Der New York Marathon 2013: nach dem Bombenanschlag beim Boston Marathon in diesem Jahr und der Absage nach dem verherrenden Auswirkungen des Sturms Sandy 2012 nicht nur für die Stadt New York selbst und ihre Einwohner ein besonderes Ereignis, sondern auch für mich.
Zusammen mit drei ehemaligen Arbeitskollegen – alle begeisterte Läufer – erfüllte ich mir in diesem Jahr einen lang gehegten Wunsch: einen Start beim New York City Marathon.
Ein Jahr lang wurde geplant und organisiert bis ich schließlich im September diesen Jahres meine offiziellen Reise- und Startunterlagen in der Hand hielt. Nun war es Gewissheit: wenn nichts Unvorhergesehenes mehr dazwischenkommen würde, werde ich am 03.11. in Staten Island an der Startlinie stehen und die 26,2 Meilen durch die 5 Stadtteile von New York City in Angriff nehmen und genießen.
Bereits im Vorfeld war mit meinen mitreisenden Lauffreunden Manfred, Peter und Wolfgang, alle drei Internisten, vereinbart worden, den Marathon in New York gemeinsam zu laufen und da wir alle unterschiedliche Trainingszustände und Altersklassen haben, wollten wir unseren gemeinsamen Lauf anfänglich zuerst einmal nach dem Ältesten unserer Runde, nämlich Wolfgang, richten und dann schauen was passiert, denn auf 42,2km kann bekanntlich ja recht viel passieren.
Zwei Tage vor dem Rennen starteten wir von Wien aus Richtung New York.
Wie enthusiastisch die Amerikaner ihre Sportevents feiern, bekamen wir dann gleich auch bei der sonst so gefürchteten Einreise zu spüren. Nachdem wir dort als Marathonstarter entlarvt wurden, konnten wir uns vor Glückwünschen für das Rennen von Seiten der Offiziellen kaum erwehren. Überall Daumen hoch, anerkennende Worte und Freundlichkeit pur. Bereits hier konnte man erleben, wie sehr die New Yorker ihre Sportarten und -events zelebrieren und feiern.
Und so ging es auch weiter: vom Shuttledienst zum Hotel, dem Hotelpersonal oder auch vollkommen Fremden auf der Strasse, sobald man als „Marathoner“ identifiziert wurde, wurde man gefeiert und bekam die besten Wünsche für das Rennen. So etwas kennt man aus Europa eigentlich nicht und es war anfangs für mich doch sehr ungewöhnlich und gewöhnungsbedürftig.
Nach einem der besten Steaks, die ich jemals gegessen habe, ging es am Anreisetag noch durch das abendliche New York am Times Square, um uns die Beine zu vertreten. New York live. Laut, schrill, lebendig, pulsierend – egal wie spät es ist, das war schon beeindruckend.
Am nächsten Tag machten wir uns auf zur Marathon City und der riesigen Expo. Überall in der ganzen Stadt waren Werbe- und Informationstafeln über den Marathon angebracht und so war es auch keine Schwierigkeit dorthin zu finden. Die Warteschlange vor der Registrierung war riesig und unendlich lang – kein Wunder bei über 50.000 StarterInnen – so lange, dass sich sogar die Wartereihe mehrere Strassenecken um das Gebäude zog. Und entlang der Warteschlange vor dem Gebäude hatten sich jede Menge kleiner fahrender Imbisse eingefunden, die die wartenden LäuferInnen versorgten.
Aber ganz im Gegenteil zu so manch deutlich kleineren Veranstaltung in Europa erlebte ich hier etwas vollkommen Überraschendes: Jeder in der Wartereihe war höflich und geduldig, keiner drängelte oder war verärgert über die Wartezeit. Und das Beeindruckendste: es ging vorwärts – und zwar schnell – und das trotz immenser Sicherheitsvorkehrungen (so wurde jede Tasche und jeder Rucksack vor Betreten des Expo-Gebäudes genauestens untersucht und jede/r LäuferIn einer Leibesvisitation unterzogen).
Bereits nach wenigen Minuten waren wir vom Ende der Warteschlange im Registrationsbereich, um unsere Startnummern inklusive der Zeitnahmechips, die offiziellen T-Shirts und die Goodiebags abzuholen. Und auch hier kann man vielen europäischen Veranstaltern nur empfehlen, sich das mal anzuschauen (wenn ich mich allein nur an das Chaos bei der Startnummernabholung beim vergleichsweise kleinen Vienna Night Run ein paar Wochen davor erinnere…). Es ging alles superschnell, freundlich, ohne Hektik und absolut unkompliziert – und das bei diesen Massen!
Nach wenigen Minuten standen wir auf der riesigen Expo, wo so ziemlich alles vertreten war, was im Laufsport Rang und Namen hat. Wir versuchten uns zumindest einmal einen kleinen Überblick und Eindruck zu verschaffen und hätten den ganzen Tag dort verbringen können, allerdings wollten wir auch noch etwas von der Stadt sehen und bei herrlichem Herbstwetter in Ruhe im Central Park, dem Zielbereich des Marathons, der nur wenige hundert Meter von unserem Hotel entfernt lag, für das morgige Rennen einlaufen und aktivieren.
Das Wetter war einfach unglaublich: 18 Grad, Sonnenschein und eine perfekte Herbstkulisse – da konnten wir gar nicht glauben, dass die Vorhersage für den morgigen Renntag einen Kälteeinbruch prognostizierte (und selbst am späten Abend vor dem Rennen waren wir noch im T-Shirt im Freien unterwegs).
Beim Einlaufen genossen wir die sensationelle Atmosphäre des Central Parks, schauten im Zielbereich vorbei (wo noch fleissig gearbeitet wurde), sahen jede Menge andere LäuferInnen und machten einige Erinnerungsfotos, bevor wir nach einer erfrischenden Dusche zur Pasta Party gingen, die ebenfalls im Central Park stattfand.
Und auch hier: beste Organisation, Freundlichkeit und Enthusiasmus pur. Kaum Wartezeit trotz langer Warteschlangen und wieder einmal genauester und mehrfacher Kontrollen und Anfeuerungen und Glückwünsche von allen Seiten, auch von den kontrollierenden Polizisten.
Dass die Amerikaner wissen, wie man Party macht, konnte man auf der Pasta Party erleben: bestes Essen – all you can eat, frische knackige Salate, jede Menge Drinks, Stimmung pur, Liveeinstiege von Fernsehmedien direkt aus dem Pastazelt und ein Live-DJ, der für Stimmung sorgte – ein überaus gelungenes Event und die beste Pasta-Party, auf der ich jemals war.
Danach zurück ins Hotel und die Rennutensilien hergerichtet, schließlich würde der Wecker ja bereits um 5.00 Uhr klingeln. Allen Wettervorhersagen zum Trotz entschied ich mich aufgrund des nach wie vor warmen Herbstwetters am Abend den Marathon in „kurz-kurz“ anzugehen, packte jedoch sicherheitshalber meine wärmeren langärmeligen Laufsachen in den Bekleidungssack, den ich für das Umziehen im Zielbereich vor dem Start abgeben wollte. Kein Fehler, wie sich später noch herausstellte.
Und wirklich: über Nacht wurde es deutlich kälter und ein eisiger Nordwind kam auf. Pünktlich um 5 Uhr früh läutete der Wecker und nach einem ausgiebigen Frühstück (mit meinen gewohnten Sachen, die ich extra dafür im Koffer aus Österreich mitgenommen hatte) wartete um 6 Uhr bereits der Bus vor dem Hotel, der uns LäuferInnen zum Startbereich in den Westen nach Staten Island bringen sollte.
Eine beeindruckende Kulisse, wenn im nächtlichen New York von allen Seiten Busse zusammenkommen und extra Fahrbahnen für die Marathon-Zubringerbusse vom restlichen Verkehr abgetrennt sind und sich auf denen die Busse wie eine riesige Schlange zum Startbereich bewegen. Nach ungefähr einer Stunde Fahrzeit kamen wir im Startbereich an. Es war fürchterlich kalt und ein eisiger Wind wehte. Nachdem mir schon im Vorfeld bekannt war, dass man mehrere Stunden im Startbereich warten muss, hatte ich vorgesorgt und jede Menge Bekleidung zum Drüberziehen und Wegwerfen, sowie Plastiksäcke, Kartons und Decken mitgenommen.
In der mittlerweile schon gewohnten Menschenmasse und riesiger Warteschlange begaben wir uns zum Eingangsbereich des Warte- und Startgebietes, einem Militärgelände für Reservisten. Und auch hier ging es trotz aufwendigster Kontrollen und Sicherheitsmaßnahmen erstaunlicherweise sehr rasch voran.
Der Warte- und Startbereich war in insgesamt 3 Sektoren unterteilt, wobei jeder Läufer einem Sektor zugeteilt war. In unterschiedlichen Startwellen (Waves) und Zugängen (Corrals) wurde man dann zum Start gelassen und auch hier war jeder Läufer seiner Leistung entsprechend zugeteilt. Je schneller, umso früher durfte man starten.
Da wir bereits bei der Anmeldung alle gemeinsam unsere prognostizierte Laufzeit nach dem langsamsten Läufer unter uns bekanntgegeben hatten, starteten wir 4 auch gemeinsam in einer Wave und demselben Corral.
Nun hatte wir also 3 Stunden Zeit um uns auf den Start vorzubereiten, der für unsere Welle um 10.30 Uhr erfolgen sollte (90 Minuten nach den Profis).
…und es wurde immer kälter und der eisige Wind stärker.
Wir suchten unser gekennzeichnetes Gebiet unserer Startwelle auf und begaben uns zu dem aufgestellten Starterzelt, das bereits bis zum Bersten mit wartenden LäuferInnen gefüllt war. Irgendwo fanden wir jedoch noch ein wenig Platz und machten es uns so gut wie möglich gemütlich. Inmitten der vielen dicht gedrängten Läufer war es wenigstens ein wenig wärmer und die Zeltwände schützten vor dem eisigen Wind. Viele LäuferInnen mussten jedoch im Freien warten, hier wären ein paar Zelte mehr nicht Fehl am Platz gewesen. Auch mir war trotz mehrerer Kleidungsschichten und dem Aufenthalt im Zelt immer noch kalt und ich mochte mir nicht vorstellen wie ich mit kurzer Hose und Shirt den Marathon laufen sollte.
Da ich meinen Bekleidungssack noch nicht abgegeben hatte, tauschte ich mein Race-Outfit gegen das warme Outfit für den Zielbereich und entschied mich mit diesem den Marathon zu laufen, was im Nachhinein betrachtet definitiv die richtige Entscheidung war.
Und dann war es soweit: nach Abgabe der Bekleidungsbeutel in den dafür vorgesehenen und gut beschilderten UPS-Fahrzeugen (jede Startnummer war einem UPS-Wagen zugeordnet) begaben wir uns zum Eingang unserer Corrals, wo wir wiederum – nach Einlass – in den Pre-Start-Bereich kamen.
Dort noch mal schnell eines der zahlreichen Dixies besucht und den Rest der wärmenden Kleidungsschichten entfernt und danach begaben wir uns auch schon auf den Weg zum Start. Da wir in unserer Welle im vordersten Corral eingeteilt waren, waren wir nur wenige Meter von der Startlinie entfernt.
Dort kamen mir die Worte vom 4-fachen New York Marathon Sieger Bill Rodgers in den Sinn: „The starting line of the New York City Marathon is kind of like a giant time bomb about to go off. It is the most exciting start in sports“ und ich kann ihm nur vollkommen zustimmen. Das Gefühl an dieser Startlinie zu stehen und auf die Verrazano Bridge vor einem zu schauen mit der Skyline von Manhattan in der Ferne ist wirklich unbeschreiblich.
Der Countdown begann und nachdem Miss New York 2013 live die amerikanische Nationalhymne gesungen hatte erfolgte auch schon der Startschuss aus einer riesigen Kanone.
Und los ging’s bei 6° Aussentemperatur und teilweise kräftigem eisigem Nordwind über die Startlinie.
Die ersten Meter führten über die beeindruckende Verrazano-Narrows Bridge, die doppelstöckig ist und Staten Island mit Brooklyn verbindet. Da die Brücke gebogen ist, ging es den ersten Kilometer gleich mal ordentlich bergauf. Entschädigt wurden wir dafür direkt mit einem grandiosen Ausblick auf Manhattan, begleitet von mehreren Hubschraubern, die um die Brücke und uns LäuferInnen kreisten.
Am Ende der Brücke kamen die unterschiedlichen Wellen dann auf eine gemeinsame Strecke – nachdem wir LäuferInnen, die oben gelaufen waren noch eine kleine Extraschleife laufen mussten, um den etwas kürzeren Weg gegenüber den Läufern im Untergeschoss der Brücke, den wir bis dahin hatten auszugleichen.
Wolfgang legte gleich mal ein für ihn ordentliches und für uns etwas überraschend schnelles Tempo vor – 30 Sekunden schneller als vorab vereinbart. Ich überlegte ihn etwas einzubremsen und erinnerte ihn, das Rennen nicht zu schnell anzugehen, aber er fühlte sich anscheinend gut und wollte sein Tempo laufen. Wir akzeptierten und liefen mit ihm mit und versuchten ihn in den Läufermassen nicht zu verlieren.
Bis zur Halbmarathondistanz ging es nun durch Brooklyn und Williamsburg Richtung Queens, wobei entlang der Strecke eine Wahnsinnsstimmung herrschte. Es gab kaum einen Meter der Marathonstrecke, der nicht von Massen an enthusiastischen und frenetisch anfeuernden Zuschauern gesäumt war. Überall spielten Live-Bands entlang der Strecke und sorgten zusätzlich für einen unglaublichen Lärm und beeindruckende Stimmung.
Die Strecke führte in diesem Abschnitt immer wieder bergauf und bergab, was es schwierig machte ein konstantes Tempo zu halten. Über die Pulaski Bridge verließen wir Brooklyn und die Strecke führte nun durch Queens.
Verpflegungstechnisch gab es jede Meile beidseitig der Rennstrecke Isogetränke und Wasser, bei Meile 18 zusätzlich Powerbar Gels und Schwämme (die bei den kalten Temperaturen am Renntag jedoch kaum benutzt wurden). Ganz im Gegenteil zu sonstigen Rennen hoffte ich jedes Mal, dass die Getränke nicht zu kalt waren.
Ich genoss die Stimmung und wir hofften, dass Wolfgang sein Tempo weiter halten konnte. Sein Wunsch war eine Zeit zwischen 4 bis 4 ½ Stunden. Insgeheim wünschten er und wir uns jedoch eine Zeit unter 4 Stunden ;-).
In Queens erreichten wir die Halbmarathonmarke. Hier zeigte sich schon, dass es sich wohl eher nicht unter 4 Stunden ausgehen wird, da wir bereits zwei Stunden unterwegs waren. Es ging weiter über die Queensboro Bridge – einen Streckenabschnitt der an den Kräften zerrt, da der Anstieg im ersten Teil der Brücke nicht zu enden wollen scheint. An dieser Stelle sah man, dass die ersten Teilnehmer zu kämpfen anfingen und viele zu gehen begannen. Auch Wolfgang wurde etwas langsamer und so nutzte ich die Zeit für einige Fotos meiner mitlaufenden Freunde.
Von der Queensboro Bridge hinunter führte die Strecke nun auf der First Avenue mitten durch Manhattan Richtung The Bronx. 3 Meilen durch eine beeindruckende und lärmende Zuschauerkulisse immer nur geradeaus.
Irgendwo auf diesem Weg waren plötzlich Manfred und Peter, die hinter Wolfgang und mir gelaufen waren, nicht mehr zu sehen. Da Wolfgang zu diesem Zeitpunkt begann müde und langsamer zu werden, war ich so auf ihn konzentriert, dass ich nicht mitbekam, was mit den Beiden passiert war. Wie sich später herausstellte, hatten Peter Magenkrämpfe bekommen und Manfred sich ebenfalls nicht ganz wohl gefühlt und so mussten sie deshalb deutlich an Tempo herausnehmen und teilweise sogar ein Stück gehen.
Nun begann der härteste Teil des Marathons mit der Schleife durch Harlem, die sich nach der bereits zurückgelegten Strecke kräftemäßig bei Wolfgang immer mehr bemerkbar machte. Doch die Zuschauer pushten unermüdlich und lautstark jeden Läufer, der an ihnen vorbeikam. Und dann endlich – beim Yankee Stadium der Turn zurück Richtung Central Park und ich versuchte Wolfgang nochmals zu motivieren und ihn voranzutreiben, auch wenn ich sah, dass unser Kilometerschnitt deutlichst im Absinken begriffen war. Die 4-Stunden-Marke war zu diesem Zeitpunkt schon längst außer Reichweite, aber eine gute Zeit für Wolfgang immer noch drin.
Trotz aller Motivations- und „Antriebsarbeit“ genoss ich weiterhin jeden Meter der Strecke und versuchte soviel Emotionen und Atmosphäre in mir aufzusaugen. Jeder Meter der Strecke ein Wahnsinnserlebnis mit beeindruckender Kulisse – vor allem da nun auch die Sonne schien – und einfach traumhaft.
Auch die Sicherheitsvorkehrungen rund um die gesamte Strecke waren gigantisch. Jede die Strecke querende Strasse war mit schweren Feuerwehr- oder Baufahrzeugen verstellt, so dass ein Durchbrechen fast unmöglich war. Alle 100m stand ein Polizist und zusätzlich noch jede Menge privates Security Personal. Jeder Zuschauer wurde um zur Strecke zu gelangen genauestens überprüft und jeder Rucksack durchsucht. Beeindruckend waren dann vor allem auch die Sicherheitsvorkehrungen rund um den Centralpark und das Zielgelände: hier waren zusätzlich riesige Trucks mit massiven Betonplatten oder bis oben hin mit Schottergefüllten Anhänger quer über die an den Bereich zuführenden Strassen aufgestellt – beeindruckende Rammschilder.
Als Teilnehmer des Rennens kann ich an dieser Stelle nur sagen, dass ich mich zu keinem Zeitpunkt irgendwie unsicher bzw. auch nicht durch die massiven Sicherheitsvorkehrungen gestört gefühlt hätte, ganz im Gegenteil: man fühlte sich wirklich sicher und egal ob Polizei oder Securities, alle waren super freundlich und feuerten jeden Teilnehmer an.
Ab Meile 23 konnten wir dann schon den Central Park neben uns sehen in den wir bei Meile 24 einbogen. Hier war die Stimmung am absoluten Höhepunkt. Es brodelte am Streckenrand und die Zuschauer standen in mehreren Reihen dicht gedrängt und feuerten jeden Läufer nochmals lautstark an: LOOKING GREAT!!!! LOOKING GREAT!!!!
Durch die einzigartige Parklandschaft inmitten von New York City der Nachmittagssonne entgegen, die die Umgebung in eine fast schon unwirkliche Herbst-Zauberlandschaft verwandelte, versuchte ich nochmals die letzten Kraftreserven von Wolfgang zu mobilisieren und trieb ihn lautstark weiter. Auf der letzten Meile noch einmal kurz raus aus dem Central Park und Richtung Columbus Circuit bis zum Südwestlichen Eingangsbereich des Central Parks wo es auf die letzten 500m, den Zielkorridor ging.
Ich kann dazu nur eines sagen: wer einmal als LäuferIn diese Stimmung auf den letzten 2 Meilen des New York Marathons erleben durfte, wird sich ein Leben lang daran erinnern.
Ich genoss die letzten hundert Meter vor dem Ziel in vollen Zügen und versuchte zu realisieren wo ich jetzt gerade war, bevor ich neben Wolfgang ins Ziel lief und ihn dort augenblicklich in den Finishermassen unauffindbar aus den Augen verlor. Ich konnte es nicht glauben, was für einen unglaublichen und tollen Marathon ich hier laufen durfte – und auch wenn ich ihn unter meinen Möglichkeiten gelaufen war, so habe ich jeden Augenblick genutzt, um jeden Meter der Strecke zu geniessen, was bei einem vollkommen fokussierten Laufen so gar nicht möglich ist. Ein tolles Rennen, eine tolle Stadt, fantastische Zuschauer, eine perfekte Organisation, ein traumhaftes (wenn auch sehr kaltes) Herbstwetter mit strahlendem Sonnenschein.
Im Zielbereich gab es nach der Finishermedaille für jeden LäuferIn eine Finisherdecke und ein Verpflegungsbag und unzählige freiwillige Helfer und Sanitätsperonal kümmerten sich um die teilweise deutlich gezeichneten LäuferInnen. Die Strecke des New York Marathons ist zwar beeindruckend, aber sicherlich keine leichte.
Etwas mühsam gestaltete sich dann jedoch noch der Weg zu meinem vor dem Start abgegebenen Kleidungsbag. Amerikanischen TeilnehmerInnen ist es untersagt Bekleidungsbags abzugeben, weshalb diese gleich nach dem Ziel zu einem Ausgang geleitet werden, wo jeder Athlet mit einem wärmenden Umhang ausgestattet wurde. Alle anderen Athleten, die einen Bekleidungsbag abgebe durften, mussten ziemlich weit durch den gesamten Zielbereich und den Park Richtung Norden gehen zu den dort stehenden UPS-Trucks mit der trocknen und warmen Bekleidung was bei diesen Temperaturen zu einem ziemlichen Kältezittern bis dorthin führte.
Frisch umgezogen und gut in wärmende Kleidung gepackt wartete ich noch einige Zeit ob eventuell einer meiner verlorengegangenen Kollegen auftauchen würde, ging dann jedoch allein los zurück Richtung Hotel vorbei an der Family Meeting Zone – einem alphabetisch geordnetem Bereich, wo jeder Athlet seine Angehörigen wiedertreffen konnte – und versuchte das gerade Erlebte zu realisieren.
Im Hotel trafen wir uns schlussendlich alle überglücklich und voller unglaublicher Eindrücke vom New York Marathon wieder. Eindrücke, die uns wohl allen unvergesslich bleiben werden. Nicht umsonst heißt es: „New York Marathon – the most famous marathon in the world“ und ich kann dem voll und ganz zustimmen.
Wie stolz die Amrikaner auf dieses Rennen und ihre erbrachten Leistungen dabei sind, zeigten uns dann noch die folgenden Tage in New York, wo fast jeder amerikanische TeilnehmerIn mit seiner Finishermedaille um den Hals gut sichtbar, egal wo auch immer unterwegs war.
Und das können sie auch, denn sie haben wahrlich ein gigantisches, perfektes, reibungsloses, sicheres und unglaublich spektakuläres Rennen organisiert und ich kann jedem LäuferIn nur empfehlen einmal in seinem Läuferleben hier live mit dabei zu sein, an dieser Startlinie zu stehen und dieses beeindruckende Rennen in dieser unbeschreiblichen Stadt zu genießen und zu absolvieren.
Für mich war es nicht nur der erhoffte Saisonhöhepunkt und –abschluss mit Freunden, sondern auch das bisher beeindruckendste Sportereignis an dem ich jemals mit dabei sein durfte.
„New York City Marathon 2013 – Looking Great“!
Sehr schön beschrieben 🙂
sehr geiler bericht!!
Ich bin so happy diesen Bericht gefunden zu haben platze vor Nervosität.
In acht Tage ist es bei mir soweit.
Habe große Angst vor Kälte beim warten auf Staten Island, muss nämlich bis 10:50h ausharren. Dafür darf ich ÜBER die Bridge,
Alles wird gut. I#m looking great ^^
Liebe Birki,
wir wünschen dir alles Gute für den Lauf und ein unvergessliches Erlebnis! Über die Brücke laufen zu können, ist das Großartigste überhaupt, der Ausblick und die Stimmung sind Wahnsinn! 🙂 Hab eine ganz tolle Zeit und genieß jeden Meter! 🙂 Alles wird bestens laufen! 😉 Liebe Grüße und einen tollen Marathon, Vera & Doc Tom