Da unsere LaufSportPraxis bei Bedarf die ASICS Frontrunner betreut, findet ihr anbei heute einen lesenswerten Bericht über den TCS Amsterdam Marathon am 19.10.2014 von der ASICS Frontrunnerin Silvia aus Niederösterreich:
„Gleich vorweg – Amsterdam ist eine Reise wert und hat mit Start/Ziel im Olympia Stadium eine großartige Atmosphäre.
Aber nun der Reihe nach: Ende Juli hab ich mich dazu entschlossen (nach fast 2 Jahren) wieder einen Marathon laufen zu wollen. Diese Gründe (erst im Oktober, schnelle Strecke, Städtereise im Anschluss, etc) ließen die Entscheidung auf Amsterdam fallen und ich freute mich ab dem ersten Trainingstag darauf.
Apropos Training – dieses lief sehr gut. Ohne Verletzung, ohne Beschwerden, ohne Verkühlung. Nur an den unmittelbaren Tagen davor dachte ich keine 10KM laufen zu können. Aber angeblich ist diese Phase ja ganz normal. Und wenn ich den einen oder anderen Tipp gebraucht habe, dann war Doc Tom immer zur Stelle. Auch an dieser Stelle Danke dafür!
Die Anreise nach Amsterdam und dann weiter in die Stadt war erwartungsgemäß unkompliziert. Glücklicherweise kam mir noch vor Gepäckaufgabe in Wien der Geistesblitz, dass ich meine Marathonsachen (Schuhe u. Bekleidung) besser ins Handgebäck gebe. Somit war auch das Warten auf den Koffer sehr entspannt!
Gleich nachdem wir unser Gepäck im Hotel deponiert hatten, machten wir uns auf den Weg zu den Sporthallen „Zuid“, um dort die Startunterlagen abzuholen. Mit der Straßenbahn bis vor die „Tür“ vom Olympiastadion.
… und ob ich dann morgen auch ein Superheld sein werde?
Von dort war es nur noch ein Fußmarsch von ca. 5 Minuten zu den Sporthallen, in welcher sich auch die Marathonmesse befand. Das Abholen der Startunterlagen verlief problemlos und sehr zügig. Auch die zuerst sehr lang wirkende Schlange vor der T-Shirt-Ausgabe (beim Marathon war im Startgeld ein T-Shirt dabei) stellte keinen großen Zeitaufwand dar.
Vor der Sporthallen waren natürlich die Massen unterwegs ….
… diese wurden aber mit bester DJ Musik unterhalten! Stimmung pur!
Ein kurzer Abstecher ins Olympiastadion musste natürlich schon sein. Hier würde morgen mein Marathon starten.
Die Marathonmesse selbst gibt nicht viel her, somit haben wir das Gelände schnell wieder verlassen. Da in unserem Hotel erst ab 8 Uhr Frühstück angeboten wurde – was für mich aber zu spät war – haben wir am Weg retour alles Nötige eingekauft. Im Hotel angekommen, kam mir der Besitzer grinsend entgegen und zeigt auf den soeben von ihm aufgehängten Zettel. „Für die Teilnehmer des Marathons wird das Frühstück bereits um 07.45 Uhr serviert“. Ich fand es herzig, auch wenn es für mich noch immer zu spät war.
Durch den zeitigen Flug war der Tag dann in Summe doch recht anstrengend und somit ging’s nach dem Abendessen gleich zurück ins Hotel. Es wurde noch etwas im mitgebrachten Lesestoff geschmökert, alles für den Marathon bereit gelegt und nach 5 Minuten auf der Blackroll ging um ca. 22 Uhr ins Bett.
In der Nacht vor wichtigen Wettkämpfen schlafe ich nie besonders gut. Diesmal war ich aber anscheinend so müde, dass ich bis zum Läuten des Weckers erholsamen Schlaf genießen konnte.
Raceday:
Für den Sonntag wurde sehr warmes Wetter prognostiziert – und die Meteorologen sollten Recht haben. Schon morgens zeigte das Thermometer 16 Grad.
Mit der Straßenbahn ging es wieder Richtung Stadion. Diesmal nicht bis vor die „Haustüre“, da die Straßenbahn nur noch eingeschränkt verkehrte und so musste der letzte Kilometer zu Fuß zurückgelegt werden. Was als lockeres Eingehen recht angenehm war. Wer mal vor hat in Amsterdam zu laufen, es gibt auch einen U-Bahn die etwas näher an den Startbereich fährt.
Die Abgabe für die Kleiderbeutel befindet sich unmittelbar vor dem Stadion. Es werden alle Art von Taschen, Beuteln, Koffern, Rucksäcken etc. genommen – was zuerst sehr chaotisch aussah – aber super funktioniert hat.
Zeit sich einzulaufen. Nicht sehr lang – max. 1 Kilometer mit ein paar Steigerungen zum Schluss. Es herrschte strahlender Sonnenschein und ich freute mich auf den Start. Nur den schon merkbaren Wind fand ich nicht so prickelnd.
Laut Veranstalter wurden um 9.15 Uhr die Tore des olympischen Stadions geschlossen und alle Läufer mussten bis dahin drinnen sein. Um nur ja nicht zu spät zu kommen machte ich mich rechtzeitig auf den Weg. Die Läufermassen wurden mehr und dichter. Was war los – Stillstand. He, ich muss doch rein. Warum ging es nicht voran? War ich hier falsch, war es nicht der Eingang? Ein Blick rund um mich überzeugte mich zumindest einmal davon, dass ich richtig war. Es sind alles Marathonläufer rund um mich, auch welche die im gleichen Startblock wie ich sind. Okay. Ich bin nicht die einzige, die hier um 9:15 Uhr noch vor den Toren des Stadions steht.
Um 9:25 Uhr war’s dann soweit geschafft, dass ich drinnen war. Noch schnell quer durch’s Stadion, um zumindest mal in der Nähe meines Blocks zu sein. Um auf die Laufbahn zu kommen und nicht vom mittleren Wiesenteil aus starten zu müssen kletterte ich noch über zwei Absperrungen. Ich wollte eigentlich sehr weit vorne im Block starten, konnte aber weder den Anfang noch das Ende erkennen. Auch der Pacemaker mit dem 3:15 Std. Luftballon war nirgends zu finden. Tja, somit konnte ich meine Taktik – möglichst lang mit ihm mitzulaufen schon canceln. Ich hasse eine solche unnötige Aufregung vor dem Start.
Ich versuchte noch kurz inne zu halten, doch schon war es 9:30 Uhr und der Startschuss fiel. Die Elite lief los… und ich laut Brutto-Netto Zeit 7 Minuten später.
Diese Atmosphäre war genial, die halbe Stadionrunde schnell vorbei und dann fing für mich der Marathon so wirklich an. Bald merkte ich aber, dass ich in meinem Block wohl doch weit hinten gestanden habe. Viele Läufer, die ich überholen musste. Und bei mehr als 12.000 Startern war ein leichtes Vorbeikommen leider nicht immer möglich. Viel zick zack. Trotzdem fand ich recht rasch einen guten Rhythmus.
Nur 2 Dinge machten mich unsicher:
- meine Sunnto brachte schon wieder falsche Distanzen (bei KM 5 ca 200 m mehr, am Ende sogar 400m)
- hatte ich schon ein ganz massives Durstgefühl. Ok, es war sehr warm, aber dennoch komisch.
Gegen Ersteres konnte ich nichts tun. Dem Durst versuchte ich bei jeder Labe so gut als möglich Herr zu werden. Die Versorgung an den Laben – welche längstens alle 5 Kilometer waren – hat perfekt funktioniert. Es war genug für alle da. Helfer, die ein Lächeln für uns Läufer hatten und es wurde Wasser, Iso, Schwämme und später auch Gel und Bananen geboten.
Ca. ab KM 12 läuft man entlang der Amstel stadtauswärts. Ab da war ständiger Seiten- und Gegenwind. Nicht extrem, aber Kraft kostet es trotzdem. Gut, damit hatte ich gerechnet und somit war ich darauf eingestellt! Ich versuchte mich einfach darauf zu konzentrieren, dass wir kurz vor der Halbmarathondistanz die Amstel überqueren und wir dann am anderen Ufer wieder retour laufen können. Nun halt mit etwas Rücken- und Seitenwind.
Auch entlang der Amstel waren Zuschauer. An Land genauso wie am Wasser. Hier waren nämlich viele Ruderer und Boote mit Musik unterwegs. Ein größeres Boot sogar mit Livesänger!
Gerade auf diesen Kilometern entlang der Amstel läuft man viel auf Pflaster. Aber kein Kopfsteinpflaster wie wir es kennen (Autsch!), sondern eines ohne Wölbung nach oben. Somit ganz gerade, ohne Fugen verlegt… zu laufen also wie auf Asphalt.
Meine Hoffnung bei so vielen Teilnehmern bestimmt eine gute Gruppe zu finden, hatte sich mittlerweile auch zerschlagen. Es waren zwar immer viele Läufer rund um mich aber dennoch niemand zum „dranhängen“. Langsam – und für meinen Geschmack viel zu früh bei Kilometer 25– wurde es zäh.
Angenehm war jetzt, dass sich Wolken vor die Sonne schoben. Endlich etwas erträglicher von den Temperaturen. Nur mit den Wolken kam auch leichter Regen. Dieser war für mich keine Belastung – empfand ich sogar eher als angenehme Abkühlung.
Auch wenn ich immer wieder dachte wie anstrengend doch diese Lauferei ist… die Kilometer verliefen und ich konnte schon im einstelligen Bereich abwärts zählen.
Ein Motivationstief überkam mich bei 35km. Der nun immer stärker werdende Wind, der vermehrte Regen… bei immer schwereren Beinen. Nein, da wollte ich kurzfristig nicht mehr. Aber was hilft es, die letzten etwas welligen und windigen Kilometer mussten auch noch sein.
Und dann noch 500m, einbiegen auf dem Platz vor dem Olympiastadion, drauf zulaufen, durchs Tor um auf der anderen Seite in einer gigantischen Atmosphäre wieder aufzutauchen. Die letzten 200m im Stadion. Realisieren, dass Marathon Nr. 2 geschafft ist … lächeln … und die Ziellinie nach 3:18:21 Stunden überqueren.
Ein ganz besonderes Erlebnis. Dieses Gefühl soeben einen Marathon gefinisht zu haben – unbeschreiblich schön!
Und da viel mir wieder die Aussage von Emil Zatopek ein:
„Hier ist der Start, dort das Ziel. Dazwischen musst Du nur laufen.“
Die Marathonstrecke durch Amsterdam
Ein paar Zahlen: 12.202 am Marathon- und 14.260 auf der Halbmarathonstrecke.
Mir hat der Marathon in Amsterdam sehr gut gefallen. Bis auf das Chaos beim Start würde ich diesen als perfekt organisiertes Laufevent mit viel Charme und Flair UND eine sehr abwechslungsreiche Strecke beschreiben.“
Vielen Dank liebe Silvia für diesen ausführlichen und tollen Bericht. Wir wünschen dir weiterhin viel Spaß und Erfolg beim Laufen und eine erfolgreiche und verletzungsfreie Saison 2015! 🙂