
Heute habe ich ein weiteres Interview für euch, dieses Mal geht es um die Tätigkeit als Physiotherapeut(in). Dafür stand Katharina Egg, die seit einiger Zeit auch in unserer LaufSport- und GelenksPraxis in Wien arbeitet, Rede und Antwort, um zu erklären, wie der Berufsalltag in der Physiotherapie aussehen kann.
Kathi arbeitet nicht nur selbständig, sondern ist zusätzlich auch am Wiener AKH angestellt, wo Therapie und Rehabilitation genauso wie Palliation naturgemäß eine große Rolle spielen.
Vera: Liebe Kathi, danke, dass du dir die Zeit für unser Interview genommen hast. Physiotherapie ist vielen zwar ein Begriff, aber oft hat man keine Vorstellung wie der Berufsalltag einer Physiotherapeutin eigentlich wirklich aussieht. Was fällt alles in diesen Tätigkeitsbereich?
Katharina: Liebe Vera, gerne nehme ich mir die Zeit. Die Aufgaben als Physiotherapeutin sind sehr vielfältig. Je nachdem, in welchem Institut man arbeitet, können dabei ganz unterschiedliche Dinge anfallen.
Zum Beispiel steht in einer Klinik meist die Erstmobilisation zB nach Operationen im Vordergrund, damit die Patienten beispielsweise nach der Op so bald wie individuell möglich wieder aufstehen können oder Patienten mit geschwächtem Allgemeinzustand mobil bleiben bzw. wieder mobiler werden. Ganz wichtig ist es dabei immer, das Ziel des Patienten im Blickwinkel zu behalten. In manchen Fällen ist es beispielsweise leider schon von vorn herein klar, dass ein gewisses Niveau auf Grund von einem gravierenden Unfall oder einer ernsten Erkrankung nicht mehr erreicht werden kann und gerade dann spielt auch die Aufklärung eine wichtige Rolle. Eine gründliche Aufklärung über physiologische Vorgänge des Körpers ist grundlegend sehr wichtig, um dem Patienten bewusst zu machen, warum der Körper in dem Moment so reagiert und wie die Regeneration im Normalfall weiterverlaufen wird. Somit wird beispielsweise auch die Angst erlaubte Bewegungen durchzuführen genommen.
Gerade wenn ein Ziel nicht mehr erreicht werden kann, ist es zudem wichtig, den Patienten zu motivieren einen kleineren Erfolg anzustreben. Je nach Krankheit oder Verletzung müssen verschiedene Faktoren, wie zum Beispiel Belastungslimitationen, im Hinterkopf behalten werden und den Patienten dementsprechend schrittweise zu seinem Ziel zu führen.
Die Techniken sind hierbei sehr vielfältig. Darunter fallen beispielsweise passives Durchbewegen, Triggerpunktbehandlungen, Bewegungsanleitungen und -korrekturen, spezifisches Krafttraining, Kapseltechniken usw., also individuell an den Patienten angepasst.
Bei der Betreuung von Einzelsportlern oder Vereinen ist es wiederum unter anderem wichtig, Leistungstests zu evaluieren und das Training dementsprechend – meist in Zusammenarbeit mit den Trainern – anzupassen. Nach einer Verletzung sollte nach der Rehabilitation im Idealfall ein Return-to-play Test durchgeführt werden, um den Sportler mit gutem Gewissen wieder in seinen Sportalltag freizugeben, mit all den Anforderungen, die er dabei hat.
Ich hoffe dieser kleine Einblick hilft ein wenig den Alltag eines Physiotherapeuten zu verstehen. Hier könnte ich jedoch noch ewig weiterschreiben 🙂
Wie wird man Physiotherapeut(in) in Österreich? Und wo hast du deine Aus- und Weiterbildungen gemacht?
Um Physiotherapeut zu werden, muss man in Österreich ein 3-jähriges Studium an der Fachhochschule abschließen beziehungsweise gibt es auch private Universitäten, die diese Ausbildung anbieten.
In den Fachhochschulen schließt man das 3-jährige Studium mit dem Bachelor of Science ab. In diesem Zeitraum der Ausbildung bekommt man eine Grundlage an Techniken und das Hintergrundwissen für alle klinischen Bereiche wie z.B. Orthopädie, Pädiatrie, Gynäkologie usw., um nur ein paar zu nennen.
Dies ist jedoch so weitläufig, dass es sehr wichtig ist danach regelmäßig Zusatzausbildungen für den Bereich zu machen, für den man sich in seinem Berufsalltag entscheidet.
Des Weiteren ist es notwendig für den Abschluss des Studiums eine Bachelorarbeit zu schreiben. Besonders das wissenschaftliche Arbeiten bekommt auch im Beruf der Physiotherapie einen immer höheren Stellenwert, um Studien richtig evaluieren zu können und somit Patienten nach dem aktuellsten Stand der Wissenschaft therapieren zu können.
Was würdest du jenen empfehlen, die sich auch für diesen Beruf interessieren, allerdings Angst vor der berüchtigten Aufnahmeprüfung für die Ausbildung haben oder vielleicht bereits schon einmal daran gescheitert sind?
Für den ersten Teil der Aufnahmeprüfung kann man sich recht gut vorbereiten. Hierbei geht es schriftlich um logisches Denken wie Zahlenreihen lösen, räumliches Vorstellungsvermögen, Erkennen in welche Richtung ein Würfel gedreht wurde usw. Da gibt es auch spezielle Übungshefte, die einem weiterhelfen.
Beim zweiten, praktischen Teil ist vor allem Körpergefühl und Einfühlungsvermögen gefragt.
Und beim dritten Teil hat man laut meinem Wissen derzeit noch ein Einzelgespräch, in dem man seine Motivation für den Beruf erklären kann. Das Wichtigste ist auf jeden Fall Dranzubleiben und sich nicht entmutigen zu lassen, wenn man es wirklich machen will, aber es nicht auf Anhieb klappt.
Welche Fachbereiche interessieren dich persönlich besonders?
Da ich schon von Kind auf sehr sportbegeistert bin, interessiert mich die Zusammenarbeit mit Sportlern sehr. Deshalb habe ich auch die Fortbildung zur diplomierten Sportphysiotherapeutin gemacht.
In Tirol hatte ich sofort nach der Ausbildung die tolle Aufgabe, die Fußballakademie physiotherapeutisch zu leiten, was mir sehr viel Spaß machte und was ich schweren Herzens, mit meiner Entscheidung nach Wien zu gehen, aufgegeben habe. Dies eröffnete mir jedoch wiederum die Möglichkeit, das U17 Fußballnationalteam bei einzelnen Lehrgängen physiotherapeutisch zu betreuen.
Ebenfalls von Kindheit an, hat mich meine Schwester, die den Beruf der Hebamme ausübt, immer sehr geprägt. So habe ich sie beispielsweise schon als Jugendliche zu ihren Geburtsvorbereitungskursen begleitet. Dieses Interesse kann ich derzeit im AKH Wien auf der Abteilung der Gynäkologie vertiefen. Zudem mache ich in Kürze eine Beckenboden-Zusatzausbildung.
Aber du hast auch Erfahrung mit Musikern wie du mir erzählt hast.