Was tust du eigentlich für dich? Nicht für andere, nicht für deine Familie, Freunde, Kollegen oder Haustiere, sondern einfach nur für dich selbst? Und nein, überleg dir erst gar keinen Grund, warum das nicht ansatzweise so wichtig ist wie das, was du für andere machst.
Es ist toll, wenn man für andere da ist. Es ist schön und wichtig, anderen zu helfen, sie zu unterstützen, Freude und Leid zu teilen, zusammenzuhalten und gemeinsam durch Dick und Dünn zu gehen. Aber es ist genauso wichtig, dass man das, was man für andere tut , auch für sich selbst tut. Sich zugesteht, dass man das DARF, auch wenn man vielleicht manchmal das Gefühl hat, dass man selber nicht so wichtig wäre, man das Rad am laufen halten muss, es „ja sonst keiner macht“, man denkt, dass es einfach nicht anders geht oder auf keinen Fall egoistisch wirken möchte. Es geht auch gar nicht darum, anderen etwas wegzunehmen, sondern schlicht und ergreifend um die Tatsache, sich selbst etwas zu schenken: Zeit, Aufmerksamkeit, Fürsorge, Liebe.
Vielfach suchen wir das bei anderen Menschen. Wir wünschen uns deren Aufmerksamkeit, wünschen uns gesehen und gehört zu werden, wünschen uns deren Unterstützung, deren Anerkennung und kurz gefasst deren Liebe. Was wir aber vergessen, ist, dass wir uns diese Art der Fürsorge großteils auch selbst geben können und sollten und nicht unsere Erwartungen ausschließlich an andere abgeben sollten. Denn – und diese Erfahrung haben wir sicher alle schon einmal gemacht: Aufgaben wie diese sind vielfach viel Gewicht und Druck für unsere Mitmenschen und führen daher oftmals zu Spannungen, statt zu liebevoller Fürsorge. Irgendwie ist hier einfach ein Denkfehler im System: Wir geben anderen viel, erwarten aber auch sehr viel zurück, was wir uns eigentlich in erster Linie erstmal selbst geben sollten. Weil wir das aber nicht tun, werden wir unzufrieden, unglücklich, neidisch, werfen den anderen mangelndes Interesse/Unterstützung/Hilfe/Liebe/hier bitte ein Wort einsetzen vor und fühlen uns im Strudel aller To Do’s des Alltags eher gestresst und gehetzt als frei und gut. Oder wir suchen andere Auswege, trösten uns mit Essen oder betäuben uns mit Alkohol oder Drogen.
An dieser Stelle hilft Selbstreflexion weiter. Es hilft, sich einmal zu überlegen: Was brauche ICH eigentlich, um zufrieden und ausgeglichen zu sein? Oft sind es einfach ein paar Minuten am Tag, die einen entstressen, ein bisschen Zeit für sich, ein Erlebnis, eine Erfahrung, einfaches Nichts tun, die Seele baumeln lassen, Lesen, Malen, was auch immer – einfach das Gefühl, dass man für sich Zeit hat und die eigenen Bedürfnisse auch wichtig sind. Dass man sich selbst Aufmerksamkeit und Fürsorge schenkt. Nicht erst, wenn der Ofen brennt, sondern fortlaufend, damit er gar nicht erst lichterloh in Flammen steht.
Überlege also für dich, was deine kleinen persönlichen Alltagsinseln sind. Nur für dich, für niemand anderen. Aber Achtung: Es geht hier nicht darum, jetzt als erstes alle Probleme oder Doppel- und Dreifachbelastungen aufzuzählen, warum was nicht geht. Lass uns den Blick auf das richten, was sich Lösung nennt. Wie könnte diese in deinem Alltag aussehen? Was könntest du tun, damit etwas, das dir wichtig ist und dir gut tut, möglich ist? Wie würdest du dich fühlen, wenn es so möglich wäre?
Hab keine Angst vor dem schlechten Gewissen, das brauchst du wirklich nicht haben! Denk lieber an jemanden, der sehr gut für sich sorgen kann, der Grenzen zieht, der für sich einsteht, da gibt es sicherlich jemanden in deinem Verwandten- oder Bekanntenkreis (ich denke da zB gerne an meinen Bruder). Und dann überleg dir, was würde er oder sie tun? Na bitte, warum darfst du es dann nicht tun? Erlaub es dir. Und falls du eine Erlaubnis von außen brauchst: Ich erlaube es dir 😉 . Oft ist es ja einfacher, wenn einem das ein anderer sagt 🙂 .
Einfache Tipps für mehr Selbstfürsorge & -liebe im Alltag
Falls du ein bisschen Inspiration für einfache Maßnahmen im Alltag brauchst, die du nur für dich setzt, dann hab ich hier ein paar Anregungen für dich 😉
- Kleine Rituale einbauen: Die tägliche bewusste Tasse Tee oder Kaffee in Ruhe, nicht nur Baden, sondern das Bad zelebrieren und ein besonderes Badekonzentrat oder -öl dafür verwenden, täglich für ein paar Minuten (oder mehr) die Yogamatte ausrollen und wenn man nur im Savasana daliegt und atmet, eine Gesichtsmaske machen (diese Tuchmasken sind zB superpraktisch) und dabei eine Mani- und Pediküre selbst machen, in Ruhe Meditieren und wenn es nur für ein paar Minuten und bewusste Atemzüge ist, täglich ein Kapitel in einem Buch lesen oder ein kleiner Spaziergang nur für sich.
- Singen & Tanzen: Ob daheim, in einer Tanzeinheit im Fitnessstudio (Zumba, Sh’Bam und wie sie alle heißen) oder in einer klassischen Tanzschule (wie wär’s mit argentinischem Tango?) – wer gerne singt und/oder tanzt, wird dabei aufblühen, Kraft und Energie tanken und sich so richtig gut fühlen.
- Entspannung durch Berührung: Berührungen sind unglaublich wohltuend und wichtig. Keine Sorge, es muss nicht die wöchentliche Massage sein, wenn sich das zeitlich oder finanziell nicht ausgeht, aber alle paar Wochen in gewissen Abständen können auch bereits viel bewirken. Und du beweist dir damit: Du bist dir wichtig und nimmst dir bewusst Zeit für dich und dein Wohlbefinden. Ebenso hilfreich kann eine Physiotherapie sein, v.a. wenn man auch kleinere oder größere gesundheitliche Beschwerden hat.
- Schlaf: Für mich geht ja nichts über Schlaf. Oft sparen wir aber genau hier. Also wenn irgendwie möglich: Versuch für mehr Schlaf in deinem Alltag zu sorgen, falls es dir an diesem mangelt. Und wenn es „nur“ ein tägliches 10 Minuten Nickerchen mittags ist.
- Gutes, nahrhaftes Essen: Für sich selbst zu sorgen heißt auch, für Essen zu sorgen, dass dich nährt. Manchmal ist das die Schokolade und dann ist es okay, aber im täglichen Alltag ist es wahrscheinlich eher das Gemüse, das dir gute Energie gibt. Und viel Flüssigkeit in Form von Wasser oder ungesüßten Tees, gerne bewusst getrunken, weil es sich einfach gut anfühlt, wie der Tee von Innen heraus wärmt oder das Wasser einen erfrischt.
- Richtig gute Freunde treffen: Und zwar solche, wo man nichts muss. Sondern die einem einfach so richtig gut tun.
- Bücher lesen, die inspirieren und neue Sichtweisen eröffnen: Ein Buch dieser Art ist für mich beispielsweise Zen Zen* von Alan Watts. Es ist wundervoll, wie diese Sicht der Dinge alles relativiert und so manches humorvoll hinterfragt. Neu erschienen** ist aus diesem Themengebiet auch Wahre Freiheit*. Ein anderer fühlt sich vielleicht eher von Mark Aurels Wege zu sich selbst* angesprochen. Oder von Henry David Thoreau’s Wenn wir uns von unseren Träumen leiten lassen*. Oder von Tools der Mentoren*. Und wenn du nur täglich ein paar Seiten von inspirierenden, erhebenden Büchern liest – wenn dir das gut tut, dann mach das! Ich liebe Bücher, die mir neue Denkweisen eröffnen und mich „meine Welt“ anders sehen lassen.
Neben all den Tipps ist v.a. noch eines besonders wichtig, hierbei habe ich auch das Gefühl, dass mir persönlich das am meisten weiterhilft: Das Anzunehmen, was ist. Wenn man etwas nicht ändern kann, dann kann man dennoch immer überlegen, wie man damit umgeht. Annehmen heißt nicht schwach zu sein. Es heißt nicht, dass man nicht das Beste aus einer Sache machen kann. Es heißt auch nicht, dass man sich alles gefallen lassen muss. Aber es hilft, sich nicht unnötig aufzuregen. Sich als erstes einfach mal zu sagen: Es ist wie es ist. Und mit einem tiefen Durchatmen geht es einem zudem auch gleich viel besser 🙂 .
Und denk immer daran: Wir alle haben unser eigenes Tempo, unseren eigenen Rhythmus, unser eigenes Leben. Deshalb vergleich dich nicht, wenn dich das nicht erhebt, sondern bedrückt macht. Oder versuch es zumindest großteils, dann hast du schon sehr viel für dich getan.
Was ich persönlich mache
Ich habe über die Jahre gelernt, dass ich mir Auszeiten nehmen darf. Dass ich mir auch erlauben darf, mal gar nichts zu tun. Es gibt einiges in meinem Alltag, das ich nur für mich mache: Mein Krafttraining, weil ich mich damit besser fühle, tägliches Yin Yoga, das Lackieren meiner Fingernägel, das Tanzen in Fitnesstanzklassen (mein Gott, wie hat mir das Tanzen gefehlt!), Laufen ohne Hund (auch wenn es unpraktisch ist, weil man so doppelt raus muss, aber ich mag auch meine Laufeinheiten alleine und nur mit Musik oder Podcast ohne Rücksicht auf anderes), einmal im Monat eine Massage, regelmäßige Gesichtsmasken, weil ich damit das Gefühl habe, mich um mich zu kümmern. Ich erlaube mir außerdem so viel zu schlafen, wie es mein Körper braucht. Auf Grund der Endometriose bedarf es auch weiterer Maßnahmen in meinem Alltag, darüber hinaus mache ich gerade auch eine Physiotherapie, auch wenn die Abstände der Behandlungen momentan größer werden. Gerade das regelmäßige Massieren, die Physiotherapie oder das Mehr an Schlaf hätte ich mir vor Jahren so in dieser Form noch nicht „erlaubt“, genauso wenig wie unsere regelmäßigen Urlaube (allein für heuer haben wir bereits bis Jahresende sämtliche fixe Auszeiten gebucht, das hätten wir früher so nie getan). Aber wisst ihr was? Es ist wegen all dem nichts passiert, es geht niemandem schlechter, nur weil ich das mache. Aber dafür geht es MIR besser. Weil es gut tut, etwas für sich zu machen und sich selbst wertzuschätzen. Weil es gut tut, sich auch um sich selbst zu kümmern.
Für manche mag es wiederum eine regelmäßige Gesichtsbehandlung, der Besuch im Fußballstadion der Lieblingsmannschaft, eine professionelle Maniküre, Pediküre oder der Friseur Termin, eine osteopathische Behandlung, das Personal Training oder das Workout mit Freunden, ein fixer Fernsehabend pro Woche, eine gute Ausdauertrainingseinheit oder ein einfacher Spaziergang mit oder ohne fröhlich herumschnüffelndem Hund sein. Jeder sollte das machen, was ihm gut tut, solange er niemand anderen damit verletzt.
Erlaube es dir
Der beste Hinweis darauf, dass man mehr für sich selbst tun sollte, ist übrigens jener, dass man neidisch, eifersüchtig oder missgünstig auf andere schaut, die genau das für sich geschafft haben und es sich erlauben, gut für sich zu sorgen. Merkt man, dass man damit in Resonanz geht, weil einen diese Fähigkeit stark triggert, sieht man auch, dass genau hier das Hauptproblem liegt, nämlich dass man sich diese Fähigkeit selbst nicht zugesteht.
Also: Erlaube es dir! Sorge für dich wie ein Weltmeister! 🙂 Du musst auch mit nichts Großem beginnen, es zählen die kleinen Schritte. Es ist ein Weg und der geht auch nicht immer nur gerade aus oder nach vorne. Aber es ist okay. Mach einfach das Beste daraus.
Alles Liebe,
Vera