Letzte Woche ist bei uns in der LaufSportPraxis ein Paket eingetroffen, das wir mit Spannung erwartet hatten. Der Inhalt: die brandneue Polar RC3 GPS (inklusive der Basisausstattung: Herzfrequenzgurt mit Sensor und USB-Kabel), die uns für eine Woche von Polar zum Testen zur Verfügung gestellt wurde.
Bisher hatte Polar bei seinen Multifunktionsuhren mit GPS-Funktion auf einen externen GPS-Sender gesetzt. Die Gründe dafür waren wohl, dass im externen Gerät ein Akku mit längerer Betriebszeit und ein stärker Sender untergebracht werden konnten. Im Gegenzug musste man dafür als Nutzer in Kauf nehmen, immer ein zusätzliches Geräteteil mit sich herumtragen zu müssen (auch wenn diese externen Geräte in den letzten Jahren deutlich kleiner und handlicher geworden sind).
Nachdem aber immer mehr Hersteller in letzter Zeit Uhren mit integriertem GPS-Sender auf den Markt gebracht haben und Garmin schon seit Jahren mit integrierten GPS-Uhren erfolgreich ist, war es nur eine Frage der Zeit, wann auch Polar eine seiner Uhren mit einem integrierten GPS-System ausstatten würde.
Und jetzt ist sie da, die Polar RC3 GPS:
Vom Aussehen ähnelt sie der RCX5, die Funktionen und Funktionsweise entsprechen der RCX 3 (aus diesem Grund möchte ich hier auch nicht näher auf die Grundfunktionen der Uhr eingehen).
Einige Änderungen sind schon auf den ersten Blick auffällig: Beispielsweise ist der Corpus der Uhr nur geringfügig dicker (1,37cm) als die Nicht-GPS-Uhren von Polar – mit 58 Gramm ist die Uhr außerdem immer noch ein Leichtgewicht unter den Multifunktionsuhren mit integriertem GPS.
Auch der rote „Start/Enter-Knopf“, der bei der RCX 3 und RCX5 Serie mittig unter dem Display ist, zeigt sich jetzt an der rechten Uhrenkante seitlich zwischen den „Up“ und „Down“-Knöpfen platziert.
Die seitlichen Druckknöpfe reagieren subjektiv etwas schwerer und verzögerter als z.B. bei der Polar RCX3.
Im Gegensatz zur RCX 3 und RCX5 ist die neue RC3 jedoch leider nicht wasserfest (nur Schweiß-, Regen- und Spritzwasserfest), weshalb sie vorwiegend für LäuferInnen und RadfahrerInnen interessant sein dürfte, da sie beim Schwimmen nicht verwendet werden kann.
Aus diesem Grund trägt die Uhr auch das Kürzel „RC“ für Running und Cycling. Schuld daran ist der in die Uhr integrierte Mikro-USB-Anschluss, der eine „Wasserdichtheit“ der Uhr verhindert.
Äußerst angenehm ist, dass die RC3 GPS nicht nur über die W.I.N.D. Funktion mit allen bisher von Polar mit diesem System ausgestatteten Zusatzsensoren gekoppelt werden kann, sie funktioniert auch mit der älteren 5-KHz-Technologie, mit denen noch viele Fitnesstudiogerätesensoren ausgestattet sind. ANT+ Geräte sind mit der RC3 GPS hingegen – so wie bei allen anderen Polar-Modellen – nicht kompatibel.
Aufgeladen wird die RC3 GPS über einen integrierten USB-Anschluss über das mitgelieferte USB-Kabel, über das auch die Datenübertragung erfolgt (für PC und MAC).
Bezüglich Genauigkeit der Herzfrequenzmessung ist Polar nach wie vor das Beste, was es derzeit am Sportuhrenmarkt gibt – und das bleibt auch bei der neuen RC3 GPS so (eine kurze Befeuchtung der Sensoren des Brustgurtes vorausgesetzt, um von Beginn an exakte Herzfrequenzmessergebnisse zu erhalten).
Doch wie schaut es nun mit der GPS-Funktion aus? Hat es Polar geschafft, die oft kritisierten Mankos, die andere Uhren in diesem Bereich haben, zu beheben und ein perfekt funktionierendes GPS-System in die Uhr zu integrieren?
Das GPS-System wurde unauffällig in die Uhr integriert, ohne dass sie dadurch in ihrer Erscheinung sehr klobig oder massiv wirken würde.
Der direkte Vergleich: die weiße Polar RCX3 (links) neben der neuen schwarzen Polar RC3 GPS (rechts)
Im Vergleich zur kleineren RCX3 mit externem GPS-Sender fällt bei den Tests allerdings auf, dass die neue RC3 GPS zeitweise fast doppelt solange braucht, um ein GPS-Signal zu finden. Das können somit durchaus mehrere Minuten sein (bei einem der Testtrainingsläufe waren es sogar 12 Minuten mehr). Auch die Genauigkeit der Pace-Messung ist teilweise etwas enttäuschend. Zeigen die Polar RXC3 mit externem Sensor und die Garmin 910XT fast idente Geschwindigkeiten, so gibt die RC3 GPS teilweise bis zu 30 Sekunden langsamere Laufgeschwindigkeiten an. Ob dem immer so ist, können wir naturgemäß nicht beurteilen. In unserem kurzen Testzeitraum war dieser Umstand allerdings auffallend.
Ob die bei den Polar Modellen mit GPS immer wieder auftretenden GPS-Aussetzer bzw. teilweise absurden GPS-gemessenen Geschwindigkeitsanzeigen in der Nähe von Hochspannunsgleitungen (z.B. Bahnanlagen) bei der neuen RC3 GPS beseitigt sind, konnten wir auf unseren Testläufen leider nicht ausprobieren.
Dafür hat die RC3 GPS eine „Back-to-Start“-Funktion, mit der man von der Uhr an den Ausgangspunkt der gestarteten Messung zurücknavigiert wird – ein Verirren im Gelände sollte somit nicht mehr möglich sein. Die Einfachheit der Anzeige (es wird mit einem Pfeil nur die Richtung angezeigt in die man sich bewegen soll) ist ausreichend, aber sicherlich Geschmacksache.
Positiv zu vermerken ist auf jeden Fall die ansprechende Betriebszeit. Rund 12 Stunden reichen für einige Trainingseinheiten aus, ohne die Uhr dazwischen aufladen zu müssen. Damit ist die Akku-Laufzeit weit höher als bei den meisten anderen GPS-Uhren mit integriertem GPS. Auch wenn die Garmin 910XT vergleichsweise eine nochmals längere Betriebszeit hat, muss man in dem Fall aber auch mehr Gewicht und eine deutlich größere Uhr am Handgelenk mittragen.
Die neue Polar RC3 GPS ist somit in ihrer Größe, Form, Gewicht und Betriebszeit durchaus ein Liebäugeln wert. Ein weiteres Plus ist das Design, denn auf dem Handgelenk zeigt sie sich deutlich eleganter und schöner als z.B. die große Garmin 910XT Uhr (wobei das natürlich auch immer subjektiv ist).
Fazit: Die neue Polar RC3 GPS ist eine wichtige Weiterentwicklung der bereits bestehenden GPS-Multifunktionsuhrmodelle des finnischen Unternehmens. Die Uhr zeigt eine sehr einfache Handhabung kombiniert mit einem – für eine Uhr mit integriertem GPS – zart anmutenden, zeitlosen und schlichten Design. Während die ansprechende Akkuleistung überzeugt, ist die Messgenauigkeit des GPS jedoch noch verbesserungswürdig. Um auch hinsichtlich der GPS-Messung eine ähnlich exakte und souveräne Leistung bieten zu können wie bei der Herzfrequenzmessung hat Polar noch Entwicklungsarbeit vor sich. Leider ist die RC3 GPS nicht wasserfest und daher für Triathleten eher ungeeignet.
Preis: 229 Euro für die Basisversion