Ich habe den Diplompsychologen und Verhaltenstherapeut Jens Corssen schon mehrmals bei Interviews gesehen und habe speziell einen seiner Auftritte in einer abendlichen Talkshow auf NDR in guter Erinnerung. Deshalb war ich sehr neugierig, wie sich sein neues Buch* Das Corssen-Prinzip**, welches er zusammen mit Stephanie Ehrenschwendner verfasst hatte, lesen würde.
Ratgeber-Bücher sind ja immer so eine Sache, denn manche kommen eher mit Plattitüden daher als mit fundiertem Wissen, vieles wurde schon x-Mal kopiert und abgeschrieben und noch öfter ist es der Fall, dass die Autoren in erster Linie gut vermarktbare Autoren, aber weniger gut ausgebildet sind. Es gibt wahrscheinlich einen Haufen von LeserInnen, die das nicht stört. Ich für mich lese am liebsten Bücher von Leuten, denen ich es auch abnehme, dass sie von den Dingen eine Ahnung haben. Gerade im psychologischen Bereich. Deshalb war ich bereits vorne weg gut gestimmt, auch weil der Autor bei seinen Auftritten immer sehr professionell gewirkt hat.
Dieses aktuelle Buch ist allerdings ein Ratgeber der anderen Art, da er zusätzlich mit Comic-artigen Bebilderungen ergänzt wurde, um den Inhalt laut Autoren-Team emotionaler und damit leichter einprägsam und umsetzbarer zu machen. Das macht es zwar tatsächlich leb- und bildhafter, aber auf den ersten Blick auch oberflächlicher.
Bereits in der Einführung halten die beiden Autoren fest, dass es in ihrem Buch nicht um komplett Neues, sondern mehr um Wiederholen und v.a. der Ausübung von neuen Denkmustern und Verhaltensweisen geht. Und das ist tatsächlich so, denn nur weniges ist an sich tatsächlich neu, sofern man sich schon etwas länger mit Persönlichkeitsentwicklung beschäftigt.
Generell liest sich „Das Corssen-Prinzip“ sehr flott. Die Autoren stellen anhand der Geschichten von vier Protagonisten die Selbstentwickler-Methode vor, welche das Ziel hat „von der Ohnmacht zur Eigenmacht“ zu kommen und zwar dank „SelbstBewusstheit, SelbstVerantwortung, SelbstVertrauen und SelbstÜberwindung.“ Die Geschichten sind nett erzählt und sind wohl die „Lebens-Klassiker“ (Probleme im Job, Die-Welt-ist-so-unfair-Gedanken, Familienherausforderungen, Beziehung und Trennung, Das eigene Glück selbst in die Hand nehmen, Sein Ding umsetzen uvm.). Dazu kommen die zwei Coaches Survivalman und Happyman, die jeweils versuchen, den Herausforderungen an sich ihren Spin zu geben, indem sie auf die Protagonisten einwirken, ihre Situation negativ oder positiv zu bewerten. Folglich ist das Buch mit Tipps von Happyman gespickt, wie man sich die „Superkraft für mehr Eigenmacht“ zu Nutze machen und weg von der Opferhaltung, Jammern und Klagen kommen kann.
Wer gerne Comics liest, für den könnte dieses bebilderte Selbsthilfeprogramm genau das richtige sein. Mir war es ein bisschen zu lässig, ich hätte in diesem Zusammenhang gerne noch Tiefergehendes gelesen (gut möglich aber, dass Jens Corssen das bereits in Ich und die anderen* verarbeitet hat, dieses Buch habe ich noch nicht gelesen). Dennoch war es eine unterhaltsame Lektüre mit positivem Touch und bekanntlich ist es ja am schwierigsten komplizierte Sachverhalte in einfache herunterzubrechen. Und das ist den Autoren mit diesem Buch auf jeden Fall gelungen.
*Rezensionsexemplar
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