Durch Bewegungsmangel in der Kindheit wird der Grundstein für eine Vielzahl körperlicher Beschwerdebilder gelegt.
Eine aktuelle Studie der Universität Salzburg bei Jugendlichen zeigt, dass Kinder der jetzigen Generation ihr maximales Leistungsniveau schon mit 12 Jahren erreichen und es danach nicht mehr ansteigt. Hierfür wurden die motorischen Fähigkeiten erhoben die direkte Auswirkungen auf die Gesundheit haben wie z.B. die Ausdauer in Bezug auf die Herz/Kreislauftätigkeit, die Koordinationsfähigkeit in Bezug auf Sturzprophylaxe sowie die Kraftfähigkeiten in Bezug auf Knochenstatus und Rückenschmerzen.
Das höchste Leistungsniveau bei Kindern wurde vor 30 Jahren erreicht und ist seither drastisch abgesunken. Die Studie zeigt, dass das motorische Leistungsniveau unserer heutigen Schuljugend im Vergleich zu früher in einem sehr schlechten Zustand ist. Die meisten Kinder der heutigen Generation bewegen sich bis zum 8-ten höchstens 10-ten Lebensjahr (vor allem in urbanen Gebieten).
Des Weiteren führt die Studie an, dass bei Mädchen sogar schon ab dem 12. Lebensjahr die Koordinationsfähigkeit und die Herz-/Kreislauftätigkeit abnehmen. Der Grund dafür ist die früh einsetzende Pubertät, die oftmals eine sozial bedingte Bewegungsinaktivität zur Folge hat. Deshalb ist es besonders wichtig gerade Kindern und Jugendlichen in diesem Alter äußere Anreize für mehr Bewegung zu geben, da in dieser Phase der kindliche Bewegungsdrang drastisch nachlässt. Und ausreichende Bewegung hat nicht nur im Hinblick auf die körperliche Gesundheit positive Auswirkungen – auch die kognitiven Fähigkeiten werden positiv beeinflusst. Die positiven Auswirkungen auf die Entwicklung des Gehirnsystems findet jedoch nur bei freiwilliger Bewegungsaktivität statt, da bei unfreiwilliger Bewegung Stresshormone ausgeschüttet werden , die kontraproduktiv wirken und die neurale Entwicklung verhindern. Dies hat z.B. direkte Auswirkungen auf die späteren Schulleistungen und eventuelle Verhaltensauffälligkeiten.
Die Studie belegt, dass sich die Wahrscheinlichkeit gute schulische Leistungen bis an das Ende der schulischen Laufbahn zu erbringen deutlich erhöht, wenn Kinder im Alter von 12 bis 13 Jahren gute Ergebnisse bei den exekutiven (z.B. Arbeitsgedächtnis) und kognitiven Funktionen (z.B. sich schnell auf neue Anforderungen einstellen zu können) erreichen – und diese sind durch Bewegung im Kindesalter trainierbar. Diese zwei Fähigkeiten sind wesentlich aussagekräftiger bezüglich der schulischen Leistungen als der Intelligenzquotient der Kinder. Schon 30 Minuten morgendliche Bewegung erhöht die schulische Aufmerksamkeit und den kognitiven Effekt. Das Mindestmaß an täglicher Bewegung beträgt eine Stunde.
Meist ist es ganz einfach seinen Kindern schon im Alltag mehr Bewegung zukommen zu lassen: zB die Kinder nicht mit dem Auto bis vor den Schuleingang fahren, sondern vorher aussteigen und einen Teil zu Fuß gehen lassen. Oder auf kurze Strecken mit dem Schulbus verzichten und zu Fuß in die Schule spazieren lassen – oder wie wäre es mal mit dem Fahrrad zur Schule zu fahren? Allein wenn die Kinder schon auf dem Weg zur Schule in ihrem Spieldrang mit anderen herumklettern, balancieren, üben oder fangen spielen, wird der Schulweg für die Kinder nicht nur kreativer, sondern ist auch voller Bewegung und positiver Auswirkungen. Nebeneffekt davon ist, dass die Kinder nicht nur Bewegung machen, sondern auch noch viel ausgeglichener in der Schule ankommen und bessere Leistungen im Unterricht erbringen.Denn in keiner anderen Lebensphase spielt Bewegung zur langfristigen Förderung einer gesunden Entwicklung eine so wichtige Rolle wie im Kindesalter!
Die Auswirkungen des Bewegungsmangels der heutigen Kinder- und Jugendgeneration ist dramatisch. Schon die heutige Generation der 40- bis 50-jährigen hat mit vielen gesundheitlichen Schwierigkeiten aufgrund von Bewegungsmangel zu kämpfen. Kommen die Kinder und Jugendlichen von heute in dieses Alter, werden die gesundheitlichen Auswirkungen noch viel schwerwiegender sein: Übergewicht, Stoffwechselerkrankungen (z.B. Diabetes), Herz/Kreislauferkrankungen, Osteoporose, Depressionen sowie Verhaltensauffälligkeiten werden das Leben dieser Generation prägen. Es gibt sogar aktuelle Studien die vorhersagen, dass diese junge Generation von heute die erste Generation sein wird, die durchschnittlich früher sterben wird als deren Eltern!
Aus diesem Grund muss man daher dringend für mehr Bewegung unserer Kinder und Jugendlichen plädieren und mehr Bewegung in den Alltag der Kinder integrieren – und das nicht nur in Kindergärten und Schulen, sondern auch in der Freizeit und zu Hause.
Ein guter Ansatzpunkt: limitieren der Fernseh- und Computerspielstunden und mindestens genauso viel Zeit pro Tag für Sport- und Bewegung der Kinder vorsehen, wie sie vor dem TV-Gerät, dem Computer oder der Playstation sitzen. Dazu in den Alltag kreative Bewegungsmöglichkeiten (z.B. Schulweg) einbauen und die Kinder dazu animieren Bewegung und Sport zu betreiben (und dabei selbst als Vorbild wirken). Wichtig ist auch, dass den Kindern von professionellem und geschultem Personal der entsprechende Sport, für den sie sich interessieren, beigebracht wird. Bewegungsreize müssen für Kinder immer besonders motivierend gestaltet und ihnen der Umgang mit den Sportgeräten entsprechend gezeigt werden, denn Bewegung macht nur dann Spaß, wenn sie gekonnt wird. Und wenn sich Kinder gerne bewegen und Spaß dabei haben, werden sie das bis ins Erwachsenenalter gerne tun – und das mit all seinen positiven Auswirkungen!
Euer Doc Tom