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Gendermedizin kann Leben retten. Glaubst du nicht? Es lässt sich ganz leicht am Beispiel Herzinfarkt verdeutlichen: Während ein Mann klassischerweise Schmerzen in der Brust spürt, die in den linken Arm ausstrahlen, sind die Anzeichen bei Frauen oft Übelkeit, Erbrechen, plötzliches starkes Schwitzen sowie Schmerzen zwischen den Schulterblättern. Wer hat mit welchen Symptomen also die besseren Überlebenschancen und schneller die richtige Behandlung? Sofern Ärztinnen und Ärzte nicht entsprechend auf die Unterschiede der Symptomatik aus/weitergebildet sind, kann es für Frauen tatsächlich eher tödlich enden. Auch, weil sie offenbar auch längeren Wartezeiten ausgesetzt sind (laut Studien gute 20-30 Minuten), da ihre Symptome nicht richtig eingeschätzt werden. Ebenso verhält es sich bei bestimmten Untersuchungen in diesem Bereich, um einen Infarkt richtig identifizieren zu können. Das „männliche Standard-Schema“ ist für viele weibliche Patientinnen nicht hilfreich, im Gegenteil manchmal sogar verheerend, weil eine Untersuchung unauffällig ausfällt, dabei war die Untersuchung zur Diagnosenstellung für die Frau einfach die falsche. Und leider somit auch die Diagnose.
Fazit: Frauenherzen schlagen anders. Frauenkörper sollten generell besser untersucht werden, um weitere Unterschiede herauszuarbeiten. Denn Krankheitsbilder und -verläufe können bei Mann und Frau sehr unterschiedlich sein. Es braucht deshalb mehr Studien, die über die klassischen „Frauengesundheitsthemen“ Schwangerschaft und Geburt hinausgehen. Mehr über die Verträglichkeit von Medikamenten, mehr über deren Gabe je nach hormoneller Zyklusphase, in den Wechseljahren oder in der Postmenopause.
Hier am Blog habe ich schon öfter auf dieses Thema hingewiesen. Bisher war der Mann die medizinische Norm in der Medikamentenforschung (meist übrigens um die 70kg schwer und 1,75m groß). Praktisch und ethisch im Hinblick auf mögliche Schwangerschaften einerseits verständlich. Und ja, so ein Zyklus oder auch der Einsatz von hormonellen Verhütungsmittel kann Medikamentenforschung wesentlich komplizierter und damit auch teurer machen. Aber genau darum geht es doch eigentlich: Dass man auch hier Rückschlüsse ziehen kann, was wann gut ist und welche Medikamente dagegen in welchen Fällen kontraindiziert sind (und ich gehe mal davon aus, dass es da jedenfalls welche gibt). Es geht um eine geschlechterspezifische optimale Versorgung – für Frauen UND Männer. Ob es um die richtige Erstversorgung, Dosierung von Medikamenten oder Abläufe im Krankenhaus geht. Insofern sollte für mehr Wissen, Daten und Fakten Geld in die Hand genommen werden. Punkt.
Umso mehr freut es mich wirklich, dass ich am Wochenende eine tolle Nachricht gelesen habe: Der Standard berichtete darüber (sehr lesenswert übrigens, klickt rein), dass Kärnten als Pionier vorangeht und seit drei Jahren (sic!) eine Modellregion für Gendermedizin ist. Durch das fehlende PR-Budget weiß das allerdings fast niemand. Dabei geht es um wichtige Rückschlüsse bei Diagnose, Therapie und Medikamentengabe in Bezug auf das soziale und biologische Geschlecht. Es gibt außerdem nun auch einen Diplomlehrgang für Gendermedizin, der Ärztinnen und Ärzte gezielt weiterbildet. Man kann als Patientin nur hoffen, dass sich dieses Wissen unter der Ärzteschaft multipliziert. Auf jeden Fall: Bravo Kärnten und Bravo an alle, die dieses Projekt stemmen!!
Wer mehr dazu lesen will, hier gibt es mehr Infos zur Modellregion Gendermedizin Kärnten und den Diplomlehrgang. Das Land finanziert übrigens 15 Kärntner Ärztinnen und Ärzten die Gendermedizin Fortbildung. Es wäre eine gute Sache, wenn andere Bundesländer hier nachziehen würden. Und wenn Gendermedizin auch im regulären Studienplan schon einen echten Stellenwert bekommen würde. Eigentlich komisch, wenn man bedenkt, dass mehr Frauen als Männer in Österreich leben. Es gibt noch viel zu tun.
Wer sich aktiv einbringen kann: Helft mit, hier echte Fortschritte zu schaffen! Bildet euch weiter & gebt wichtiges Wissen weiter, es kann Leben retten!
Alles Liebe,
Vera