Was kannst du selbst tun, damit du dich gut und wohlfühlst? Fit und zufrieden bist? Das Gefühl von innerer Balance hast?
Ich gebe gleich vorweg zu, es gibt leider durchaus eine Menge, was einem das Leben teils auch unvermittelt vor die Füße werfen kann, das einem das Gefühl verleiht, im Schatten zu stehen. Aber es gibt auch vieles, das wir selbst machen können, um Richtung Sonnenseite zu gehen. Selbst in schwierigen Lebensphasen.
Aus meiner Sicht ist Gesundheit ganzheitlich, deshalb gehört immer auch die Innenschau dazu. Gefühle zu spüren, sie anzuerkennen, sie auszuhalten, zu benennen und zu einordnen zu können – all das hat leider nicht jede(r) von Klein auf gelernt, allerdings ist es nie zu spät, es für sich selbst zu lernen. Es gibt viele Bücher, kostenlose Podcasts und Videos mit Fachexperten, die einem dabei eine Hilfe sein können. Und ich kann nur ermutigen, sich mehr mit der eigenen Psyche, der eigenen Kindheit, den eigenen Gedanken und den eigenen Gewohnheiten, Ängsten und Sorgen auseinander zu setzen. Denn ganz viel basiert auf – oft nicht gerade hilfreichen – anerzogenen, vorgelebten und/oder nicht hinterfragten Gewohnheiten. Aus Glaubenssätzen, die vom Umfeld kommen oder die man sich als Kind als „Überlebensstrategie“ zusammengebastelt hat. Aus Ängsten heraus.
Es kann sich plötzlich zeigen, dass die tief empfundene Traurigkeit eigentlich Wut ist, die bisher nicht rausdurfte. Je nach Typ kann es auch sein, dass seit jeher in erster Linie immer verdrängt wurde. Es kann sein, dass gefühlte Leere mit Essen gefüllt wurde. Dass Nicht essen eigentlich in erster Linie ein verzweifeltes Kontrollinstrument ist. Dass das Trinken einfach alles betäuben soll, was man nicht spüren möchte. Dass die Zigarette das Nervensystem beruhigen und den Geist trösten soll…
Menschen ticken unterschiedlich, aber Beziehungsfähigkeit, Konfliktfähigkeit, Selbstwertgefühl und mehr sind Dinge, die uns alle betreffen und die oft schwer fallen können.
Sich das einmal näher anzuschauen, kann natürlich auch immens schmerzhaft sein, je nachdem wie das eigene Leben gespielt hat, aber es kann gleichzeitig auch weiterhelfen. Es kann Beziehungen verbessern – die Beziehung zu sich selbst genauso wie die Beziehungen zu anderen. Es kann helfen Grenzen zu setzen, wo es bisher vielleicht keine gab, Dinge zu hinterfragen, andere Lösungen zu wählen, sich mehr zu spüren und seinen Weg zu gehen.
Was hat all das mit Gesundheit und der Sonnenseite des Lebens zu tun? Eine Menge.
Denn das trägt auch dazu bei, dass man beispielsweise am Kühlschrank nicht mehr Amok läuft, weil man das Gefühl hat, dass man x und y dringend braucht und sich mit Essen trösten will, sondern dass man lernt hinzuschauen, warum man überhaupt das Bedürfnis nach Trost oder Belohnung hat und wie man dieses sinnvoller und befriedigender erfüllen kann.
Das kann dazu beitragen, dass man Energieräuber schneller entdeckt und sich nicht mehr als Saugobjekt hergibt, weil man erkennt, dass die eigenen Bedürfnisse auch eine Berechtigung haben, vertreten werden dürfen. Gezielt der gesündere Weg gewählt wird statt der bisher gewohnte, den man folglich durch betäubende Handlungen wie Alkoholkonsum, ewiges Doomscrolling oder andere Tätigkeiten wieder „ausgleichen“ muss und es nicht einmal sehr bemerkt was eigentlich passiert.
Es hilft, die Zusammenhänge zwischen Situationen und Erlebnissen, Gefühlen und den eigenen Handlungen zu realisieren. Zu bemerken, dass man womöglich ungesunde Beruhigungsmethoden entwickelt hat. Ganz oft sind das übermäßiges Essen zum Trost, nichts Essen um ein Kontrollgefühl zu haben, Alkohol oder andere Süchte als Lösung/zur Entspannung/Betäubung der Gefühle, exzessives Einkaufsverhalten und vieles mehr.
Der Weg auf die Sonnenseite führt dagegen aus meiner Sicht durch unser Inneres hindurch. Und mit Hinblick darauf hin zu guten, wohltuenden Gewohnheiten, die uns stärken.
Ganz oben auf der Hitliste: Kommunikation. Eine gute Kommunikation ermöglicht gute, gesunde Beziehungen. Und die beste Nachricht: Es ist nie zu spät, sich hier weiterzuentwickeln und zu lernen. Egal, wie alt man ist.
Eine gute Kommunikation hilft aber nicht nur in persönlichen Beziehungen mit Familie, Freunden oder im Beruf, sondern auch in Gesundheitsfragen, beispielsweise bei Besuchen bei der Ärztin oder beim Arzt. Klar zu kommunizieren und selbst auch zuhören zu können, um wahrzunehmen, um was es geht und Dinge nicht aus Panik oder Angst heraus zu überhören, hilft ebenso der eigenen Gesundheit weiter. Manchmal greifen auch gerade in solchen Situationen automatisierte Verdrängungsgewohnheiten zum vermeintlichen Selbstschutz, weil es früher vielleicht schon einmal schlimme Diagnosen oder Ähnliches gab und man sich der Situation nicht gewachsen fühlt. Was es auch ist: Sich selbst zu beobachten und zu reflektieren hilft den meisten im Sinne der eigenen Gesundheit weiter.
Fühlen wir uns innerlich gut, fällt es auch leichter „im Außen“ auf sich zu achten. Mit gesunder Ernährung. Mit viel Bewegung. Mit ausreichend Entspannungsmöglichkeiten. Mit Beziehungen zu Menschen, die einem gut tun und die das Beste für einen wollen. Agieren und kommunizieren mit Wohlwollen in jede Richtung.
Falls du also immer wieder anstehst, strauchelst und das Gefühl hast, dich selbst zu sabotieren oder aber dich selbst oft als Opfer der Rahmenbedingungen siehst, kann es sein, dass es nicht die fehlende Disziplin, Willenskraft oder Sonstiges ist, was gern in den Raum gestellt wird, sondern etwas viel tiefer Gehendes. Und das gilt es dann zu ergründen. Im Bedarfsfall mit professioneller Hilfe im Sinne einer Therapeutin oder eines Therapeuten.
Wir alle wollen in der Regel möglichst auf der Sonnenseite leben. Wollen Leichtigkeit und keine Schwere. Ein gutes Gefühl haben und glücklich sein. Aber oft passen unsere Gewohnheiten nicht zu diesen Wünschen, allerdings bemerken wir diese Diskrepanz selbst nicht. Weil man für das Offensichtliche manchmal blind ist, Angst vor Veränderung hat oder nicht gewohnt ist, neue Wege zu gehen und lieber in den alten, schattigen Bereichen bleibt, die bekannt sind als sich in die sonnigen Bereiche vorzukämpfen.
Was ich damit sagen will: Zu wenig Sport, zu viel ungesundes Essen, zu viel Alkohol, Zigaretten oder andere Suchtmittel, zu wenig Schlaf, zu lange in dysfunktionalen Beziehungen oder verhassten Berufen zu verharren – all das hat einen wechselseitigen Einfluss und tut uns nicht gut. Wenn du also etwas für deine Gesundheit, für dich tun willst, dann ist es das gesamte Bild, das wichtig ist.
Deshalb mein Appell: Schaut euch auch an, wie es euch innerlich geht. Schaut hin und nicht weg. Und wenn da sehr viel Schmerz ist, holt Hilfe hinzu.
Ich bin fest davon überzeugt, dass es die Welt zu einem besseren Ort macht, wenn alle (gerade auch sich selbst gegenüber) feinfühliger wären, mehr Empathie walten lassen und Selbstreflexion stattfinden würde, weil es das Miteinander besser macht. Und ich glaube, unsere Welt könnte das gerade sehr gut gebrauchen.
Alles Liebe,
Vera