Wir sind zwar keine Bergläufer, aber einen der bekanntesten österreichischen Klassiker in Form des Großglockner Berglaufs wollten wir dennoch einmal miterleben, zumal der Großglockner sehr nahe an meiner Heimat Osttirol liegt. Somit war es ideal, ein paar Tage Heimaturlaub mit einem Spaß-Bewerb zu verbinden.
Die Beschreibung des Veranstalters zur Rennstrecke trifft es auf den Punkt: eine selektive Route führt über alle Vegetationsstufen von der alpinen Kulturlandschaft in die hochalpine Gletscherregion. Während der Start noch kurz durch den Ort bis in den Talschluss von Heiligenblut führt, geht es ziemlich bald aufwärts. Nach der Sattelalm folgt die Bricciuskapelle über die Trogalm zur Pasterze bis man an der Kaiser Franz-Josefs-Höhe das Ziel erreicht. Das Höhenprofil spricht für sich:
Rund 13,6 harte, kräftezehrende Kilometer mit 1494 Höhenmetern erwarteten uns. Kurz um: der Spaß wurde sehr bald sehr anstrengend ;-).
Als wir Sonntag Morgen im Startbereich ankamen, um unsere Startnummern abzuholen, herrschte beste Stimmung. Die Organisation zeigte sich als erfahren und wirklich hervorragend, die Läufermenge als ruhig und konzentriert. Eine sehr angenehme Atmosphäre breitete sich aus.
Vor dem Start – noch ganz entspannt und mit Vorfreude auf die neue Erfahrung
Der Start erfolgte in drei Wellen mit je 10 Minuten Differenz. Wir starteten um 10.10 Uhr in der zweiten Welle.
Die Spannung steigt! Warten auf den Startschuss bei herrlichstem Wetter und mit bester Laune
Doc Tom und ich liefen gemeinsam und waren gespannt auf die Erlebnisse abseits der klassischen Straßenläufe. Der allererste Abschnitt der Strecke durch das Dorf ließ noch ein richtiges Laufen zu…
…aber sehr bald ging es nur noch ein: aufwärts.
Und zwar steil aufwärts. Und das im Laufe des Bewerbs auf allen Untergründen, was die Route technisch anspruchsvoll machte. Bereits an dieser Stelle hatte ich höchsten Respekt vor allen BergläuferInnen dieser Welt. Wie konnte man an Stellen laufen, wo bereits ein Gehen die Waden und Oberschenkel mehr als brennen ließ? Es war wirklich beeindruckend zu sehen, wie speziell Berglauf eigentlich ist, auch wenn für mich an vielen Stellen nicht mehr ans Laufen zu denken war.
Der Fotograf hatte noch gut lachen 😉
Nach dem ersten langen Aufwärts-Teil ging es endlich etwas flacher und auch leicht abwärts…
Es war eine Wohltat, mal wieder ein paar Meter normal laufen zu können.
Es folgte die erste Labe-Station, bevor es wieder weiter aufwärts ging. Die insgesamt vier Labe-Stationen, die uns LäuferInnen mit Wasser, Iso, Bananen und Schwämme versorgten und irrsinnig herzliche HelferInnen vor Ort hatten funktionierten wirklich perfekt. Ein Danke Schön an dieser Stelle an die hervorragende Organisation, in solchen Höhen und an solchen Stellen derart gute Stationen einzurichten!
Weiter Richtung zweiter Anstieg.
… wo es wieder hinauf, hinauf, hinauf ging
Dann folgte wieder etwas Wald:
Und zack ging es wieder steil bergauf:
Dann war auch der dritte Anstieg geschafft.
Jetzt führte die Route durch das Geröllfeld.
Weiter über einen reißenden Gletscherbach.
Weiter über Felsen.
Rund um uns zeigte sich herrlichste Naturkulisse, aber schlussendlich erwartete uns das Strecken-Highlight: die abschließenden Stiegen, auch Himmelsleiter genannt, und der Zieleinlauf. Es sei an dieser Stelle erwähnt, dass ich gerne Stiegenläufe mache, aber als ich diese Stiegen vorfand, war schnell klar, dass das hier eine andere Kategorie war. Unregelmäßig, für meine Körpergröße ziemlich hoch und weniger Stiegen, sondern mehr in das Gestein geschlagenen Holzbalken waren unser Weg. Ein Weg, der mir noch einmal alles abverlangte, denn wir waren bereits über 2 Stunden unterwegs und ich hatte bereits ab 1:45h mit Hunger zu kämpfen, da ich auf eine Gel-Einnahme verzichtet und nur ein wenig am Iso genippt hatte, um Magenschmerzen aus dem Weg zu gehen. Somit wandelte ich gefühlt im Schneckentempo diese Stiegen hinauf, teils auf allen vieren, um den Beinen etwas Gewicht abzunehmen, was es aber auch nicht viel besser machte. Ich fragte mich, wie die Elite-Läufer hier auch noch nur annähernd laufen konnten.
Das hier waren noch die harmlosesten Stufen…
Nach laaangen Minuten war es endlich soweit, das Ziel war nun endlich nahe. Zum Abschluss gab es noch einmal ein bisschen Pflasterstraßen-Untergrund, was ziemlich ungewohnt war nach den letzten Stunden, und dann war das Ziel endlich nach über 2:30h erreicht.
Unsere Zeiten waren nicht wirklich bemerkenswert, aber ich war froh, nun einfach oben angekommen zu sein :-). Wir wurden sofort mit Decken empfangen und mit Wasser versorgt.
Um wieder zu Kräften zu kommen, gab es erstmal etwas Süßes und Kuchen. Erstaunlicherweise fühlten sich meine Beine bereits nach kurzer Zeit wieder gut an, interessant wie schnell die Muskulatur eine solche Belastung vermeintlich wegsteckt. Was allerdings eher angeschlagen war, war mein Kreislauf. Nachdem ich mich aus den nassen Sachen geschält hatte und warm eingepackt war, ging es wieder besser.
Von oben konnten wir auch noch einmal unsere Laufstrecke sehen:
Mein Kreislauf hatte sich zumindest so lange gut stabilisiert, bis war ca. eine Stunde lang auf den Shuttlebus warteten, der uns wieder nach Heiligenblut bringen sollte. Und das ist auch die einizige Kritik an der Organisation, die ansonsten wirklich großartig funktionierte. Der Transport mit diesen Bussen gelang nämlich leider überhaupt nicht. Abgesehen davon war es für LäuferInnen wie Angehörige nicht gerade angenehm, in der prallen Sonne ohne Schattenmöglichkeit so lange zuwarten und nicht zu wissen, wann denn nun endlich einer der Busse kommen würde. Und natürlich waren es mittlerweile sehr viele Menschen, die alle gleichzeitig wieder nach unten wollten. An dieser Stelle war mein Kreislauf endgültig mehr als angeschlagen und natürlich machte es es nicht besser, dabei noch in der prallen Sonne sitzen zu müssen. Es dauerte bis der erste Bus kam, dann der zweite, dann der dritte. Alle waren sofort voll und dass ich in den dritten Bus kam, ist nur einem netten, aufmerksamem Mitläufer zu verdanken, der wohl selbst kannte, wie es einem geht, wenn der Kreislauf nicht mehr so mitmachen will und mich deshalb vor sich einsteigen ließ. Die Fahrt hinunter mit ihren Kehren in einem vollen Bus war dann einerseits eine Erlösung, andererseits anstrengend, da nun auch mein Magen rebellierte und den gegessenen Kuchen wieder loswerden wollte. Auch an dieser Stelle waren sehr nette Mitläufer zur Stelle, die alle überaus hilfsbereit waren.
Mein Fazit: während es für Doc Tom in meinem Tempo natürlich nur begrenzt anstrengend war, war es für mich ein echter Kraftakt, denn ich bin alles andere als eine Bergläuferin, auch wenn ich in den Bergen aufgewachsen bin. Es war eine echte Erfahrung und die wunderschöne Naturkulisse beim Bewerb wirklich traumhaft, aber die Welt des Berglaufes ist einfach eine ganz andere als der Straßenlauf. Ich habe größten Respekt vor jeder Läuferin und jedem Läufer, die hier wirklich noch laufen und manche sogar noch mit Fabelzeiten im Ziel ankommen. Man kann sich nicht vorstellen, wie hart so ein Bewerb sein kann und auch ich habe die Streckenführung absolut unterschätzt. Diese Route ist sicherlich eine der schönsten für alle, die wirklich gerne am Berg laufen, aber für jene, die eher nur wandern oder das Laufen in der Ebene zelebrieren, ist es einfach nur hart. Natürlich ist es schaffbar und erstaunlicherweise erholt sich der Körper schnell, denn der Muskelkater heute hält sich bemerkenswerterweise ziemlich im Rahmen, aber ich weiß nun auch wieder sehr genau, warum ich bisher keine Bergläuferin war und wohl auch keine mehr werden werde ;-).
Ein Hoch auf alle, die diese Strecke bezwungen haben und mein Respekt für diese Leistung! Für uns war es eine interessante, imposante, erlebnisreiche und unvergessliche Erfahrung.
Vera
…vielleicht sehen wir uns ja nächstes Jahr wieder 😉
LG aus Althofen
Ja, wer weiß ;-). Noch einmal herzliche Gratulation zu deiner super Leistung!! Liebe Grüße aus Wien, Vera
[…] einige danach gefragt haben, mit welcher Ausrüstung wir den Großglockner Berglauf bestritten haben, hier ein kleiner Überblick: Wir waren mit unseren Schuhen (Salomon XT S-LAB […]