Seit mehreren Jahren steht diese, vielleicht schönste Rennradrunde im Alpe-Adria-Raum, die ihren Ausgang bei uns in Österreich am wunderschönen Wörthersee hat, auf meiner To-Do-Liste.
Bisher machten mir allerdings jedes Mal, wenn ich diese Radtour angehen wollte, entweder schlechtes Wetter, überraschende Wintereinbrüche oder berufliche Termine einen Strich durch meine Planung.
Vergangenes Wochenende war es dann endlich soweit: Trotz eher mäßiger Wettervorhersage (ich sah die Radtour auch dieses Mal bereits wieder „davonschwimmen“) überraschte der Tag von Beginn an mit bestem Radwetter und so machte ich mich zusammen mit Andi und Seb aus unserem LaufSportPraxis-RACING TEAM auf den Weg bzw. die Radstrecke (170km, 3000 HM).
Nachdem ich inzwischen viele Anfragen interessierter Rad- & Sportfreunde über diese Tour bekommen habe, hier ein kurzer Erlebnis- & Streckenbericht davon 😉 :
Von unserem Startpunkt in Velden am Wörthersee ging es vorerst über Rosegg zum Faakersee (dem offiziellen Ausgangort der Radtour), wo bei Egg ein erster kurzer (uns bereits sehr bekannter) ca. 600m langer Anstieg auf uns wartete: Mit 9% Steigung aber eher etwas zum Aufwärmen, bei den Steigungen und Höhenmetern, die an diesem Tag noch auf uns warteten.
Am südlichen Faakersee-Ufer entlang ging es dann leicht kupiert Richtung Arnoldstein zur Grenze nach Italien und weiter nach Tarvisio. Dort angekommen hat man schon die ersten rund 50km der Radtour hinter sich.
In Tarvisio selbst darf man, um auf der richtigen Strecke zu bleiben, nicht die 180° Abzweigung hinunter Richtung Markt verpassen. Dort kann man auch sehr gut nochmals in einem der Supermärkte seine Getränkeflaschen mit entsprechend Flüssigem füllen oder Proviant einkaufen.
Von dort ging es dann weiter mit einem kurzen Anstieg Richtung Predilsee…
… und Predilpass (Achtung: auch hier darf man die richtige Abzweigung nicht verpassen, die nur mit einem eher kleineren Strassenschild markiert ist), kontinuierlich am Fluss entlang und immer mal mehr mal weniger leicht bergauf bis wir am Predilsee ankamen und dort eine kurze Pause inklusive Abkühlung im See genossen.
Vom Predilsee startet direkt der Anstieg auf den Predilpass: mit 4km Länge und 7-9% Steigung auch eher zum Aktivieren und wieder Warmtreten nach der kurzen Pause.
Etwas vorsichtig muss man dabei als Radfahrer in einem im Anfangsabschnitt der Steigung liegenden engen, unbeleuchteten und dunklen Tunnelstück sein, durch das die Auto- und vor allem Motorradfahrer teilweise sehr schnell durchfahren und man als unbeleuchteter Radfahrer unter Umständen leicht übersehen werden kann.
Am Prebilpass in 1156m Seehöhe hatten wir dann die ersten 1000Höhenmeter des Tages absolviert, passierten die Grenze nach Slovenien…
… und machten uns auf die rasante 5km lange Abfahrt durch den Triglav Nationalpark hinunter ins Socatal (kurz vor Bovec biegt man dann Richtung Vrsic Pass ab), wo wir entlang des Socaflusses auf leicht kupierter Strecke Richtung Soca und weiter zum Vrsicpass, einem der längsten und schönsten Pass-Strassen Sloweniens, radelten.
Der Socafluss selbst fasziniert durch seine klare türkise Farbe und man bekommt tolle Eindrücke von diesem angeblich klarsten Fluss Europas. Nachdem unsere Getränkevorräte in unseren Radflaschen sich dem Ende neigten, nutzen wir das klare und saubere Flusswasser, um unsere Radflaschen wieder aufzufüllen und für den bevorstehenden Anstieg auf den Vrsic-Pass getränkemäßig gerüstet zu sein.
Der Vrsic-Pass mit einem Anstieg von ca 10km Länge und insgesamt etwa 1.100 Höhenmetern bis nach oben ist gekennzeichnet durch seine 50 Kehren (25 bergauf und 25 bergab), wobei allerdings einige Kehren eine gedachte Ewigkeit weit auseinanderliegen, was bei einer Steigung von bis zu knapp 18% teilweise mental etwas herausfordernd ist.
Knapp 2 Kilometer vor der Passhöhe kann man in der Entfernung schon die Hütte am Pass sehen, es empfiehlt sich allerdings bei der Aussichtsplattform, die sich dort befindet nicht nur eine kurze Verschnaufpause zu machen (gleich danach wartet nämlich noch einmal eine ordentliche Steigungspassage), sondern auch um den sensationellen Ausblick von oben ins Soccatal und die Bergwelt um sich herum zu genießen. Eine Belohnung für den schweißtreibenden Anstieg, die man nicht verpassen sollte.
Von dort ging es für uns dann noch die letzten 2 Kilometer wieder etwas steiler bis zur Passhöhe in 1611m Seehöhe…
… wo wir eine kurze Pause einlegten und mit unseren Rädern eher Exoten unter all den Tagesausflüglern, Bergsteigern und Kletterern waren.
Zu diesem Zeitpunkt hatten wir rund 110km und knapp 2.400 Höhenmeter zurückgelegt.
Die Abfahrt vom Vrsic Pass hinunter in den bekannten Skiort Kranjska Gora ist eine Herausforderung der besonderen Art gewesen. Nicht nur vor allem im oberen Bereich immer wieder querende Schafe, sondern vor allem das Kopfsteinpflaster der alten Paßstrasse in den Serpentinenkurven machten nicht nur das Bremsen und Bergabfahren zu einer handmuskelstrapazierenden und konzentrationsfordernden Angelegenheit, sondern führte auch dazu, dass wir mal so richtig durchgerüttelt und auch unser Material und alle am Rad befestigten Teile einem Materialtest unterzogen wurden.
Ungefähr in der Mitte der Abfahrt kamen wir mitten in einer Serpentinenkurve an einem Platz voller Steinmännchen vorbei, der sehr mystisch und beeindruckend wirkte.
Nach der letzten Serpentine und einem Ende des Paris-Roubaix Feelings ging es dann für einige Kilometer leicht und damit sehr rasant bergab hinein und durch Kranjska Gora und weiter Richtung Wurzenpass, wo der letzte Pass und damit größere Anstieg an diesem Tag auf uns wartete.
Die bereits bis dahin von uns zurückgelegten Radkilometer merkten wir auf dem etwa 3 km vergleichsweise kurzen Anstieg mit insgesamt 300 Höhenmetern vor allem an den zwei mehrere hundert Meter langen 18% Steigungsrampen deutlich in der Beinmuskulatur.
So waren wir alle froh…
… als wir wieder die österreichische Grenze passierten und den Wurzenpass in 1073m Seehöhe erreichten.
Die drei Pässe waren geschafft und wir hatten noch etwa 40km Heimfahrt, mit einer rasanten Abfahrt über eine teilweise wirklich schlechte und rutschige Bergstrasse hinunter vom Wurzenpass, wo nochmals vollste Konzentration gefragt war, zurück nach Velden. Zwar machten sich die muskulären Strapazen des Tages zwischenzeitlich etwas bei uns bemerkbar, der Rückenwind und die Aussicht auf die bereits auf uns zu Hause am Grill wartenden Steaks, führten aber nochmals zu jeder Menge Spaß am Rad und gutem Tempo zurück entlang des Faakersees und über einen Teil der Ironman Kärnten Strecke über Rosegg und den dortigen Anstieg zurück nach Velden, der sich nach all den bereits zurückgelegten Höhenmetern und Steigungen des Tages zum Abschluss eher nur mehr wie ein kleiner Hügel anfühlte – in unser Ziel nach Velden.
Knapp 170 Kilometer, 3.000 Höhenmeter, 3 Pässe und 3 Länder waren nach etwa 7 Stunden reiner Fahrzeit geschafft.
Die Radtour war an diesem Tag einfach perfekt und hat uns allen nicht nur riesigen Spaß gemacht, sondern war auch landschaftlich ein beeindruckendes Erlebnis für uns.
Eine absolute Empfehlung für jeden trainierten Radfahrer.
Doc Tom