“Der vermutlich schnellste Schuh der Welt” – so steht es auf der Homepage des Herstellers.
Im Frühjahr im Triathlonmagazin zum ersten Mal erstaunt wahrgenommen, auf der EXPO im Juli beim Ironman Kärnten zum ersten Mal live gesehen und skeptisch begutachtet (mein Argwohn hielt mich zu diesem Zeitpunkt jedoch noch davon ab, ein Paar dieser Schuh zu kaufen), in den darauffolgenden Tagen unterschiedlichstes Feedback von diversen SportlerkollegInnen über diesen “neuartigen” Schuh erhalten und schließlich vor einiger Zeit dann doch im Triathlongeschäft meines Vertrauens (P3 Trisports) käuflich erworben (die Neugierde hat gesiegt): der On Cloudsurfer war mein!
Schon allein die Verpackung lässt erahnen, dass es sich bei diesem Schuh um wahrlich etwas “ganz Besonderes” handeln muss (sogar eine extra eingeschweißte “Owners-Card” für den jeweiligen Schuhbesitzer liegt der Verpackung bei).
Doch skeptisch, wie ich nun mal bin, lass ich mich von solchen Dingen eher weniger beeindrucken und deshalb wurde der Schuh von mir in den letzten Wochen einem ausgiebigen Test unterzogen.
Durchschnittlich 5,4% weniger Lactat und eine um 2 Schläge pro Minute geringere Herzfrequenz bei gleicher Leistung verspricht der Hersteller dem potentiellen Laufkunden (und belegt dies sogar mit einer Studie).
Rein optisch ist der Cloudsurfer für mich absolut kein Highlight. Das Design des Schuhs ist eher klobig und erweckt nicht den Eindruck, dass man damit schnell und agil unterwegs sein kann. Ganz im Gegenteil: Der Schuh wirkt eher wie ein “Klotz am Bein”. Auch die Farbgebung der jeweiligen Modelle vermittelt nicht gerade das optisch aggressive Gefühl ein “Geschoß” an den Füßen zu haben.
Die neuartige Sohlenkonstruktion erweckt auch eher einen etwas seltsamen ersten Eindruck und der Schuh hat bereits in Insiderkreisen den Namen “Rittersport-Schuh” (benannt aufgrund der Ähnlichkeit des Sohlenprofils mit der gleichnamigen Schokolade). Das eigenartige Sohlendesign soll angeblich die Schwerkräfte deutlich vermindern und ein direktes Laufgefühl vermitteln.
Leicht und agil soll er sein und den Schuhbesitzer beispiellosen Vorwärtstrieb beim Laufen bringen – und welcher Läufer wünscht sich das nicht von seinen Schuhen ?!
Also den Schuh angezogen und losgelaufen – auf zahlreichem unterschiedlichen Untergrund wurde der Schuh von mir getestet (Waldboden, Schotter, Asphalt – auf kurzen, schnellen Laufeinheiten wie auch in langen Dauerläufen sowie bei einem Halbmarathon-Bewerb).
Für mich als Mittelfußläufer (vom Normaltyp ;-)) war der Cloudsurfer anfangs sehr gewöhnungsbedürftig. Mein erster Eindruck war, als ob ich meine gut gepolsterten Haus-Schuhe zum Laufen angezogen hätte.
Doch nach wenigen Metern hat sich dann zum ersten Mal das Gefühl “als wenn man auf Wolken laufen würde”, erahnen lassen. Sehr schnell gewöhnt man sich an das angenehme Laufgefühl, allerdings nur, wenn man eine saubere Lauftechnik praktiziert und brav als Mittel- oder Vorfußläufer unterwegs ist.
Sobald man z.B. aufgrund nachlassender Kräfte zum Fersenläufer mutiert (oder auch standardmäßig als solcher unterwegs ist), wird der Schuh schwammig und unruhig.
Das der Schuh die natürliche Abrollbewegung beim Laufen unterstützen und fördern soll, habe ich jedoch leider nicht feststellen können. Rein technisch ist der Aufsetzbereich des Schuhs weit unter die Ferse verlagert, was zwar biomechanisch ein guter Ansatz, jedoch für Fersenläufer von Nachteil ist, da beim Auftreten die Pronationsbewegung für Fersenläufer sehr plötzlich erfolgt und der Schuh auch sehr unruhig wird.
Ich denke, dass hier eventuell das Modell Cloudrunner die bessere Alternative für Fersenläufer ist.
Auch die Sprengung des Schuhs täuscht. Aufgrund der Tatsache, dass sich die Sohlenkonstruktion im Fersenbereich beim Auftreten zusammendrückt, steht der Fuß wesentlich tiefer im Schuh als es dieser in unbelastetem Zustand vermittelt – was ja kein Nachteil ist.
Ist man den Schuh nicht gewohnt oder damit länger unterwegs, macht sich die Waden- und Unterschenkelmuskulatur deutlich bemerkbar – wenn man den Schuh allerdings regelmäßig und häufig trägt, gewöhnt sich die Muskulatur sehr schnell an das neue Schuhwerk.
Und was ist mit der Geschwindigkeit? In meinen zahlreichen schnellen Trainingseinheiten vermittelte mir der Schuh zwar großteils subjektiv den Eindruck, dass ich damit sehr schnell und mit viel Vortrieb unterwegs sein würde, allerdings sagte mir der Blick auf die Uhr immer etwas anderes – weder war ich damit schneller unterwegs noch hatte ich eine geringere Herzfrequenz als mit meinen herkömmlichen Laufschuhen (was aber natürlich auch tagesform abhängig sein kann und wissenschaftlich von mir nicht verifiziert wurde ;-)).
Fazit: Bei schnellen Tempo- und Sprinttrainingseinheiten auf hartem Untergrund ist der Cloudsurfer – vor allem für Mittelfußläufer – eine mögliche Alternative als Zweitschuh.
Für den Wettkampf werde ich jedoch auch weiterhin auf meine derzeitigen Favoriten (Saucony Type A4, Pro Grid Mirage und Newton Distance) vertrauen.
Ob der Cloudsurfer allerdings auch, wie immer wieder zu lesen ist, laufbedingten Verletzungen vorbeugen kann, wage ich zu bezweifeln.
Für Fersenläufer ist der Cloudsurfer eher ungeeignet (mögliche Alternative wäre hier der Cloudrunner) und nicht empfehlenswert.
Auf jeden Fall zieht der On Cloudsurfer nicht nur in Läuferkreisen neugierige Blicke auf sich.
Mit einem Preis von 159 Euro (UVP) ist der Cloudsurfer jedoch alles andere als ein Schnäppchen.
Ich kann nur jedem empfehlen den Schuh beim Sporthändler seines Vertrauens einmal selbst auszuprobieren, Probe zu laufen und sich sein eigenes Bild davon zu machen.
Online erwerben könnt ihr den On u.a. im Sneaker Store 43einhalb.
Keep on running,
Doc Tom