Auf einer Skala von eins bis zehn: Wie entspannt fühlst du dich derzeit?
In meiner Arbeit frage ich meine Klient:innen oft mit Hilfe solcher Skalen ab, weil man damit konkreter festhalten kann, wo man steht und wie sich die Dinge entwickeln. Also, wo stehst du derzeit, wenn es um dein Seelenwohl geht? Wie entspannt bist du momentan? Und zwar nicht just in diesem einen Moment, sondern in deiner aktuellen Lebensphase, in den letzten Wochen und Monaten und im Hinblick darauf, was du in der nächsten Zeit grob geplant hast?
Entspannung ist etwas, das gerade in der Rushhour des Lebens von ca. 30 bis Mitte 40 ganz schnell verloren geht. In dieser Zeit passiert einfach so vieles gleichzeitig, beruflich wie privat und wenn eines hinunterfällt, dann ist das ganz oft die Zeit zum Auftanken, zum Wiederaufladen, zum Regenerieren.
Ja, Feiern und Dampf Ablassen können auch nette Ventile für vorhandene Anspannung sein, aber sie sind in erster Linie kurzzeitiger Spaß und definitiv alles andere als nachhaltig. Im Gegenteil, gerade mit Alkohol kann man sich recht leicht neue, weitere Probleme heran züchten.
Geht es um echte Entspannung, heißt das v.a. überhaupt zu wissen, was einen selbst so richtig entspannt. Ist es die Kopf- oder Fußmassage vom Partner, während derer man sich so richtig fallenlassen kann? Die Zeit in der warmen Badewanne mit duftendem Badeöl und einem guten Buch? Atemübungen? Ein Puzzle puzzeln? Mal wieder richtig ausschlafen? Die Katze streicheln? Malen? Tennis spielen? Gartenarbeit? Kochen? Backen? Yoga? Eine Thaimassage? Kreuzworträtsel lösen? Zwei Stunden Zeit mit der Freundin im Lieblingscafe? Spazieren in der Natur?
Wichtig ist, dass DU weißt, was dir so richtig gut tut und das dann auch regelmäßig einplanst. Dass du dir die Zeit nimmst, es als Priorität ansiehst und diese hochhälst. Idealerweise bringt dein Alltag täglich hier und da kleine Entspannungsinseln mit sich. Und nicht nur Vollgas. Nicht nur Stress und Zerren am Nervenkostüm.
Falls sich derzeit alles eher mühsam und zäh wie Kaugummi anfühlt, du aber merkst, dass du dringend Entspannung brauchst, dann triff die Entscheidung, diese ab nun wirklich täglich einzuplanen. Und wenn es nur ganz kurz ist, ist es besser als gar nichts. Täglich eine kleine Freude, eine kleine Entspannungsinsel. Wenn mehr geht, dann gerne mehr.
Als ich damals in meinem allerersten richtigen Vollzeit-Job gearbeitet habe, war meine tägliche Entspannung nach einem sehr sehr langen Arbeitstag, vielfach mit 6-Tage-Woche, die abendliche warme Dusche. So einfach, so gut, aber darauf habe ich mich den ganzen Tag lang gefreut, sie hat immer unheimlich gut getan und ich erinnere mich jetzt, wenn ich an diesen Job denke, immer auch daran, weil es ein wirklich schönes, bewusstes Ritual war.
Es geht wie bei so vielem um die Intention, die wir haben, wenn wir Dinge machen. Mit welcher Intention man an die Sache herangeht, kann vieles verändern. Aus „jetzt muss ich auch noch duschen, dabei will ich doch einfach nur ins Bett“ kann ein „mit dieser herrlich warmen Dusche spüle ich den Stress des Tages von mir ab und gleite danach zufrieden, sauber und entspannt ins Bett“ werden. Du hast die Wahl.
Alles Liebe & denk an deine tägliche, kleine Entspannungsinsel – was wird es heute sein?
Vera