Es ist eine häufig gestellte Frage: wieviel Sport während der Schwangerschaft ist möglich bzw. sinnvoll, um die Schwangerschaft und das Kind nicht zu gefährden? Vor allem für Frauen, die bereits vor der Schwangerschaft regelmäßig und/oder intensiv Sport betrieben haben, beschäftigt dieses Thema naturgemäß sehr. In so manchem Fall führt eine gewisse Unsicherheit schlussendlich dann dazu, dass die sportliche Aktivität deutlich reduziert oder sogar ganz aufgegeben wird.
Zahlreiche Studien und Untersuchungen von Nabelschnurblut haben allerdings gezeigt, dass bei sportlichen Belastungen mit niedriger und mittlerer Intensität das Kind im Mutterleib ausreichend mit Sauerstoff versorgt wird und regelmäßige sportliche Betätigung die allgemeine Leistungsfähigkeit, die Schwangerschaft und die Entbindung erleichtert. Bewegung in der Schwangerschaft hat also Vorteile für Mutter UND Kind.
Ebenso zeigen weitere Studienresultate, dass Frauen, die in der Schwangerschaft mehrmals pro Woche ihre Ausdauer trainierten, seltener an Bluthochdruck und Schwangerschaftsdiabetes litten und leichtere Kinder gebären als Frauen, die keinen Sport in der Schwangerschaft betrieben.
Das hat vor allem hinsichtlich des Schwangerschaftsdiabetes Bedeutung, da dieser bei 40% der Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes auch nach der Schwangerschaft als Diabetes Typ 2 weiterbestehen oder innerhalb kurzer Zeit neu auftreten kann und Kinder von Müttern mit Schwangerschaftsdiabetes dazu neigen, später auch an Diabetes zu erkranken.Durch regelmäßige sportliche Aktivität in der Schwangerschaft lässt sich jedoch das Risiko an Schwangerschaftsdiabetes zu erkranken um bis zu 70% (!) reduzieren.
Die lange bestandene Behauptung, dass die Entbindung bei Sportlerinnen komplizierter ist als bei Nicht-Sportlerinnen ist bereits seit einiger Zeit widerlegt (die Austreibungsphase bei der Geburt bei Leistungssportlerinnen kann zwar verlängert sein, allerdings ist die Gesamtgeburtsdauer verkürzt). Desweiteren haben Sportlerinnen meist eine bessere Körperwahrnehmung und können ihren Körper dadurch besser einschätzen und mit Schmerzen entspannter umgehen. Deshalb brauchen Frauen, die bereits vor der Schwangerschaft sportlich aktiv waren, auf den Sport in einer gesunden Schwangerschaft nicht zu verzichten.
Sportmedizinisch zu empfehlen ist für Frauen, die bereits vor der Schwangerschaft sportlich aktiv waren, ein tägliches zirka 30-minütiges moderates Ausdauer- und/oder Krafttraining. Die Trainingsintensität hängt dabei vom bereits bestehenden Fitnessniveau, dem Alter und vor allem dem eigenen subjektiven Empfinden der Schwangeren ab.
Frauen, die bereits vor der Schwangerschaft regelmäßig Sport betrieben und somit meist auch schon eine gute Körperwahrnehmung entwickelt haben, wissen bzw. spüren in den meisten Fällen selbst am Besten, was ihnen tut gut und wie intensiv sie ihren Sport betreiben können.
Aber auch bis zur Schwangerschaft eher unsportliche Frauen, die im Zuge der Schwangerschaft beginnen mehr auf Ihre Gesundheit und ihren Körper achten, können mit sportlicher Aktivität beginnen und aktiv sein. In diesen Fällen wird ein Sporteinstieg mit täglich 30-minütigen Spaziergängen empfohlen. Im weiteren Verlauf kann die Belastung dann langsam gesteigert werden.
Gerade in der Schwangerschaft ist es besonders wichtig, beim Sport genügend Flüssigkeit aufzunehmen und auch nach dem Sport ausreichend Kohlenhydrate und Flüssigkeit zu sich zu nehmen.
Welche Sportarten eignen sich am Besten in der Schwangerschaft?
Prinzipiell sind bei der Sportausübung in der Schwangerschaft alle Arten von Risiko- und Extremsportarten sowie extreme Beschleunigungen und abruptes starkes Abbremsen des Körpers zu vermeiden (zB. Reiten, Klettern, Skifahren, Kampfsportarten, Tennis, Squash, Golf, Turnen, Rudern, Fussball), da diese Sportarten mit höherem Verletzungsrisiko und hohen Belastungsspitzen für den Körper einhergehen.
Günstig sind vor allem Spazierengehen, Wandern, (Nordic) Walken, Joggen, Gymnastik, moderates Krafttraining, Radfahren in der Ebene und Schwimmen. In Bezug auf die Übungsauswahl bei Gymnastik und Krafttraining macht es Sinn, sich fachkundig anleiten zu lassen, um etwaige Risikofaktoren und Gefahren zu vermeiden.
Euer Doc Tom