Wie versprochen hier die Review zu einem der aktuell medial am meisten gehypten Diät-Büchern. „SHRED„* von Dr. Ian K. Smith will ein praktisch gut umsetzbares Programm sein, das v.a. darauf abzielt, dass man keine großen Hungergefühle erleiden muss, aber dennoch – je nach Ausgangsgewicht – in nur sechs Wochen bis zu 2 Kleidergrößen und 10kg verlieren kann. Genau dieses Versprechen ist es wohl, weshalb sich das Buch in den USA schnell zum Bestseller entwickelt hat.
Autor Dr. Ian K. Smith hat sein Medizinstudium in Harvard absolviert und sich im Anschluss auf das Themengebiet Abnehmen spezialisiert. Er schreibt außerdem auch für die New York Times, für Men’s Health und für Newsweek und ist darüber hinaus Mitglied in Obama’s nationalem Gesundheitsrat.
Kommen wir zum Konzept und Buch-Aufbau. Bevor es losgeht, wird die Entstehungsgeschichte von SHRED erzählt, dann das Programm und die einzelnen Zyklen erklärt. Diese unterteilen sich in sechs Wochen, wobei jede Woche anders gestaltet ist und einem eigenen Thema unterliegt. Die erste Woche dient dem Aufbruch, die zweite der Herausforderung, die dritte der Metamorphose, die vierte dem Aufschwung, die fünfte der Befreiung und die sechste dem Triumph.
Ein wesentlicher Bestandteil des Ernährungsplans an jedem Tag ist das häufige Essen abwechslungsreicher Mahlzeiten und Snacks. Die Zeit zwischen den einzelnen Mahlzeiten wird relativ kurz gehalten. Hierzu gibt es unterschiedliche Ansichten und Studienergebnisse, was der Autor auch bereits im Vorwort anmerkt, indem er dort schreibt, dass sich „die Diät- und Ernährungsforschung in ständiger Entwicklung befinden“ und sich „die in diesem Buch gezogenen Schlüsse teilweise von denen in anderen Quellen unterscheiden.“ Ob es physiologisch generell sinnvoll ist, viele Zwischenmahlzeiten zu essen oder nicht, ist aber nur eine Seite der Medialle, die andere ist nämlich, ob es der eigene (Berufs)Alltag überhaupt zulässt, denn nicht jeder kann oder will an seinem Arbeitsplatz oder zuhause alle 1,5 bis 3 Stunden snacken oder eine größere Mahlzeit einnehmen.
Neben der Ernährung spielt in diesem Programm auch die Bewegung eine große Rolle. Diese wird stark miteinbezogen, was das Ganze zu einer runden Geschichte macht und man nur begrüßen kann.
Bevor die einzelnen Wochen und Tage beschrieben werden, gibt es allgemeine Informationen zum 6-Wochen-Zyklus, Kochausstattung und -praktiken und Lebensmitteln sowie wesentliche Inputs zum Thema Bewegung und den anstehenden Workouts.
Es folgen die einzelnen Wochen im Detail. Was soll man wann essen, welche Ess- und Workoutregeln sind für die jeweilige Woche zu berücksichtigen, wie sieht die genaue Bewegungseinheit für welchen Tag aus.
Auch wenn diese 6 Wochen den Kern des Buches darstellen, folgen im Anschluss daran die Details in Sachen Rezepte und Warenkunde. Es werden Shred-Snacks und Smoothie-Rezepte (vorrangig Obstsmoothies) vorgestellt und auch das Thema Eiweißshakes wird separat noch einmal erläutert, denn auch diese kommen in den Tagesplänen vor. Weitere Rezepte gibt es für Suppen und Eintöpfe und für etwaige Extras.
Soweit der grobe Inhalt und Aufbau. Ich möchte an dieser Stelle nun nicht auf sämtliche Details eingehen oder einzelne Rezepte diskutieren, das würde hier den Rahmen sprengen, sondern ich möchte eher ein generelles Fazit ziehen. Und dieses lautet: kann man durchaus so machen, wenn man daran glaubt und der Typ dafür ist, so viele Zwischenmahlzeiten zu essen. Ich halte es für gut, dass Ernährung und Bewegung kombiniert werden, dass auf Abwechslung bei den Lebensmitteln geachtet wird, dass man das Programm individuell auch etwas anpassen kann (mit oder ohne Fleisch usw.). Dennoch denke ich, dass die vielen kleinen Mahlzeiten für manche zu einem Problem werden könnten, nämlich wenn sie es beruflich nicht schaffen, diese kurzen Zeitabstände einzuhalten. Denn auch wenn man allgemein ein bisschen adaptieren kann, beispielsweise um welche Uhrzeit die erste Mahlzeit stattfindet, so sind die Abstände zwischen den Mahlzeiten und Snacks nach Programmplan einzuhalten, genauso wie die Gesamtkalorienmenge für den Tag. Ist das nicht möglich, ist die Umsetzung dieses Programms nicht gegeben und somit in solchen Fällen von vornherein in dieser Form wenig sinnvoll, außer man hat auch so Spaß an den Rezepten und allgemeinen Rundherum-Tipps.
Definitiv gut ist die Einstellung, dass es – trotz Marketing-tauglichem Titel „Diät“ – hier um eine Lebensstiländerung geht, die nachhaltig sein soll. Es handelt sich also um keine Crash-Diät, die den Stoffwechsel eher in den Ruin treibt, als dass sie wirklich etwas bringt, sondern um ein Programm, das täglich für eine Kalorienzufuhr von rund 1100 bis 1300 Kalorien sorgt, was zwar nicht wahnsinnig viel ist, aber immerhin deutlich über 1000 Kalorien.
Kritikpunkte
Allgemeine Kritikpunkte könnten durchaus das häufige Snacken und die vielen kleinen Mahlzeiten sein. Aber hier scheiden sich wirklich die Geister, da es unterschiedliche Studienbelege gibt, jene für nur 3 Mahlzeiten am Tag genauso wie jene für bis zu 6 Mahlzeiten. Persönlich präferiere ich weniger Mahlzeiten, wenn es einem Klienten egal ist und er mit drei, maximal vier Mahlzeiten pro Tag auskommt, aber wie geschrieben, es gibt auch gegenteilige Meinungen.
Ich für meinen Teil bin davon überzeugt, dass es auf jeden Fall immer in erster Linie zum jeweiligen Mensch und seinem Tagesablauf passen sollte. Nicht jeder will ständig essen oder snacken, andere wiederum brauchen das regelrecht. Die Idee, den Insulinspiegel konstant zu halten, findet bekanntermaßen sehr viele Gegensprecher, wenn es ums Abnehmen geht, aber schlussendlich geht es v.a. erstmal um die Gesamtkalorienmenge pro Tag und das Verbrennen von Energie durch Bewegungseinheiten, was mindestens genauso berücksichtigt werden sollte.
Ansonsten könnte für meinen Geschmack mehr Gemüse und weniger Obst in den Rezepten verwendet werden. Auch bei der Warenkunde, also dem Kapitel zu den einzelnen Lebensmittelgruppen ließe sich diskutieren, denn es wundert mich, dass ein Harvard-Mediziner Milchprodukte in diesem Ausmaß empfiehlt, wo es doch die Harvard Medical School war, die diese sehr kritisch untersucht hat und das gängige „Kalzium-Argument“ bekanntermaßen auch schon etwas überholt ist. Auch der Auswahl in Bezug auf die empfohlenen Fischsorten würde eine Berücksichtigung, was auch ökölogisch vertretbar ist und was nicht, gut tun. Und ja, auch über das „richtige“ Eiweißpulver ließe sich streiten 😉 .
Alles in allem denke ich aber, dass das Buch eine Hilfe sein KANN, wenn es der eigene Alltag zulässt einerseits so oft zu essen und zu snacken und andererseits auch die Disziplin vorhanden ist, diese sechs Wochen so durchzuziehen und auch im Anschluss neu entdeckte Verhaltensweisen aus dieser Zeit mitzunehmen. Da die Anleitung Schritt für Schritt passiert und das Buch natürlich auch darauf achtet, motivierend auf den Leser einzuwirken, sind die Rahmenbedingungen gegeben, umsetzen muss man es dann aber dennoch selbst und der Erfolg wird in den allermeisten Fällen nur dann in dem versprochenen Ausmaß eintreten, wenn man sich auch zum größten Teil daran hält (v.a. was die Tageskalorienmenge und die Bewegung angeht), was nicht viel Raum für Ausnahmen und Abweichungen schafft. Es muss auch definitiv genug Zeit für dieses Unterfangen eingeplant werden, auch für die Bewegungseinheiten und das Vorbereiten der Mahlzeiten.
Fazit: Wer abnehmen will und eine genaue Anleitung dafür sucht, für den könnte dieses Buch etwas sein, sofern die Möglichkeit besteht, im eigenen (Berufs)Alltag viele kleine Mahlzeiten unterzubringen und man damit auch zurecht kommt. Sehr lobenswert ist das Einbeziehen von Bewegungseinheiten, die aus gesundheitlicher Sicht absolut notwendig sind und in so manch anderem „Diät-Buch“ vernachlässigt werden. Auch die Tatsache, dass Wert auf Nachhaltigkeit gelegt wird und es sich hier nicht um eine Crash-Diät, sondern um eine Lebensstiländerung handelt, erachte ich als gut. Insgesamt ein abwechslungsreiches Programm, das wirksam sein kann, wenn man sich mit der notwendigen Disziplin auch daran hält.
Preis: ca. 16,90 Euro, hier könnt ihr einen Blick ins Buch werfen
* Rezensionsexemplar