Bist du auch „mütend„? Dieses neue Wort ist eine Schöpfung der aktuellen Zeit und vereint zwei Gefühlszustände, die vielen seit der Corona Pandemie nur zu gut bekannt sind: Wütend und müde.
Ich möchte hier nicht darauf eingehen, wieso weshalb und warum genau man sich wütend und müde fühlt, die Gründe kennt ohnehin jeder für sich gut genug, sondern vielmehr darüber schreiben, was man dagegen tun kann, damit man wieder mehr in seiner Mitte ist, sich weniger aufregt und bessere Laune und v.a. mehr Energie hat.
Tipps gegen das Mütend Sein
1. Annehmen, was ist. Ja, ich weiß, genau das wollen wir alle nicht. Aber genau das ist der Schlüssel. Natürlich würden wir uns wünschen, dass alles endlich ganz schnell vorbei sein soll und jeder wieder das freie Leben führen kann, das er vorher hatte. Nur das spielt sich offensichtlich nicht. Diese ganze Sache kann sich noch ordentlich ziehen. Heißt nicht, dass es so sein muss, aber es hilft auch nichts, damit zu rechnen, dass ab Sommer wieder alles „ganz normal“ sein wird. Ich denke, das in Klarheit an- und auszusprechen ist wichtig. Es heißt jetzt Lernen damit umzugehen. Im Großen wie im Kleinen. Durch die Wut durchzugehen. Durch den Ärger, das Unverständnis, die Müdigkeit, Ängste und Sorgen. Diese Gefühle sind nicht sehr angenehm, im Gegenteil, es ist mutig, sich ihnen zu stellen und sie wirklich zu spüren statt sie zu betäuben, indem man sie mit Alkohol, Drogen oder anderem abwürgt. Gerade weil das alles nicht leicht ist, lohnt es sich nicht, auch noch Energie dafür aufzuwenden, alles nicht wahrhaben zu wollen, aus Angst Fakten zu leugnen oder dauerzujammern und sich im Kreis zu drehen. Es heißt, zu lernen wie man mit Ungewissheit, Angst, Wut und all dem anderen Mist am besten umgeht und daraus das Beste zu machen. Nicht zu resignieren, sondern in dem Rahmen zu gestalten, der sich bietet.
2. Hilfe holen. Wer mit großen Problemen zu kämpfen hat oder Kinder hat, die sehr unter der Pandemie leiden, sollte sich nicht scheuen, Hilfe zu holen. Kommunikation ist gerade in Krisenzeiten sehr wichtig, um Ängste zu nehmen, deshalb ist Reden unheimlich wohltuend, gute Gespräche zählen zu den besten Seelsorgern. Falls sich im Familien- oder Freundeskreis niemand findet, dem man sich öffnen oder anvertrauen will/kann oder das keine nachhaltige Unterstützung ist, gibt es verschiedenste professionelle Hilfsangebote, die hier aufgelistet sind.
3. Die eigene Mitte stärken. Wer in seiner eigenen Mitte ist, verlässt dieses Gleichgewicht weniger schnell und falls doch, findet sie oder er danach wieder schneller dorthin zurück. Deshalb überleg dir: Was tut dir gut? Falls du dich in manchen Situationen gefangen in deinen negativen Emotionen fühlst, leg dir eine „Das mag ich“-Liste an, um im Gedanken-Wirr-Warr eine erprobte Auswahl an Tätigkeiten vor Augen zu haben, die dir gut tun und dich aus deinem Loch herausholen. Idealerweise zahlt man jeden Tag mehrmals auf das eigene Energiekonto ein, indem man den Alltag neben all den To Do’s auch mit Tätigkeiten, Menschen und Tieren spickt, die Energie geben, sodass genug Energie da ist, weil es im Gegenzug immer Sachen im Laufe eines Tages gibt, die einem Energie rauben. Ist das Energiekonto halbwegs ausgeglichen funktioniert der Alltag aber wesentlich besser und alles wird leichter.
4. Beweglich bleiben. Und zwar körperlich UND geistig. Während man als junger Mensch in der Regel körperlich noch recht beweglich und flexibel ist, so hat man im Gegenzug meist noch nicht die Lebenserfahrung gesammelt, dass der Geist einem sagt „Auch das wird vorbeigehen“. Ältere Menschen hingegen haben bereits viel gesehen, erlebt, Schmerzen und Trauer ausgehalten, tiefe Krisen bewältigt, das Leben mit seinen Facetten am eigenen Leib gespürt. Das macht flexibler, wenn Dinge aus dem Ruder laufen, weil man schon öfter Herausforderungen gemeistert und überlebt hat. Ein gutes Werkzeug, um sich im Beweglich Sein zu üben, ist – so abgedroschen es klingt – Yoga, denn auch dabei erlebt man An- und Entspannung im Wechsel, man lernt, loszulassen, sich zu öffnen, in vielleicht unangenehmen Situationen zu hineinzuentspannen, auszuhalten. Wer kein Yoga macht oder lernen will, probiere es mit Dehnen und ruhigem, aufmerksamen Atmen dabei. So bleibt man körperlich flexibel (was v.a. über 30 aus gesamtgesundheitlicher Sicht wichtig ist, denn leider wird man schon früh langsam unbeweglicher) und kann diese Übungszeit auch dafür nutzen, um sich mental durch ruhige Atemzüge zu stärken und sich in geistiger Flexibilität zu üben. Wer das Gefühl hat, das Loslassen und Aushalten gerade ein schwieriges Thema sind, dem lege ich insbesondere Yin Yoga nahe.
5. Power Naps: Dauermüdigkeit kann einen wahnsinnig machen, weil Schlaf eine sehr große Rolle spielt wie wir uns fühlen und wieviele Nerven wir verfügbar haben. Wenn nachts keine Möglichkeit besteht, das Schlafpensum zu erhöhen oder man unter Schlafstörungen leidet, können kleine Power Naps untertags eine Unterstützung sein, damit man sich wieder normaler und belastbarer fühlt. Diese kleinen Schlafeinheiten sind nur 10 bis 20 Minuten lang (in Japan werden sie als „Inemuri“ praktiziert und als sehr wertvoll angesehen). Fakt ist, dass kurze Inemuris unser Immunsystem und auch unsere Kreativität fördern und v.a. auch unsere Nerven stärken. Plus: Sie helfen uns dabei, weniger Heißhunger-Attacken zu entwickeln (während Schlafmangel im Gegenzug zu Zucker und Fett verführt). Viele gute Gründe für Inemuri. Also, wie sieht es bei dir aus: Wann in deinem Tagesablauf würden sich 10 Minuten Power Nap ausgehen?
Sorge gut für dich & deine Lieben! All das wird vorbeigehen.
Alles Liebe,
Vera