Heute gibt es ein privates Thema: Wir werden seit Jahren immer wieder gefragt, wie das so ist, gemeinsam zu leben und zu arbeiten und witzigerweise denken alle, dass wir ein sehr gutes Team sind und es für uns wohl absolut kein Problem dargestellt, auch miteinander zu arbeiten, deshalb möchte ich mich heute einmal ausführlicher dazu äußern.
Wie ist das so, als Paar und Geschäftspartner in einem?
Ganz ehrlich: An manchen Tagen schwierig. An anderen einfacher. Manchmal sehr anstrengend und kräftezehrend, manchmal aber auch stolzmachend und richtig schön. Aber generell ist es in unserem Fall aus meiner Sicht – denn ich kann hier natürlich nur für mich sprechen- eines nicht: einfach.
Wir haben zwei Firmen miteinander, aber auch weitere eigene Unternehmen, was es zusätzlich noch einmal zu einer eigenen Konstellation macht. Wir haben unsere Unternehmen, weil wir beide die Freiheit bei der Arbeit lieben. Weil wir so arbeiten wollen, wie wir es für sinnvoll halten, da Gesundheit einfach ein zu wichtiges Thema ist, um es in wenigen Minuten abzuhandeln.
In Gesprächen merke ich immer wieder, dass viele denken, es gehe in erster Linie ums Geld Verdienen. Dazu kann ich nur sagen: Wenn es mir darum gehen WÜRDE, müsste ich alles anders machen, deshalb kann ich daher dazu nur müde lächeln und mir denken „ja, genau“ 😉 Würde es zB mir ums Geld gehen, hätten wir allein hier am Blog in den letzten 8 Jahren sinnvollerweise besser eine bezahlte Kooperation und Werbung nach der anderen abgeschlossen, uns besser inszeniert und alles mitgenommen was nur irgendwie geht. Haben wir aber nicht, weil ich bezahlte Einschaltungen auf dem eigenen Blog bis heute komisch finde und es deshalb nicht mache. Genauso wie ich viele andere Dinge, die „schnelles Geld“ bringen, nicht gemacht habe. Ich habe dagegen Geld ausgegeben und zusätzlich eine Menge Zeit investiert und zwar für unzählige Aus- und Weiterbildungen im In- und Ausland etc. und das nicht für ein, zwei Jahre, sondern über 6 Jahre lang, abgesehen davon, dass ich vor meiner Selbständigkeit bereits kurze Zeit nach dem ersten Studium auch immer in Weiterbildungen investiert habe. Ich war also bisher immer von der Sorte: Investiere alles und investiere auch wieder das, was du einnimmst.
Aber zurück zum Thema: Wie ist es also, wenn man nicht nur ein Paar, sondern auch geschäftlich miteinander verbunden ist? Ich denke, dass es je nach Firmenkonstruktion und Arbeitsteilung sehr verschieden sein kann, in unserem Fall bedeutet es: Es geht IMMER auch ums Berufliche. Wer das nicht leiden kann, wäre bei uns wohl bereits vormittags raus 😛 , oder allerspätestens am ersten Tag abends beim Einschlafen. Wobei ich hier zugeben muss, dass ich seit ein paar Monaten auch – bisher ohne großen Erfolg – darum bitte, keine kniffligen Entscheidungen, Herausforderungen oder sonstige berufliche Themen direkt beim Einschlafen zu besprechen, was Doc Tom gerne mal spontan macht. Nervt mich das? Ja, wenn es phasenweise gehäuft vorkommt und zwar eben weil ich wiederholt sage, dass ich das nicht mag. Das ändert aber meistens nichts an der Tatsache, dass es vorkommt 😛 Und genau das ist der Punkt, der es schwierig macht (aus meiner Sicht, bei anderen Paaren mag das anders sein): Man hat nicht nur die Reibungspunkte, die man ohnehin in einer Beziehung hat, sondern auch noch jene, die man beim Arbeiten mit Kollegen eben haben kann. Dass wir zudem unterschiedliche Arbeitsstile und Herangehensweisen haben, macht es dann natürlich nicht wirklich einfacher.
Was mir dabei hilft? Vollkommene, schonungslose Ehrlichkeit. Denn müsste ich dazu gute Miene zum – für mich – bösen Spiel machen, würde ich es nicht lange durchhalten. Wenn ich also etwas nicht gut, unangebracht, falsch oder sonstwas finde, dann sage ich das und zwar ohne Rücksicht und ausdrücklich (manchmal auch laut, sehr laut oder fluchend… je nachdem). Und ja, ich finde es oft sehr anstrengend (das fällt wohl unter die Kategorie „Dinge, die niemand sagt“ 😉 ). Ich finde es auch ab und an grenzwertig und es gab auch schon Situationen, die über meiner Grenze lagen.
Dennoch sind wir nach 15 Jahren noch zusammen, haben noch unsere Beziehung UND seit Jahren auch unsere Unternehmen. Wir haben in Innsbruck, Innsbruck Umgebung, München und Wien gewohnt, Umzüge und berufliche Umbrüche überstanden. Wir funktionieren als Team, weil wir schlussendlich immer an einem Strang ziehen (auch wenn wir oft genug darüber diskutieren, wer was wo wann und wie 😉 ). Leicht ist es nicht und es geht auch nicht nicht wie von selbst. Es gibt Reibungspunkte. Es nervt manchmal schrecklich und es kostet nicht selten einen Haufen Nerven.
Manchmal beneide ich andere Paare, die nicht miteinander arbeiten. Weil miteinander arbeiten auch heißt, dass man die Marotten des anderen gefühlt rund um die Uhr lang ertragen muss (und er wiederum die eigenen 😛 ). Andererseits würde ich es nicht anders haben wollen, denke ich.
Es hat einfach auch seine Vorteile. Man lernt sich WIRKLICH gut kennen. Alle Seiten, es gibt kein „So ist er/sie beruflich und so privat“. Man verliert gemeinsam und gewinnt gemeinsam. Man erschafft gemeinsam und kann gemeinsam stolz darauf sein. Man weiß, dass man gemeinsam an etwas Sinnvollem arbeitet. Man erhält Verständnis und auch Respekt, weil der andere wie niemand sonst weiß, was man leistet und kann. Man kann auch extrem früh, spät abends, am Wochenende oder im Urlaub arbeiten und der andere ist – meistens – nicht böse, weil er/sie weiß warum und deshalb (mehr) Verständnis (als andere) dafür hat.
Aber es wäre gelogen, wenn ich sagen würde, dass es nicht manchmal auch hart, zäh und mühsam ist 😉 . Man muss definitiv aufpassen, dass man auch noch Liebespaar bleibt. Wie bei allem im Leben gibt es einfach zwei Seiten der Medaille.
Wie ist es bei euch? Arbeitet ihr auch zusammen und wenn ja, was sind eure Erfahrungen? Oder seid ihr in komplett unterschiedlichen Branchen tätig? Würdet ihr gerne gemeinsam arbeiten oder achtet ihr eher darauf, dass ihr Berufliches und Privates prinzipiell trennt?
Ich bin gespannt 🙂
Alles Liebe,
Vera
Liebe Vera,
Du sprichst mir so aus dem Herzen! Mein Mann und ich arbeiten seit 14 Jahren zusammen. Wir sind zwar nicht selbstständig oder haben eine eigene Firma, aber es hat sich einfach immer wieder ergeben, dass wir im selben Unternehmen gelandet sind.
Wir werden oft gefragt, wie es ist, soviel Zeit zusammen zu verbringen. Ja nun… es ist spannend, schwierig, herrlich, nervig, anstrengend, erfüllend, befriedigend, herausfordernd, das Schönste der Welt und das Schlimmste 🙂
Wir sind beide Abteilungsleiter in Abteilungen, die direkt miteinander zu tun haben. Da ist es ganz normal, dass man auch nach Feierabend, im Urlaub oder auf der Fahrt zur oder von der Arbeit noch über Geschäftliches spricht. Und oft ist es schwierig, von Kollege zu Kollege zu reden, wenn man doch auch schon so lange zusammen ist und ein berufliches Problem einen wirklich belastet. Knifflig ist es auch, wenn es um andere Kollegen geht. Da passen wir extrem auf, um deren Privatsphäre zu wahren.
Aber auch nach so langer Zeit haben wir das Gefühl, das es insgesamt passt und wir ein gutes Team sind. Unsere Chefs wissen uns als Einzelpersonen und als Team zu schätzen. Viele Ideen und Projekte, die wir erfolgreich im Unternehmen umgesetzt haben, sind in den Bergen oder im Biergarten entstanden. Das tiefe Verständnis unserer Chefs rührt vielleicht auch daher, dass sie gemeinsam als Ehepaar ein Unternehmen aufgebaut haben und leiten.
Unfair finde ich es, wenn Kollegen versuchen, einen von uns zu instrumentalisieren, um beim jeweils anderen etwas zu erreichen. Da haben wir aber schon so gute Sensoren entwickelt, dass wir das fast immer schon im Anfangsstadium unterbinden.
Wer weíß… vielleicht machen wir uns doch noch selbstständig. Aber nur als eingespieltes Team!
Liebe Grüße, Tina
Liebe Tina,
das hast du sehr treffend und schön beschrieben 🙂
Auch eine sehr interessante Konstellation, v.a. mit weiteren Kollegen und eigenen Teams. Da sind Herausforderungen vorprogrammiert, das glaub ich nur zu gern.
Ja, es ist das Schönste und Schlimmste in einem – das trifft’s sehr gut 🙂
Alles Liebe zu euch,
Vera