Spricht man von Sport, Krafttraining und Muskeln hat das für viele noch immer einen leicht narzisstischen Touch. So als ginge es nur darum, im Urlaub einen knackigen Körper präsentieren zu können oder selbstsüchtig und ohne Rücksicht auf andere Zeit ins eigene Training zu buttern, weil man das Ego pushen will. Dabei haben Muskeln in erster Linie gar keine optische Funktion. Und auch wenn Training physisch wie psychisch gut tut, geht es vielmehr als nur um diesen Effekt. Letztlich haben Muskeln nämlich eine ureigene Aufgabe: uns zu schützen. Sie schützen uns vor Schmerzen, sie stabilisieren unseren Bewegungsapparat in Form von Gelenksicherung und Stabilisation, sie machen uns resistenter gegen Verletzungen und sorgen dafür, dass wir auch auf unsere alten Tage noch selbständig sind. Denn nein, Selbständigkeit im Alter ist nichts, was automatisch gegeben ist, sofern man halbwegs gesund ist. Selbst aufstehen können, ist nicht garantiert, denn die Muskulatur macht nur mit, wenn sie gut genug entwickelt ist – auch bei so vermeintlich noch so banalen Bewegungen. Von Stolpern und Stürzen mal ganz zu Schweigen.
Werden Muskeln nicht regelmäßigen, sich verändernden Reizen ausgesetzt, atrophieren sie. Schwache Muskulatur wiederum führt zu Einschränkungen: die Leistungsfähigkeit leidet darunter (und das nicht nur bei Sportlern, sondern auch im Alltag, man denke an die altbekannten Rückenschmerzen ;-)). Und mit ihr leidet bald auch die Lebensqualität. Da die Muskeln ihre Aufgabe der Gelenksstabilisation im passiven Bewegungsapparat nicht wahrnehmen können, muss der Bandapparat einspringen und übernehmen. Die Konsequenz daraus sind Schmerzen, da die Bänder ohne Hilfe der Muskeln einen zu starken Zug abbekommen. Die Schmerzen machen sich an den Ansätzen am Knochen bemerkbar. Ist beispielsweise die Oberschenkelmuskulatur zu wenig entwickelt, kann das zu Knieschmerzen führen, weil die Kreuzbänder die Stabilisationsarbeit der Muskulatur übernehmen müssen, obwohl sie dafür in dieser Form nicht vorgesehen sind. Ist die Rumpfmuskulatur zu schwach, ist das nicht nur für Leistungssportler ein Problem, sondern genauso für alle, die keinen Sport machen, denn eine ausreichende Rumpfstabilisierung stellt auch im Alltag eine Entlastung der Wirbelsäule dar. Eine wichtige Rolle spielen dabei auch Muskeln wie die Gesäß- und die ischiokrurale Muskulatur, die dafür sorgt, dass das Becken nicht abkippt und Wirbelkörpergleiten verhindern kann.
Ein sehr relevanter Aspekt ist außerdem die Dämpfungseigenschaft durch starke Muskeln. Kräftige Muskeln können große, auf sie einwirkende Kräfte wie beispielsweise beim Laufen viel besser aufnehmen. So werden die Knochen gut geschützt, gefürchtete Ermüdungsbrüche haben eine viel geringere Chance. Wer also großen Wert auf gut gedämpfte Laufschuhe legt, sollte seinen Fokus besser auf seine Muskulatur verschieben und diese kräftigen, da diese Art von Dämpfung effizienter funktioniert UND nicht nach 800-1000km auszutauschen ist ;-). Gut entwickelte Beinmuskulatur entspricht quasi dem besten Dämpfungsschuh der Welt.