Hast du manchmal vielleicht auch das Gefühl, dass das nicht alles gewesen sein kann? Dass dich dein Job, in dem du so viel Zeit verbringst, irgendwie nicht erfüllt? Dass du dir früher alles ganz anders ausgemalt hast und die Realität mehr als ernüchternd ist?
Ich kenne diese Gefühle und Gedanken nur zu gut. Ich tat mir einerseits immer schwer, mich auf eine Sache festzulegen, weil so vieles so interessant geklungen hat, andererseits stellte ich sehr oft fest, dass die Realität dann völlig anders war als ich es mir ausgemalt hatte.
Ich schwankte während meiner Schulzeit immer wieder, was mein anschließendes Traumstudium werde sollte. Hätte ich damals das Buch in Händen gehalten, das ich Jahre später wieder zu fassen bekam und indem sämtliche Aufzeichnungen meiner Mutter über meine Kindheit enthalten waren, wäre es möglicherweise doch Medizin geworden, denn das Interesse dafür zeigte sich offenbar schon in meinen ersten Jahren. Vielleicht in Kombination mit Psychologie. Schlussendlich entschied ich mich aber für die andere Richtung, die mich interessierte: Jus und Politikwissenschaften, ein Jahr später zusätzlich Wirtschaftsrecht, da dieses damals neu angeboten wurde. Ich mochte das Studieren, auch wenn es anders war als erwartet, v.a. beim Jus Studium und bei den Wirtschaftsfächern spürte man die Ellbogen der Kommilitonen oft auch mal stärker. Aber gut, die Uni ist kein Ponyhof, außerdem war ich wissbegierig und wollte mich nicht abbringen lassen, las und lernte brav und viel. Nebenbei gab ich Workoutkurse und arbeitete immer wieder mal bei Studentenfesten hinter der Bar. Im Sommer machte ich Praktika. Nach zwei Jahren war mir allerdings dann klar, dass aus mir aus mehreren Gründen keine Anwältin werden würde, wenn, dann würde ich auf Unternehmensseite arbeiten. Nach drei Jahren war ich ein Jahr unter der Mindeststudienzeit mit meinem Diplomstudium der Politikwissenschaften fertig und beschloss, mir direkt einen Job zu suchen, weil ich das Gefühl hatte, dass es Zeit war, den nächsten großen Schritt zu machen. Wie Studieren funktionierte, wusste ich nun ja. Ich wollte etwas Neues und Verantwortung. Es folgte mein erster Vollzeit-Job in einem großen Handelsunternehmen. Ein Unternehmen, das Wert auf sehr gute Noten, außergewöhnliche Leistungen, soziales und sportliches Engagement legte und das auch hononierte. Ich bekam ein sehr hohes Gehalt, ein Auto, viel Verantwortung und ein hohes Arbeitspensum. Dieses Unternehmen ist dafür bekannt, dass man dort lernt, was es heißt, wirklich zu arbeiten und bis heute bin ich froh und dankbar, diesen Einblick bekommen zu haben. Ich war stolz, den Job und die Chance erhalten zu haben, wollte aber die geänderten Rahmenbedingungen, die bereits nach kurzer Zeit eintraten und mich örtlich anderswo gebunden hätten als ich sein wollte, nicht hinnehmen. Die nächste Station war in der politischen PR, Wahlkampfmanagement war schließlich mein Spezialgebiet im Studium gewesen. Neben dem Job machte ich eine einjährige Weiterbildung in Unternehmenskommunikation am Management Center in Innsbruck (auch als MCI bekannt). Auf eigene Kosten und in meiner Urlaubszeit. Auch in diesem neuen Job hatte ich das Gefühl, nicht angekommen zu sein. Es war einfach nicht meine Welt. Als ein großer Wahlkampf geschafft war, verabschiedete ich mich weiter in Richtung PR und Werbung. Erst in Tirol, dann in München und später in Wien. Arbeitete an meiner Dissertation. Zeigte Einsatz. Meine letzte Station war jene in einer internationalen Werbeagentur in der strategischen Planung. Meine Einsätze in unseren Agenturen in London und Hamburg gefielen mir sehr gut, hier in Wien war meine Arbeitssituation allerdings schwierig. Noch schwieriger, als sich mein Lieblingskollege aus der Agentur verabschiedete (ich gönnte es ihm von Herzen, andererseits war die Kollegin, die ihm folgte, leider mehr als eine Herausforderung). Ich wollte weg, auf Unternehmensseite oder selbständig werden, auch wenn ich mir noch nicht sicher war, wie diese Selbständigkeit konkret aussehen würde. Ich hatte so viele Interessen. Und war durch meine beruflichen Erfahrungen so oft ernüchtert worden. Ich hätte zu gern einen Chef gehabt, dem ich vollen Respekt zollen könnte und der mich förderte. Ich wollte dazu lernen und mich weiterentwickeln. Ich beschloss, einen sehr anerkannten Coach aufzusuchen, um die Situation zu besprechen. Nach zwei Sitzungen wusste ich zwei Dinge. 1. Ich weiß offensichtlich sehr gut, was zu tun ist (selbst der Coach war überrascht). 2. Ich hätte mir das Coaching sparen können. Aber es zeigte mir auch sehr deutlich auf, dass ich mehr auf mich selbst vertrauen sollte.
Und es war mir plötzlich klar: Schlussendlich würde ich in der Selbständigkeit landen. Früher oder später. Das Einzige, was mich noch gereizt hätte, wäre eine Stelle in einem strukturierten Unternehmen mit engagierten Mitarbeitern und bemerkenswerten Chefs gewesen. Nach meinen bisherigen Erfahrungen war mir klar, dass es nicht leicht werden würde, so eine Stelle zu finden. Der Anschubser kam schlussendlich, als meine Agentur wieder Stellen abbauen musste (und das, obwohl wir einen der größten Etats in Österreich gewonnen hatten, nebenbei erwähnt mit meinem Team). Wir trennten uns im Einvernehmen. Es war an der Zeit, nun endgültig aktiv zu werden und entweder tatsächlich einen entsprechenden Job zu finden, der mich wirklich halten konnte, um in diesem noch für zwei, drei Jahre dazuzulernen und diese Seite einfach gesehen zu haben ODER sich endgültig selbständig zu machen. Ich durchlief mehrere Bewerbungsprozesse, hörte mir Jobpositionen an, ließ mich von Personalern ausfragen, arbeitete gewünschte Konzepte aus und präsentierte diese, nahm an Accessment Centern teil. Und bekam immer mehr den Eindruck: Irgendwie fühlt sich das nicht richtig an, denn das erhoffte „Das ist MEIN Job“-Gefühl wollte sich einfach nicht einstellen. Ich traute den Job Descriptions teils außerdem nicht mehr recht, weil meine erworbenen Referenzwerte mich gelehrt hatten, dass die Jobs meist „etwas“ anders waren als beschrieben. Es kam endlich der Punkt, an dem ich ein Gefühl wahrnahm, für das ich unglaublich dankbar war: Ich versäume hier nichts mehr. Ich muss diese „andere“ Seite nicht erlebt haben. Ich verpasse absolut nichts, wenn ich das Ganze hinter mir lasse und ab nun mein eigenes Ding mache.
Ich hatte bereits in den letzten Monaten damit begonnen, Ausbildungen die mich interessierten herauszusuchen und auch parallel sogar mit der ersten angefangen. Gesundheit war etwas, was immer schon „mein“ Thema war. In sämtlichen Angestellten-Jobs war ich die Anlaufstelle für Fragen und Rat. In der Praxis von meinem Mann war ich ebenfalls oft mit dabei. Sport war immer ein großer Teil meines Lebens. Bewegung in verschiedensten Formen absolut meins. Meine Jugend war geprägt von Leichtathletikbewerben. Ernährung interessierte mich brennend und ich hatte mir in den vergangenen Jahren einiges an Wissen angeeignet, da ich selbst von Unverträglichkeiten betroffen war. Nach über sechs Jahren als Angestellte wusste ich, wie ein Außendienstalltag aussah, genauso wie der Büro- oder Agenturalltag. Nun war es Zeit, sich voll und ganz dieser neuen Ausrichtung zu verschreiben, neues Wissen zu erlernen und folglich u.a. jenen als Beratung zur Verfügung zu stellen, deren Berufsalltag ich nur zu gut kannte.
Ich wusste von Anfang an, dass es mich dieser neue Weg viel Zeit, Geld und Ausdauer kosten würde. Es würde definitiv nicht der einfachere Weg sein. Ich würde auf so manches verzichten und dennoch immer höchsten Einsatz an den Tag legen müssen. Ich wollte dennoch nicht einfach ein paar schnelle Wochenendkurse als Basis für meine Arbeit haben, ich fand das schon immer befremdlich und wäre selbst nie zu seinem solchen Coach oder Trainer gegangen. Ich habe daher mehrere Ausbildungen absolviert. Die kürzeren ohne notwendige Vorkenntnisse bewiesen mir in der Regel, dass ich dieser Art von „Qualität“ nicht viel abgewinnen konnte. Deshalb war für mich klar: Auch wenn es kein Zuckerschlecken werden würde, ich mache nebenbei noch einen Master of Science, um über wirklich fundiertes Wissen im Bereich Gesundheit und Fitness zu verfügen. Darüber hinaus machte ich auch viele sehr praktisch relevante Ausbildungen, so hatte ich das Beste aus beiden Welten. Es waren intensive 2,5 Jahre mit sehr hohem Lernaufwand, nicht einfach, wenn man nebenbei auch noch ein Unternehmen aufbaut. Aber sie waren es sowas von Wert! Ich bin im Nachhinein absolut froh, dass ich es so gemacht habe. Auch die letzte Ausbildung zur Yogalehrerin (1,5 Jahre und 500h) haben mir gezeigt: Ich hätte es sehr viel einfacher haben können. Wollte ich aber nicht, weil es nicht meinem persönlichen Qualitätsanspruch genügt. Eine gute Ausbildung ist wichtig, v.a. wenn man mit Menschen und deren Gesundheit arbeitet. Und auch wenn ich sehr viele Interessen habe und gerne 1000 Dinge gleichzeitig machen würde, so lohnt sich, auch mal in die Tiefe zu gehen und sich dafür Zeit zu nehmen. Außerdem es heißt es ja nicht, dass man ansonsten nichts anderes parallel machen darf.
Derzeit beschreite ich eine weitere neue Phase: die der Mehrfach-Gründerin. Serial Entrepreneur. Und ich freue mich auf das, was kommt. Auch wenn dieser Weg keine gemähte Wiese ist. Es Hindernisse und zu lösende Probleme gibt. Man mit vorgegebenen Dinge leben oder sie – soweit möglich – ändern muss. Dieser Weg lehrt mich aufs Neue einmal wieder, wie sehr Ausdauer, Hartnäckigkeit und Geduld auf die Probe gestellt werden können. Bei einem der beiden neuen Unternehmen besonders. Es ist außerdem interessant zu sehen, wie sich beide in den ersten Wochen und Monaten ihrer Gründung gerade entwickeln. Und ich freue mich sehr darauf, wenn ich euch hoffentlich schon sehr bald eines davon offiziell vorstellen darf 🙂 Sollte eigentlich nicht mehr lange dauern 😀 Das andere fordert meine Geduld gerade etwas sehr stark heraus, aber wir werden auch dieses Baby schaukeln 😉
Ihr seht: Es ist nicht immer einfach, den eigenen Weg zu gehen. Sich von alten Vorstellungen zu lösen. Etwas aufzugeben und loszulassen, um dann etwas vollkommen Neues zu machen. Es erfordert Mut und zugegeben oft auch viele Nerven. Auch wenn es nach Außen hin meist ganz leicht aussieht. Aber ich habe für mich beschlossen: Ich möchte es nicht besonders einfach haben, sondern aufregend, spannend und für mich erfüllend. Ich möchte an meinen Aufgaben wachsen und sehen, wohin mich meine Ideen führen. Natürlich ist das auch mit Schmerz verbunden, mit Verzicht, mit Ärger und auch mal Zorn, weil man an manchen Tagen das Gefühl hat, es hat sich alles gegen einen verschworen und sich fragt, warum manches so kompliziert sein muss. Aber so ist das Leben. So sind Erfahrungen. So entwickelt man sich weiter. So findet man neue Lösungen. So lernt man.
Habt keine Angst vor euren Träumen. Setzt sie um. Ob im Kleinen oder im Großen. Nehmt euren Mut zusammen und macht es. Es wird nicht einfach sein, es wird nicht in jedem Moment das große Glücksgefühl mit sich bringen und es wird sicherlich kein Kindergeburtstag. Aber es wird befreiend, erfüllend, spannend und nie langweilig, versprochen 😉 .