Auch Patienten, die mit einer Endoprothese (= künstliches Gelenk) versorgt wurden, haben immer mehr das Bedürfnis nach sportlicher Aktivität und stellen sich und ihren behandelnden Medizinern daher die Frage: Geht das denn überhaupt?
Viele mit Prothesen versorgte aktive Sportler betreiben Sportarten, die gelenksschonend sind, allerdings sind auch Sportarten wie Skifahren und Tennis möglich. Die häufigsten durchgeführten Sportarten sind: Fahrradfahren, Schwimmen, Training im Fitnesstudio und Gymnastik, sowie Golf und Skilanglauf.
Ungünstige Sportarten sind dagegen vor allem: Fußball, Handball, Basketball, Volleyball Kampfsport, Skifahren und Reiten.
Nicht erlaubt ist sportliche Aktivität nach Prothesenwechseloperationen, Gelenksinfektionen und Instabilität der Prothese. Die häufigsten Ursachen für Probleme bei sportlicher Aktivität mit künstlichem Gelenk sind übrigens neben der Sturz- und Kollisionsgefahr vor allem die Unvernunft und Selbstüberschätzung des Patienten.
Prinzipiell ist die Lebensdauer eines künstlichen Gelenks abhängig vom Gebrauch (Gleitdistanz und Belastung) und nicht vom Alter des Patienten.
Zur Veranschaulichung hier ein Beispiel: vergleicht man die Lebensdauer eines künstlichen Gelenks mit einem Autoreifen, so ist weder das Alter des Autos noch des Reifens ausschlaggebend, sondern wie stark er abgenutzt wird (gefahrene Kilometer = Gleitdistanz, Art der Fahrweise = Belastung). Jede sportliche Aktivität bewirkt im Gelenk einen zusätzlichen Abrieb, was die Lebensdauer des künstlichen Gelenks negativ beeinflussen kann.
Es gibt eine Vielzahl an Studien über einen Forschungszeitraum von über 30 Jahren, die aufzeigen, dass die sportliche Aktivität von Menschen mit künstlichem Gelenk keinerlei Aussage über eine Prothesenlockerungsrate zulässt. In den Studien wurden vor allem Hüft-, Knie- und Schulterprothesen untersucht.
Bemerkenswert an den Studienergebnissen war, dass vor der Implantation der entsprechenden Gelenksprothesen rund 85% aller Patienten sportlich aktiv waren, nach der Operation jedoch 94%. Daraus folgt, dass die Implantation von Prothesen bei schmerzgeplagten Patienten mit entsprechender Indikation nicht nur zu einer Verbesserung der Lebensqualität, sondern auch zu einer Zunahme der sportlichen Aktivität führt.
Des Weiteren zeigt das Resultat einer aktuellen Studie aus Frankreich, dass bei Patienten, die mit künstlichem Kniegelenk Sport betreiben, die künstlichen Kniegelenke sogar besser funktionierten als die in der Vergleichsgruppe von Patienten, die ihr künstliches Kniegelenk weitgehend schonten.
Fazit: Sport ist auch mit einem künstlichen Gelenk möglich und förderlich, allerdings am besten in angepasster Form sowie gut vorbereitet. Außerdem ist es empfehlenswert keine neuen (und vor allem technisch anspruchsvollen Sportarten) zu erlernen, sondern auf bereits vertraute Sportarten zu setzen.
Euer Doc Tom