Viele haben auf diese Buch Review** gewartet, immerhin kommt der dänische Autor, Psychologe und Uni Professor Dr. Svend Brinkmann in Pfeif drauf!* mit Thesen daher, die man in Selbsthilfe- und Psychologie Büchern so nicht jeden Tag zu lesen bekommt. So schlägt er beispielsweise vor:
- Hören Sie auf, in sich selbst hineinzublicken.
- Fokussieren Sie sich auf das Negative in Ihrem Leben.
- Unterdrücken Sie Ihre Gefühle.
- Besinnen Sie sich auf Ihre Vergangenheit.
- Feuern Sie Ihren Coach.
Der Guardian schreibt, dieses Buch sei „eine wunderbare Breitseite gegen den immensen Druck unserer Tage.“ Ich war neugierig, wie der Autor seine Thesen begründen würde. Für alle die auch neugierig sind: Hier meine Review 😉
So liest sich Pfeif drauf!
„Schluss mit dem Selbstoptimierungswahn“, schreibt der Autor, und ich muss sagen, bei all der Selbsthilfeliteratur, den Ratgebern, Blogs & Co zum Thema hat das Ganze natürlich durchaus etwas Erfrischendes und Provokantes, wenn ein Psychologie Professor leidenschaftlich gegen das Voranschreiten und die Verbreitung der Positiven Psychologie schreibt und Gegenthesen anbringt.
Ich kann dem Wort Selbstoptimierung nicht viel abgewinnen, weil es für mich mechanisch und erzwungen klingt, aber ich persönlich mag Weiterentwicklung und Wachstum und begrüße Veränderungen durchaus, auch wenn manche teilweise schmerzhaft sein können. Deshalb ging ich nicht ganz unbescholten in diese Lektüre, aber ich war offen zu hören, wie Brinkmann seine Sicht der Dinge erläutern würde.
Und ich muss sagen, gut die erste Hälfte des Buches hat mich nicht wirklich gecatcht, weil er meiner Meinung nach Äpfel mit Birnen vergleicht und ich es an manchen Stellen wirklich schade fand, warum er keine anderen Argumente parat hat als – meiner Meinung nach – lahme Vergleiche, die richtig hinkten. Außerdem wird schlussendlich natürlich auch nicht alles so heiß gegessen wie gekocht, d.h. die ursprüngliche Provokation verflog an manchen Stellen wieder.
ABER – und das ist das Schöne am Lesen – mit der Zeit und Fortschreiten der Lektüre konnte ich seinen Standpunkt besser erkennen und es ging nicht mehr nur darum, dass ihm die Positive Psychologie u.a. wohl auch wegen persönlichen Angelegenheiten unter Kollegen nicht zusagte, sondern das Buch ließ mehr davon durchscheinen, was als Stoizismus bekannt ist, auch wenn Brinkmann einen pragmatischen Umgang damit pflegt. V.a. das Nachwort über „Stoizismus in einer beschleunigten Kultur“ fand ich am lesenswertesten und ich kam für mich zu dem Schluss, dass es mir persönlich besser gefallen hätte, hätte das Buch diesen Titel getragen und wäre weniger auf „Ratgeber“ mitsamt eines Sieben-Schritte-Plans, sondern eben mehr als ein philosophisches Sinnieren über Lebensfragen ausgelegt gewesen, die nicht in erster Linie darauf abzielen, provokativ zu sein.
Ein Punkt, den ich mir daraus aber auf jeden Fall daraus zu Herzen genommen habe, ist jener: „Lesen Sie einen Roman – kein Selbsthilfebuch und auch keine Biografie.“ Ich werde zwar weiter spannende Bücher aus diesen letzten beiden Bereichen lesen, aber ich möchte auch wieder mehr Romane zur Hand nehmen und habe Brinkmann’s Empfehlung u.a. die Bücher von Haruki Murakami zu lesen direkt umgesetzt (mein erstes Buch von ihm ist dieses*). Insofern bin ich dem Autor dankbar, denn ich schleiche schon seit Jahren um die Bücher von Murakami herum und Brinkmann’s Aufforderung war quasi mein endgültiger Entschluss nicht nur im Urlaub oder ab und an, sondern wieder öfter zu Romanen zu greifen 🙂 .
Fazit
Persönlich würde ich sagen, kann man lesen, muss man aber nicht, angesprochen hat mich v.a. der hintere Teil des Buches. Wer sich für Stoizismus interessiert: Seneca* und Marc Aurel* sind hierzu lesenswerte Klassiker.
Alles Liebe und ein schönes Wochenende,
Vera