Die Kenianer sind wahre Wunderläufer – zumindest bekommt man diesen Eindruck, wenn man sich die Leichtathletikveranstaltungen im Fernsehen ansieht oder die nationalen und internationalen Laufveranstaltungen beobachtet: auf den Langstrecken haben zumeist die Kenianer die Nase vorn!
Aber warum das? …und wie kann ich zu einem “Kenianer” werden?
Meistens heißt es, dass Kenianer bessere genetische Voraussetzungen für Langstreckenläufe habe – aber das ist wissenschaftlich nicht bewiesen. Allerdings trainieren sie total anders als wir: nämlich sehr sehr hart!
Während wir meistens schablonenhaft unseren Trainingsplänen folgen und brav nach Schema mit Stoppuhr, Pulsmesser, GPS-Gerät, Exel-Tabellen und Statistiken unsere Einheiten “herunterlaufen” laufen die meisten Kenianer einfach drauf los – und zwar von Kindheit an!
Ohne viel darüber nachzudenken beginnen sie ihr Training langsam und steigern dann allmählich und kontinuierlich ihr Lauftempo – einfach so, ohne irgendwelche Vorgaben. Dabei sind sie es von Anfang an gewohnt mit ihrem Lauftempo regelrecht “zu spielen”: mal schneller, mal langsamer, mal bergauf, mal ein Sprint! Dadurch wechseln sie ununterbrochen zwischen verschiedenen Belastungformen – und das bei jedem Training!
Während wir tabellarisch nach Plan ab und zu ein minutiös geplantes “Fahrtenspiel” in unseren Trainingsplan einbauen, trainieren die Kenianer dies einfach intuitiv!
Da wir in unseren Breitengraden bereits von Kindheit an von Normen und Vorgaben geprägt sind und somit auch unser Aktivitätsverhalten sich dem sozialen Umfeld anpasst, werden unsere ursprünglichen intuitiven Bewegungs- und Koordinationsmuster bereits in der Kindheit in der Mehrzahl der Fälle kaum mehr gefördert und gehen mit dem Älterwerden verloren bzw. sind für uns Erwachsene kaum oder nur mehr sehr mühsam wiederzuerlernen oder aufzuholen. Aber gerade die Koordination ist beim Laufen einer der wichtigsten Grundeigenschaften – und seien wir einmal ehrlich zu uns selber: Die wenigsten LäuferInnen arbeiten zusätzlich an ihrer Koordination!
Die Kenianer machen – im Gegensatz dazu – vor allen schnellen Laufbelastungen fast täglich Koordinationsübungen, schnelle und abwechslungsreiche Schrittkombinationen und Sprints- ganz egal ob Sommer oder Winter! Und auch nach langen, lockeren Dauerläufen im Grundlagenausdauertempo bauen sie zusätzlich solche Trainingseinheiten in Ihr Laufprogramm ein!
Unser Tipp deshalb an Euch:
- “Tuned” euer Lauftraining mit ein paar Lauftechnikübungen, Steigerungsläufen und Sprints vor anstrengenden Intervalltrainingseinheiten und Tempodauerläufen
- Plant auch mal progressive Laufeinheiten in euren Trainingsalltag ein – d.h. ihr beginnt langsam und steigert kontinuierlich bis zum Trainingsende Eure Laufgeschwindigkeit!
- Hängt nach einem langen und lockeren Traininslauf nochmals 2-3 Steigerungsläufe über jeweils 80-100m hinten dran
- Trainiert wenn möglich so oft es geht in profiliertem Gelände, sodass euer Training Bergauf- und Bergabpassagen beinhaltet
- Baut zumindest einmal die Woche ein Koordinationstraining in euren Trainingsplan mit ein (als Kinder waren viele von uns “Tempelhüpfen” – ein perfektes Koordinationstraining)
Slack-Lining, koordinatives Leitertraining, Training auf MFT-Platten und Airex-Pads sowie Übungen auf dem Trampolin machen nicht nur viel Spaß und bringen Abwechslung in unseren Trainigsalltag, sondern trainieren auch unsere koordinativen und sensomotorischen Fähigkeiten und führen dadurch zu einer Leistungssteigerung
Ihr werdet sehen, wie schnell ihr davon profitiert und vielleicht damit sogar – trainingstechnisch – zu einem echten “weißen Kenianer” werdet.