Wolfgang Mair ist seit vielen Jahren im Profi-Fußball aktiv. Nach dem FC Tirol und drei Meistertiteln folgten Engagements bei FC Pasching, FC Wacker Innsbruck, Red Bull Salzburg, FK Austria Wien und SK Austria Kärnten. Seit 2011 kickt Wolfi Mair beim Wiener Traditionsverein First Vienna FC 1894. Aber er ist nicht nur erfahrener Profi-Fußballer, sondern auch mein Bruder ;-).
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Vera: Seit ich denken kann, hast du Fußball gespielt. Wann war dir klar, dass du Fußballer werden willst?
Wolfgang Mair: Als ich mit 16 zu den Fc Tirol Amateuren wechseln konnte, wusste ich, dass ich gute Chancen habe Profi zu werden. Mit 18 habe ich dann meinen ersten Profivertrag unterschrieben. Man braucht aber zur richtigen (Trainings)Einstellung auch die nötige Portion Glück und einen Trainer, der einem sein Vertrauen schenkt. Einfach nur zu sagen, jetzt werde ich Fußballprofi, funktioniert nicht.
Und was wolltest du als Kind werden? Ich habe Polizist im Kopf…
Stimmt, Polizist war als Kind immer ganz oben auf meiner Liste, wahrscheinlich weil Opa und zwei meiner Onkel bei der Polizei waren bzw. sind.
Du bist und warst generell sportlich sehr talentiert, egal welcher Ballsport, ob Leichtathletik… Warum war es die Sportart Fußball, in der du dich professionalisiert hast?
Ich bin ein Teamplayer, kein Einzelsportler – Fußball macht mir am meisten Spaß und ist enorm vielseitig.
Als du damals mitten unter dem Schuljahr mit 16 Jahren von heute auf morgen von Osttirol nach Innsbruck gezogen bist, um bei den FC Tirol Amateuren zu spielen, hast du es damals in schwierigen Stunden bereut, diesen Weg gegangen zu sein?
Nein, nie – auch wenn es alles andere als leicht war, da meine Familie und alle meine Freunde in Osttirol waren und ich in Innsbruck niemanden kannte. Aber ICH wollte unbedingt nach Innsbruck und hätte es bereut, wenn ich es nicht versucht hätte.
Was würdest du heute beruflich machen, wenn es damals mit der Fußballerkarriere nicht geklappt hätte?
Ich hätte wahrscheinlich Architektur, Fotografie oder Grafik-Design studiert. Keine Ahnung wo ich heute wäre.
Du bist schon lange im Geschäft, hast die unterschiedlichsten Trainer und Mitspieler erlebt. Wer ist dir besonders in Erinnerung geblieben und warum?
In meinen 13 jahren als Profi hatte ich mehr als 16 Trainer (Jara, Constantini, Zellhofer & Schinkels sogar je zweimal, bei unterschiedlichen Vereinen), da gäbe es viele Anekdoten zu erzählen, aber das würde hier den Rahmen sprengen ;-).
Was waren deine größten Erfolge? Und was deine größten Misserfolge?
Die 3 Meistertitel mit dem Fc Tirol mit den Siegen im UEFA-Cup gegen Florenz und Stuttgart, der Wiederaufstieg in die Bundesliga mit dem Fc Wacker nach dem Lizenzentzug für den Fc Tirol und der ÖFB-Cup-Titel mit der Wiener Austria sind mit sehr vielen schönen Momenten und Eindrücken verbunden.
Das Abschneiden bei der U-17 WM in Ägypten (vorletzter) war definitiv ein Misserfolg, aber ansonsten fällt mir nichts ein. Natürlich gibt es immer wieder negative Erlebnisse, aber die gehören zu einem Lernprozess einfach dazu. Wichtig ist, dass man die richtigen Schlüsse daraus zieht, nicht aufgibt und gestärkt daraus hervorgeht.
Was war die bisher schwierigste Situation in deiner Karriere?
Ganz klar die Zeit nach meinem zweiten vorderen Kreuzbandriss innerhalb von 18 Monaten (Kreuzbandriss im rechten Knie im August ’08 und im linken Knie im Feber ’10). Dank einer sehr guten Reha habe ich mittlerweile aber sogar weniger Probleme mit meinen Knien als vorher.
Welche Trainingseinheiten sind deine liebsten?
Turniere und Übungen mit Torabschluss. Ein Beispiel für ein super Turnier: 3 gegen 3 pro Feld, 3 Felder (Größe:16er) mit je 2 Mini-Toren. Kontakte sind frei. Die Dauer beträgt 6 x 5 Minuten. Jedes Tor bekommt einen Buchstaben (A-F). Die Spieler werden vor jedem Durchgang zufällig den verschiedenen Toren zugeteilt. Jeder Spieler eines Teams bekommt für den Sieg 10 Punkte, für ein Unentschieden gibts 5 Punkte, für eine Niederlage 0 und für jedes erzielte Tor gibts auch einen Punkt. Die drei Spieler mit den wenigsten Punkten bezahlen den drei Besten ein Getränk ihrer Wahl ;-). Das Interessante an diesem High-Intensity-Training ist die neue Situation vor jedem Durchgang, man muss sich immer wieder neu auf einander einstellen, um miteinander und selbst erfolgreich zu sein.
Welche Sportarten abseits vom Fußball (was für ein schönes Wortspiel) magst du am liebsten, um dich auszupowern, abzuschalten, fit zu halten?
Das geht quer durch alle möglichen Sportarten: Volleyball, Tennis, Baseball, Frisbee, Langlaufen, Snowboarden… ich würde auch gern mal American Football spielen, das ist aber wegen dem Verletzungsrisiko mit meinem Job nicht so einfach zu vereinbaren.
Dein Lieblingssportler und warum?
Absoluten Lieblingssportler habe ich keinen. Bei Carlos Tevez gefällt mir die Art wie er spielt, seine Stabilität und sein Kampfgeist. Ansonsten hat mir Shawn Kemp/Seattle Super Sonics (NBA) sehr imponiert.
Dein Lebensmotto oder Lieblingszitat?
It’s not whether you get knocked down, it’s whether you get up. (Vince Lombardi)
Lieblingsbuch?
Hm… Roman “Ismael” von Daniel Quinn, Thriller “Illuminati” von Dan Brown, Religion “Die Hütte” von William Paul Young, Comic “Sin City” von Frank Miller.
Lieblingsmusiker?
Wow… Hier nur einen zu nennen, ist eigentlich unmöglich. Die Liste an Musikern, die ich gut finde, ist ewig lang. Zur Zeit würde ich mich am ehesten für Jack White/The White Stripes entscheiden.
Aber es gibt soooo viele mehr: Robert Plant & Jimmy Page/Led Zepplin, Angus Young/ac/dc, Eddie Vedder/Pearl Jam, Dave Grohl/Foo Fighters, Brandon Boyd/Incubus, Robert „3D“ del Naja/Massive Attack, Beth Gibbons/Portishead, Thom York/Radiohead, Ray & Dave Davies/The Kinks, Mick Jagger/The Rolling Stones, Damien Rice, RZA, Jay-Z, Dr.Dre, Eminem, Busta Rhymes, Jimy Hendrix, Peter Fox, eels, nas, Missy Elliott, Joss Stone, Clapton, Stevie Wonder, Janis Joplin, Amy Winehouse, Elvis, Jim Morrison/The Doors, Kurt Cobain/Nirvana, John Lennon/The Beatles… etc..
Ja, das sind einige ;-). Hörst du auch vor Fußballspielen Musik, um dich zu pushen?
Ja, ich stelle mir immer wieder eine extra Playlist zusammen.
Wie und wann kannst du am besten abschalten und dich erholen?
Nach Spielen kann ich nie schlafen und deshalb läuft meine Playstation 3 oft bis in die frühen Morgenstunden. Bei Gelegenheit male ich auch gern, ansonsten kann ich am besten bei Spaziergängen mit meiner Frau und unserem Hund abschalten.
Wie sehen deine Pläne für die Zeit nach der aktiven Fußballkarriere aus?
Im Sommer schließe ich die Trainerausbildung (UEFA A-Lizenz) ab, damit könnte ich alle Teams in Österreich bis zur 2. Liga trainieren. Wirklich konkrete Zukunftspläne habe ich aber noch nicht, dafür spiele ich noch zu gern aktiv Fußball! 😀
Torjubel
Mit Hund Fino
In den Tiroler Bergen: Wolfi mit seiner Frau Maria und Fino
Danke für das Interview! 🙂