Was tun, wenn man gerne so vieles machen und tun würde, aber einfach nicht in die Gänge kommt? Wenn man eigentlich eh weiß, dass es besser wäre, gesünder zu essen, sich mehr zu bewegen und/oder öfter mal Entspannungsmomente einzuplanen, aber es einfach nicht konsequent dauerhaft schafft?
Bei meinen Gesundheitscoachings in der Praxis, Vorträgen und Workshops habe ich schon sämtliche Lebenssituationen und Phasen kennengelernt und Argumente gehört, die es gibt, warum es „jetzt gerade“ so schwierig ist und ja, es gibt definitiv Tage, Wochen, Monate und Phasen im Leben, in denen es nicht immer einfach ist, eine Art Balance zu halten. Wo man auch mal durch muss, ob man will oder nicht, ob das nun Krankheiten sind oder andere lebenseinschneidende Momente. Ganz oft aber sind nicht es gar nicht die „großen Dinge“, die uns hindern, sondern in Wirklichkeit eher unser innerer Schweinehund. Und damit meine ich nicht nur den Schweinehund, der akut in Situationen um die Ecke kommt und uns ins Ohr flüstert, dass es jetzt doch viel zu stressig ist, noch Sport zu machen oder gesund zu kochen, wo es doch einen praktischen Lieferdienst gibt oder die Tiefkühlpizza eh schon quasi zur Hand ist, sondern auch den Schweinehund, der gerne im Kopf „mitplant“ und damit auch unseren Alltag dominiert.
Ich kenne das von mir selbst, denn glaubt mir, ich zähle nicht zu den Menschen, die von Haus aus nie stillsitzen können, sich stundenlang bewegen und auspowern müssen und es nur schwer auf der Couch aushalten. Wenn es nach meinem Schweinehund ginge, könnte ich unheimlich faul sein. Mein „Vorteil“ ist allerdings, dass mir mein Körper sehr bald sehr deutlich zeigt, dass er bewegt werden will und zwar nicht auf die sanfte Tour, sondern in Form von Schmerzen und Unwohlsein. Da ziehe ich doch Muskelkater eindeutig vor 😉 . Außerdem muss es ja auch kein stundenlanges, fades Ausdauertraining oder täglich eine Hardcore Einheit sein, sondern einfach ein Bewegen, am besten in abwechslungsreicher Form.
Daher strukturiere ich meinen Alltag so, dass das möglich ist. „Trotz“ Arbeit, Haushalt, vier Haustieren, Familie, Freunden, etc., denn genau das ist der Schlüssel zum Erfolg: Konstanz im normalen Alltag. Eine Regelmäßigkeit, sodass es einem auffällt und fehlt, wenn man es nicht tut. Dass man es spürt, wenn man es nicht tut. Dass man wahrnimmt, wie man sich fühlt, wenn man zu viel Junkfood isst, anstelle von Essen, das einem nicht nur emotional gut tut. Dass man merkt, wann man eine Pause braucht und im besten Fall diese Pause bereits in den Alltag in irgendeiner Form eingeplant hat, ob das mehrmals täglich, einmal täglich oder einmal pro Woche ist – da sind wir alle unterschiedlich und das ist auch okay so.
Du hast Zeit – Du musst sie dir nur nehmen
Das Top Argument ist ja immer „Ich habe einfach zu wenig Zeit“ und hey, ich verstehe das komplett. Ich hätte auch gerne mehr Zeit. Aber seien wir uns ehrlich: In Wirklichkeit haben wir diese. Wir haben sogar alle gleich viel, nämlich täglich 24 Stunden. Die Frage ist nur, wie man sie nutzt und wo die Prioritäten liegen. Das Argument sollte also nicht sein: „Ich habe zu wenig Zeit“, sondern „Mir sind x, y und z wichtiger als Bewegung/gesünder kochen und essen/Entspannung/…“. Und ja, es gibt Phasen im Leben, da geht es vielleicht in erster Linie ums reine Überleben, egal ob das krankheitsbedingt oder situationsbedingt ist. Solange Phasen Phasen bleiben und kein Dauerzustand sind, ist das auch absolut in Ordnung. Aber wenn die Härtephasen vorbei sind, hilft es wiederum, wenn man die eigenen Prioritäten neu ausrichtet und folglich Entscheidungen trifft, was einem sehr wichtig, wichtig, eher wichtig oder unwichtig ist. Und dann auch dazu steht.
Wenn es einem also wichtig ist regelmäßig zu trainieren, dann wird man Zeit dafür finden bzw. diese schaffen. Vielleicht nicht im allergrößten Ausnahmezustand (vielleicht aber auch gerade dann, gibt’s auch), aber man wird seinen „normalen“ Alltag so planen, dass es ermöglicht wird. Oder es ist einem eben nicht so wichtig. Was in Ordnung ist, aber dann sollte man das auch für sich erkennen und annehmen. Denn die Zeit alleine ist es mit Sicherheit nicht, wenn man sich überlegt wieviel Zeit oft für Instagram, Netflix, Fernsehen, Online Surfen etc. aufgewendet wird.
Wenn man also wirklich eine Veränderung herbeiführen und wieder in die Gänge kommen will, hilft es, erstmal Entscheidungen zu treffen und zwar ganz grundlegende:
- Wer und wie bin ich?
- Wie will ich sein?
- Ist das realistisch?
- Was habe ich selbst für ein Bild von mir im Kopf, welches eigentlich gar nicht mit meinem „echten Ich“ überstimmt?
- Möchte ich wirklich etwas verändern?
- Auch wenn es nicht einfach sein wird?
- Auch wenn es ungemütlich und nicht der einfachere Weg ist?
- Ist es mir wirklich wichtig?
- Warum ist es mir so wichtig?
Gerade das WARUM ist ein ganz wichtiger Punkt. Hat man ein „schwaches“ Warum, dann wird man immer eine Ausrede finden, weshalb man doch den einfacheren, bequemen Weg geht und sich diese Ausrede oft auch noch geschickt selbst schönreden. Hat man dagegen ein „starkes Warum“, einen echten Grund, etwas, das einen antreibt und einem wichtig ist, wird man keine Ausreden gelten lassen und es wird eine echte Ausnahme sein, wenn man von seinem Vorhaben abrückt.
Willst du also in die Gänge kommen, dann frag dich, was dein Antrieb, dein Warum ist. Viele Menschen reagieren erst dann, wenn der Leidensdruck zu groß wird, aber auch dann ist es viel besser als nie. Dennoch macht es sehr viel Sinn, bereits vor der roten Linie zu überlegen, was man tun könnte, um sich selbst besser zu fühlen, ob das nun körperlich, mental, emotional oder all das ist. Es ist unbestritten, dass Bewegung, Essen und Entspannung für jeden von uns wichtig sind, auch wenn die Formen, Methoden und Inhalte dabei ganz unterschiedlich aussehen können.
Also halt dich nicht an vermeintlichen Grenzen in deinem Kopf fest. Wenn du kein Läufer bist, musst du nicht laufen, wenn du es probieren willst, dann tu es, aber starte nicht mit der fixen Annahme, dass es direkt 20 Minuten ohne Pause sein müssen, sondern wechsle Laufen und Gehen minutenweise ab. Wenn du Entspannung suchst, aber mit Yoga nichts anfangen kannst, probier einen anderen Yoga Stil aus, der dich vielleicht eher anspricht, oder greif vielleicht auch einfach zu einem gutem Roman, der dich in eine andere Welt eintauchen lässt, zum Pinsel und male, wenn du das gern tust oder zu einem Instrument, das du gerne spielst (oder spielen würdest, auch wenn man schon länger erwachsen ist, kann man damit immer noch starten). Wenn du gern mehr kochen würdest, beginne mit Gerichten auf die du gerade wirklich Lust hast, auch wenn diese nicht „die große Kochkunst“ darstellen, ganz egal, Hauptsache du kommst ins Tun und kochst, wer außer dir bewertet es denn eigentlich wie aufwendig es war?
Setz deine Prioritäten und lebe danach. Zeig Disziplin und Einsatz. Ich habe nie verstanden, warum Disziplin oftmals als negativ gesehen wurde oder wird, es ist eine echte Tugend und sie lässt sich wie ein Muskel trainieren. Oder willst du dein Leben lieber von Ausreden dirigieren lassen, um viele Jahre später zu merken, dass du diese Jahre nicht mehr zurückbekommst?
Starte heute, starte jetzt. Finde dein Warum. Und dann werde aktiv. Und wenn es erstmal vielleicht nur für zwei Minuten ist. Wichtig ist, dass du HEUTE Entscheidungen triffst und dir selbst zeigst, dass du diese auch in die Tat umsetzt.
Alles Liebe,
Vera
P.S.: Wer einen Trainingsguide für ganzheitliches Training braucht: Hier geht’s zu meinem vier Wochen Plan, ein eBook, welches ich für alle geschrieben habe, die auf der Suche nach den Basics für ein gesundes Leben sind, von Bewegung über Entspannung bis hin zu Ernährungstipps, Motivation und Inspiration für den Alltag. Alle Infos und Einblicke ins Programm gibt’s hier.
sehr gut formuliert … zusammengestellt … das Bild gezeichnet. Danke. Immerwieder wertvoll es SO zu sehen
Liebe Daniela, danke für dein Kommentar, freut mich 🙂 Liebe Grüße nach Tirol, Vera