Bereits im Spätherbst vergangenen Jahres bekam ich den CASCO SPEEDairo Radhelm zum Testen zur Verfügung gestellt und war wirklich sehr neugierig, wie sich dieser Helm, der zuerst einmal vor allem durch sein spezielles Design auffällt, hinsichtlich Tragekomfort und Funktionalität auf den Testkilometern präsentieren würde. Leider musste ich jedoch eine ganze Zeit lang warten, bis ich den Helm auch wirklich ausführlich ausprobieren konnte, denn kaum hatte ich den Helm in der Hand, stand der Winter vor der Tür und die Rennradsaison im Freien war beendet. Und je länger ich warten musste, umso neugieriger wurde ich.
In den vergangenen Wochen war es dann endlich soweit – die frühlingshaften Temperaturen ließen die ersten ausgedehnten Radausfahrten und Trainingskilometer im Freien zu und auch in meiner Trainingswoche in Fuerteventura konnte ich viele Testkilometer und Eindrücke mit dem Helm sammeln.
Der Casco Speedairo Helm fällt vor allem einmal durch seine neuartige Helmform mit dem integrierten Visier auf. Die spezielle Helmform soll für geringst möglichen Luftwiderstand sorgen auch wenn sich der Kopf- bzw. Körper des Sportlers nicht immer in aerodynamischer Optimalposition befinden. Dafür sollen unter anderem auch die Luftabrisskanten am Helm sorgen.
Zusätzlich sind im Occipitalbereich des Helms mehrere kleine Heckspoiler angebracht, die – wie beim Auto – zusätzlich die Aerodynamik verbessern sollen.
Das integrierte Visier des Helm – das es in mehreren Ausführungen gibt und leicht zu tauschen ist, sodass man sich je nach Witterung seinen Helm mit dem passenden Visier ausstatten kann – ist mit einem Gummizugsystem sowohl bei geschlossenem als auch bei offenem Visier fest am Helm fixiert.
Für mich als Brillenträger stellte sich vor allem aber die Frage: Wie verträgt sich das im Helm integrierte Visier mit dem Tragen einer konventionellen Brille? (das ist für mich v.a. auf dem Weg in die Arbeit relevant). Und siehe da: ganz egal welche Brille man trägt (sogar mit einer grobrandigen großen Sonnenbrille) passt das Visier perfekt – ohne die Brille zu beeinträchtigen oder zu drücken bzw. auch ohne selbst in seiner Funktion beeinträchtigt zu werden. Das Einzige was man beachten muss, wenn man den Helm brilletragend aufsetzt: zuerst das Visier nach oben schieben, dann den Helm aufsetzen und danach das Visier von oben und vorne über die Brille wieder schließen – so funktionierte es mit allen Brillen, mit denen ich den Helm getestet habe, absolut reibungslos.
Obwohl ich anfänglich Bedenken hatte, ob das fest sitzende und starre Visier auf dem Helm nicht vor allem im Nasenbereich unangenehm aufliegen würde, kann ich nach den bisherigen Testkilometern sagen: es drückt weder auf der Nase noch im Schläfenbereich (wie oftmals so manche Sonnebrille unter einem konventionellen Radhelm oder sogar die Helme selbst) und ist angenehm belüftet. Man hat immer das Gefühl das eine leichte und angenehme „Brise“ unter dem Visier zirkuliert (ohne dass auch bei höheren Geschwindigkeiten der Fahrtwind Richtung Augen zieht) und ganz egal bei welchen Witterungsverhältnissen (Kälte, Wind, höhere Luftfeuchtigkeit) und Geschwindigkeiten ich unterwegs war: das Visier hat sich bei meinen bisherigen Radausfahrten mit dem Speedairo Helm kein einziges Mal beschlagen.
Wird das Visier durch Regen nass, perlt das Wasser gut vom Visier ab und solange man nicht mit den Fingern dran herumwischt, gibt es auch keine Verschmierungen (und wenn lassen sich diese mit einem Brillenputztuch sehr leicht wieder entfernen). Kleiner Nachteil: man sieht von außen vor allem beim verspiegelten Visier und bei Sonne jeden Fingertapser am Visier.
Bei seitlich einfallendem Sonnenlicht kann es zu dezenten Verspiegelungen am unteren seitlichen Visierrand kommen, wobei die aber nach einiger Fahrzeit nicht mehr weiter auffallen – vielleicht ist es auch nur das in den ersten Momenten ungewohnte und neuartige Vollvisier, das einen dafür besonders sensibel macht.
Das Visier schließt rundum perfekt ab und bietet damit nicht nur großflächigen Schutz vor Schmutz, Steinen, Insekten, Regen, Wind und Sonne, sondern gewährleistet einem als Sportler beim Radfahren einen ungewohnten und randlosen Panoramablick.
Natürlich kann man aber auch – wenn man das will – den Helm ohne Visier nutzen. Das Visier ist leicht abzunehmen und dann kann man den Helm ebenfalls mit einer konventionellen Sonnebrille tragen (wobei ich aber ehrlich sagen muss, dass der Helm bei abgenommenem Visier eindeutig an Designpunkten verliert).
Was mich allerdings besonders gewundert hat ist, wie leicht er sich im Vergleich zu einem „normalen“ Radhelm am Kopf anfühlt. Man merkt ihn eigentlich gar nicht obwohl der Speedairohelm (wenn man ihn in der Hand hält) doch größer und wuchtiger wirkt als ein herkömmlicher Helm (und bei einem Gewicht von 330g gibt es auch eindeutig leichtere Helmmodelle).
Der Grund dafür: der Helm sitzt nämlich nicht direkt am Kopf auf, sondern wird über ein im Helminneren integriertes Netzsystem am Kopf gehalten, das sich sehr einfach an den Kopf anpassen lässt und dadurch einen wirklich guten Sitz bietet. So hat man eigentlich nie das Gefühl, dass man einen Helm am Kopf trägt (und auch einige meiner Trainingskollegen, die den Helm probeweise mal aufsetzen wollten, waren erstaunt wie luftig, leicht und unmerklich der Helm am Kopf sitzt).
Selbst bei sehr warmen Aussentemperaturen, bei denen man normalerweise gerne auf einen Aerohelm verzichtet und ein gut belüftetes leichtes Helmmodell bevorzugt, ist es unter dem Speedairohelm angenehm luftig. Dadurch das der Helm nämlich nicht direkt am Kopf aufsitzt, kann die Luft unter dem Helm um den gesamten Kopf zirkulieren, was einer perfekten Belüftung bzw. Klimaanlage unter dem Helm gleichkommt und ein Schwitzen unter dem Helm deutlich reduziert.
Gerade dieser Tragekomfort des Speedairohelms hat mich überzeugt, ich habe selten einen Helm getragen, der so unmerklich und angenehm am Kopf gesessen ist wieder dieser.
Etwas gewöhnungsbedürftig ist allerdings der Kinnriemenverschluss des Helms, der einiges an Übung benötigt, bis man ihn wie „beworben“ einhändig bedienen kann. Mittels einer Nylonkordel am Verschluss kann man durch Ziehen die Sicherung und den Verschlussclip öffnen. Wenn man das aber erst mal einige Male geübt hat, dann funktioniert das auch sehr gut mit dickeren Winterradhandschuhen.
Der Kinnriemen selbst ist sehr weich und angenehm und im Kinnbereich nochmals extra gepolstert.
Auch hinsichtlich Aufbewahrung bietet Casco etwas Besonderes: der Helm wird in einem Soft-Case geliefert, der ihn und vor allem auch das Visier beim Transport vor Kratzern oder Schäden schützt.
Laut Hersteller soll im Laufe des Jahres 2014 auch ein Regenüberzug für den Helm zur Verfügung stehen (by the way: der Hersteller bietet für den Helm eine 3-Jahres-Garantie).
Die ausgeklügelte Technik, das innovative Design, die Funktionalität und der Tragekomfort des Casco Speedairo haben natürlich ihren Preis. Ob dieser Preis von 249€ für diesen Helm gerechtfertigt ist, muss jeder für sich selbst entscheiden. Allerdings würde ich mir das vorher überlegen, bevor man den Helm das erste Mal aufsetzt, denn dann will man ihn eigentlich nicht mehr absetzen bzw. keinen anderen Helm mehr aufsetzen 😉 .
Fazit: Ein aerodynamischer Helm für sportliche Rennradfahrer oder Triathleten auch als Alternative zum Aerohelm im Wettkampf, der nicht nur vielfältig, einfach und gut einzustellen ist, sondern vor allem durch seinen außergewöhnlichen Tragekomfort überzeugt. Das Visiersystem funktioniert auch für Brillenträger sehr gut und durch die unterschiedlichen Visiermöglichkeiten und den schnell und unkompliziert möglichen Visiertausch ist man für jede Witterungssituation bestens gerüstet.
Das spezielle Helmdesign lässt den Speedairo nicht nur sehr schnell aussehen, man fällt mit diesem Helm eindeutig auf und zieht oft neugierige Blicke auf sich.
Obwohl ich anfangs skeptisch war, hat mich der Helm seit den ersten Kilometern mehr als nur überzeugt und ist momentan mein absoluter Lieblingsradhelm, der mich auf fast allen meiner Radausfahrten begleitet und sicherlich auch in meinen nächsten Rennen anstelle meines bisherigen Lazer-Aerohelms zum Einsatz kommen wird.
Der Helm wurde kosten- und bedingungslos zur Verfügung gestellt.