeitig mein Herz an die Radiologie verloren. Nach dem Turnus (Anmerkung: dreijährige Ausbildung zum Allgemeinmediziner) war ich Dauersekundarärztin auf einer Unfallabteilung, wo man u.a. auch immer wieder Röntgenbilder befundet. Das hat mir damals mehr Spaß gemacht als die Akutversorgung am Patienten und so hab ich den Entschluss getroffen, Radiologin zu werden und habe glücklicherweise auch eine Ausbildungsstelle für die Facharztausbildung dafür bekommen. Ansonsten hätte ich mir auch noch Anästhesie als Fachgebiet vorstellen können.
Dein Mann ist auch in der Radiologie tätig. Sprecht ihr zuhause viel über die Arbeit und Fachliches oder trennt ihr Berufliches und Privates strikt?
Dass wir zuhause auch radiologische Fälle besprechen, lässt sich natürlich nicht vermeiden, aber es ist für mich als selbständige Radiologin auch ganz interessant, von Fällen im Krankenhaus zu hören. Außerdem kann man sich so gegenseitig auch gut bei kniffligen Fragestellungen unterstützen.
Du bist seit knapp über einem Jahr Mutter einer Tochter. Wie schaffst du es Familie samt jungem Hund und Beruf zu vereinbaren?
Schwierige Frage. Derzeit klappt das ganz gut, auch deshalb weil meine Eltern unterstützend eingreifen und helfen, sonst wäre es natürlich nicht so einfach und man müsste viele Abstriche machen. Da ich aktuell aber nur eingeschränkt und noch nicht wieder 100% arbeite, lässt es sich derzeit gut vereinbaren und es bleibt auch noch genügend Zeit für Kind, Mann und Hund übrig, plus man fehlt im Beruf nicht allzu lange, was mir auch wichtig ist.
Liebe Betty, herzlichen Dank für deine Zeit und das Interview 🙂