Eine Weltmetropole auf der anderen Seite der Erde: „Verspielt, kitschig, sauber, groß!“ …und ein erfolgreicher Marathonlauf, der etwas anders abgelaufen ist als ursprünglich geplant – das war meine Tokyo Marathonreise 2017 🙂
Als vierte Station auf dem Weg zur erfolgreichen Absolvierung der World Marathon Major Serie stand dieses Jahr der Marathon in Tokyo für mich auf dem Programm – das Marathon Event der gesamten Serie, das nicht nur am Weitesten entfernt von meiner Heimat Wien ist, sondern für das man auch am schwierigsten einen Startplatz bekommt, da die verfügbaren internationalen Startplatzkontingente doch eher gering gehalten und ein Glückstreffer in der Startplatzlotterie des Veranstalters eher unwahrscheinlich ist.
Somit war ich sehr erfreut, als ich im Herbst 2016 erfuhr, dass ich einen Startplatz für den diesjährigen Tokyo Marathon am 26.02.2017 bekommen hatte und ich machte mich sofort daran meine Reise entsprechend zu organisieren – denn wenn ich auch nicht viel über Tokyo wusste, so war mit durchaus bereits eines bekannt: Organisation wird in Japan groß geschrieben.
An dieser Stelle wieder einmal vielen herzlichen Dank an Michaela Rittler vom Reisebüro Lampe in Tirol, die wie immer, u.a. auch alle meine bisherigen Marathonreisen für mich bestens und unkompliziert organisiert und gebucht hat. Liebe Michi: Vielen herzlichen Dank! Auch diesmal hat wieder alles reibungslos und perfekt funktioniert! 😀
In den endlosen Weiten des Frankfurter Flughafens
Und so hob ich zusammen mit einem meiner Laufkollegen, mit dem ich auch bereits alle anderen drei bisher erfolgreich gefinishten Marathons der Major Serie in New York, Chicago und Berlin in den letzten Jahren absolviert und der ebenfalls einen Startplatz für Tokyo bekommen hatte, am Dienstag Mittag von Wien (über Frankfurt) nach Tokyo ab, um einen Tag später genau auf der anderen Seite der Erdhalbkugel in Toyko auf dem Flughafen in Haneda zu landen.
Wie immer sind so lange Flüge vor einem Marathon nicht die beste Voraussetzung für schnelle Rennen, aber auch hier hatte unsere Reiseorganisationsexpertin Michaela mitgedacht und uns zwei superbequeme Sitze mit voller Fußfreiheit (und das nicht mal im Exitbereich) bereits vorab reserviert, sodass wir zumindest was die Beinfreiheit im Flugzeug betraf „first class“ unterwegs nach Tokyo (und auch wieder retour) waren.
Dank genügend noch zu erledigender beruflicher Schreibarbeit während dem Flug war dieser trotz seiner Dauer von 12 Stunden erstaunlich kurzweilig und dann waren wir auch schon da – gelandet in Tokyo auf dem Flughafen Haneda!
Was hatte ich für Erwartungen an Tokyo selbst? Eigentlich keine, ich ließ das Land, die Stadt und die Leute einfach auf mich zukommen und es begann äußerst interessant bzw. um es genauer auszudrücken: Überfreundlich, organisiert und ausgesprochen „kontrolliert“ (was sich bis zum Ende der Reise nicht ändern sollte).
Schon bei der Einreise wurde an jedem Checkpunkt alles zumindest zwei- bis dreifach kontrolliert (natürlich komplett unabhängig voneinander), damit ja kein Fehler passiert, dies aber ohne wesentlich langen Wartezeiten, immer überfreundlich (alleine die unzähligen freundlichen Einweiser der kaum vorhandenen Warteschlange bei der Einreise nach Tokyo überstieg die Anzahl der wartenden Flugpassagiere) und überaus geordnet.
Das ist überhaupt eines der typischen Merkmale in Tokyo, die einem sofort auffallen: Die Japaner stehen sehr gerne und das auch noch überaus geduldig und geordnet „Warteschlange“ – wovor auch immer,
(sogar vor den Dixie-Klos im Marathon-Startbereich gab es nur geordnete Warteschlangen mit geduldig wartenden Japanern (und ungeduldig vor sich hintrippelnden nervösen „ausländischen LäuferInnen“ 🙂 ),
die wiederum von zahlreichen HelferInnen geordnet und kontrolliert wurden bzw. am Ende der Schlange bekam man dann (nach vorheriger Kontrolle des soeben frei gewordenen Dixie-Klos, ob dieses nun auch wirklich frei ist) das freie Dixie-Klo freundlichst zugewiesen.
Wir wurden bereits beim Flughafenausgang von einer natürlich ebenfalls sich vor Freundlichkeit und Freude über unser Ankommen überschlagenden Japanerin empfangen und zu unserem bereits wartenden Airport-Hotel-Bus gebracht.
Ehrlich gesagt waren wir sehr froh darüber, denn diesen Transferbus hätten wir selbst wahrscheinlich nur sehr schwer auf den endlosen Weiten des Flughafens gefunden.
Das ist übrigens ein weiteres Merkmal in Tokyo: Jede/n Einheimischen, den Du nach etwas fragst (zB nach dem Weg), hilft Dir wirklich extrem freundlich weiter – auch wenn er Dich überhaupt nicht versteht oder Dir auch den Weg in die komplett falsche Richtung zeigt 😉 . Er macht es zumindest immer superfreundlich und mit einem Lächeln im Gesicht (dass Du dann am falschen Weg bist, bekommst Du selbst in Tokyo dann irgendwann mal selbst mit 😉 ).
Etwa eine Stunde benötigte der Transferbus vom Flughafen, der am Rande von Tokyo liegt bis zu unserem Hotel.
Untergebracht waren wir im Keio Plaza Hotel im Stadtteil Shinjuku Tokyos, dort wo auch der Start des Marathons stattfinden würde. Die Hotellage war für uns also absolut perfekt.
Nicht nur das unmittelbar neben dem Hotel eine U-Bahnstation (Tochomae) liegt, von der aus man quer durch Tokyo fahren und Sighteeing betreiben kann (sobald man mal das Tokyoer U-Bahnsystem durchschaut hat – aber dazu etwas später), so ist auch der Marathonstart nur eine Querstraße weit entfernt und damit in wenigen Minuten zu Fuss leicht erreichbar, was vor allem am Morgen des Marathonstarts von Bedeutung ist und einem das „Sportlerleben“ in diesem Moment etwas leichter macht, auch das Tokyo Metropolitan Government Building (Rathaus) ist direkt gegenüber vom Hotel…
und auch die beiden Parks Shinjuku Central Park und Shinjuku Gyoen Garden sind in unmittelbarere Nähe sehr schnell und leicht zu Fuss zu erreichen und laden damit zum Einlaufen und Aktivieren im Grünen inmitten von Tokyo ein.
Für alle Tokyo-Marathon Interessierten ist das Keio Plaza Hotel also absolut zu empfehlen und somit war es in den Tagen rund um den Marathon auch entsprechend international von begeisterten Marathonis aus aller Welt frequentiert.
(Zur Information: Nur das Hyatt Regency Tokyo Hotel, das unmittelbar neben dem Tokyo Metropolitan Government Building liegt und von dem man fast schon auf die Startlinie fällt, wenn man beim Haupttor rausgeht, liegt dem Marathonstart noch näher, aber Achtung: Es gibt auch ein Park Hyatt Hotel in Tokyo, das aber ganz woanders in Tokyo liegt, also unbedingt genau schauen beim Buchen).
Das Shinjuku Viertel bei Nacht
Auch im Hotel wurden wir wieder überfreundlich empfangen und über die Tage hin vom gesamten Personal bestens organisiert betreut. Wichtig zu wissen und für uns auch ungewöhnlich war im ersten Moment, dass man in Japan kein Trinkgeld gibt, das wird fast schon als Unhöflichkeit angesehen.
Das Hotel war zudem in den Tagen unseres Aufenthaltes komplett auf den Marathon ausgerichtet. Tausende SportlerInnen im Hotel, aber niemals Hektik, Gedränge oder Stress – immer nur Freundlichkeit, Lächeln und eine Entschuldigung.
Das ist das nächste typische Merkmal der Japaner: Sie entschuldigen sich irgendwie andauernd bei einem, auch wenn es gar nichts zum Entschuldigen gibt – einfach nur so. Und wenn sie sich nur dafür entschuldigen, dass sie sich entschuldigen, und das nicht nur einmal, sondern mindestens dreimal. Etwas gewöhnungsbedürftig am Anfang.
Im Hotel selbst gab es unter anderem mehrere Frühstücksbereiche, wo man sowohl American, Continental oder Japanese Style jeweils als Buffet frühstücken konnte. Am Marathontag selbst waren zwei der drei Frühstücksbereiche bereits ab 5.00 Uhr früh geöffnet, was nicht für ein rechtzeitiges Frühstücken vor dem Marathonstart um 9.15 Uhr ideal war, sondern auch wiederum zu einem sehr entspannten Frühstücksablauf bei der Gesamtanzahl an vorhandenen Marathonis im Hotel beitrug.
Auch außerhalb des Hotels gibt es in unmittelbarer Nähe mehrere Mini-Supermärkte, wo man alles wichtige (und weniger wichtige) Alltägliche bekommt – wenn man versteht und lesen kann, was es ist 🙂
Außerdem Automaten für den kleinen Snack Hunger und Durst zwischendurch
Nachdem wir angekommen und etwas Schlaf nachgeholt hatten, war am Folgetag etwas Aktivieren der Beine nach dem langen Flug angesagt und wir machten einen entspannten 45minütigen lockeren Lauf durch den angrenzenden Shinjuku Central Park
und spazierten danach noch locker durch das Shinjuku Viertel, mit seinen kleinen Seitengassen, die voll von kleinen Geschäften und Lokalen sind (vor allem Ramen und Sushi kann man quasi an jeder Ecke essen)
und zwischen den riesigen, modernen Einkaufscentern und Bürogebäude, die sich ebenfalls in diesem Viertel befinden, richtig exotisch wirken.
Betreut wurden wir vor Ort direkt im Hotel von der DerTour Reisebetreuung, die wir am Donnerstagabend kennenlernten, und die uns auch noch unsere letzten fehlenden Unterlagen und Informationen für den Marathon am Sonntag übergaben.
Zudem hatten wir von der Heimat aus bereits eine von DerTour angebotene Sightseeingtour gebucht, die zumindest im Prospekt sehr interessant geklungen hatte und direkt bei der Marathon EXPO enden sollte (was für uns sehr angenehm schien, da wir uns ja vor Ort nicht auskannten, die EXPO am anderen Ende von Tokyo liegt, und wir so quasi direkt hingeführt werden würden).
So starteten wir also am Freitag Vormittag zur Sightseeingtour, die sich als ewiger und etwas sinnloser Fussmarsch (leider nicht einmal quer durch Tokyo) entpuppte. Da laut Veranstalter ein Sightseeingbus nur im Tokyoer Verkehrsstau stehen würde (an keinem einzigen Tag in Tokyo habe ich auch nur einen einzigen kurzen Verkehrsstau gesehen) bekamen wir alle U-Bahn-Tickets in die Hand gedrückt und irrten von nun gefühlt sinnlos durch die unterirdischen und ewig langen Gänge des Tokyoer U-Bahnsystems.
Auch „Geisterzüge“ (führerlose vollautomatisierte und selbständig fahrende U-Bahnzüge) findet man in Tokyo’s U-Bahnsystem
Natürlich hatten wir auch einen japanischen Guide dabei, der entpuppte sich allerdings leider als nicht sehr versiert hinsichtlich der entsprechenden U-Bahnwege und irrte mit uns teilweise in verkehrte Richtungen, machte unvermittelt kehrt und ging wieder zurück – und wir als Gruppe wie Lemminge hinterher.
Wo gehts lang? Zumindest mal 350m nach rechts 😉
Hätte man uns wenigstens das Tokyoer U-Bahnsystem erklärt, es wäre informativ und interessant gewesen (das taten am Folgetag zwei Japanerinnen, die wir diesbezüglich ansprachen und uns zwar nicht wirklich verstanden uns dann aber doch soweit irgendwie das U-Bahnsystem erklären konnten, dass wir fortan selbständig und alleine und ohne uns zu verirren quer durch Tokyo unterwegs sein konnten).
Hie und da verloren wir wieder jemanden aus der Gruppe (auf den wir dann natürlich wieder endlos warten mussten – interessanterweise meistens unseren Guide *g*) und besichtigten in fünf Stunden exakt zwei der „Must-Do’s“ in Tokyo:
Den bis vor wenigen Jahren höchsten Turm und ehemaliges Wahrzeichen Tokyo’s, den Tokio Tower (eine doch sehr ähnliche Nachbildung des Pariser Eifelturms, der 330m hoch ist und damit höher als der Eifelturm in Paris, worauf die Japaner sehr stolz sind)
und eine der großen und bedeutenden Tempelanlage in der Stadt (die leider grossteils aber mehr einer Souvenirmeile mit für eine Tempelanalage seltsam viel Kitsch, Plastikroboterspielzeug und ähnliche Dingen gesäumt war).
Nachdem wir fünf Stunden mehr oder weniger dauernd bei etwa 5-7 Grad Außentemperatur und kaltem Wind durch Tokyo herumgestanden oder -geirrt waren, hatte ich es endlich geschafft und das bekommen, wovon man als Marathonläufer zwei Tage vor dem Marathonstart nur träumen kann:Eine ordentliche Erkältung!
Nicht nur, dass wir nicht – entgegen aller Regeln einer ordentlichen Marathonvorbereitung – zwei Tage vor dem Marathon gemütlich die Füsse hochgelegt und regeneriert hatten, hatte ich jetzt auch noch mit schön verschleimten Husten, dauerlaufender Nase und Niesattacken ohne Ende zu kämpfen.
Ja, ich muss zugeben: So ein eventuell im Stau stehender gemütlicher Sightseeingbus wäre wirklich keine Alternative gewesen 😛
Auch das wäre eine bessere Fortbewegungsalternative gewesen: Eine Rischka – hiervon gibt es noch einige in Tokyo und nicht nur Touristen lassen sich damit durch die Stadt fahren.
Was lernen wir daraus: Besser das 24 Stunden-U-Bahn Ticket, das jeder Marathonstarter gratis bei seinen Startunterlagen dabei hat bzw. bekommt nehmen und damit selbst die Stadt und ihre Highlights „auf eigene Faust“ erkunden.
Schlussendlich wurden wir dann aber am Ende doch noch irgendwie zur EXPO geleitet und konnten dort unsere Startunterlagen und alles weitere notwendige für den Marathon am Sonntag abholen.
Und typisch japanisch: Auch hier war alles perfekt durchorganisiert.
Bereits am Eingang wurde man – wie immer von überfreundlichem Personal – korridorartig zu seinem entsprechenden Desk geleitet.
Zuerst Überprüfung von Pass und Anmeldeformular (das wird selbstverständlich auch vor Ort noch einmal dreimal gecheckt), dann weiter im Korridor zum Anlegen des Starterarmbandes (nur mit dem hat man Zugang zum Anmeldebereich und dann im weiteren auch am Marathontag in den Start- und Zielbereich), danach weiter zum Abholen der Startnummer (auch hier wird alles noch mindestens dreimal überprüft), weiter zum Check des mit den Startunterlagen übergebenen Zeitnehmungs-Chips (muss natürlich auch mehrfach überprüft werden) und schließlich zur Übergabe des Marathonstarter-T-Shirts, das jeder Teilnehmer gratis dazubekam (was ja nicht bei jedem Marathon der Fall ist und für viele StarterInnen doch immer eine sehr nette Erinnerung darstellt)
Zu den T-Shirts sei gleich noch eine wichtige Information angefügt, falls mal jemand vor hat ebenfalls beim Marathon in Tokyo zu starten und ggfs. seine Reise (so wie wir) über einen Reiseveranstalter bucht (was kaum anders möglich ist, da die großen Reiseveranstalter fast sämtliche akzeptablen Flug- und Hotelkontingente für diesen Zeitraum vorgebucht haben):
Jeder Marathonstarter in Tokyo bekommt eine offizielle Marathonjacke und T-Shirt (zumindest war das in diesem Jahr so), wobei man aber bereits bei Reisebuchung dem Reiseveranstalter aus Organisationsgründen bekanntgeben muss, welche T-Shirtgrösse man normalerweise trägt.
Zu bedenken ist jedoch, dass der Reiseveranstalter automatisch die Textilien zwei Nummern größer für einen ordert und bestellt. Somit bekam zB ich, der eine Größe M angegeben hatte, eine XL-Jacke und ein L-Shirt. Meine erste XL-Jacke (und das mit über 40 😉 ).
Zwar wäre eine L-Jacke und ein M-Shirt passend gewesen, aber OK, die Japaner schneiden eine Spur kleiner und somit war das auch soweit OK.
Man muss es aber wissen, denn es gab durchaus Mitreisende, die in weiser Voraussicht (da ja die Textilien in Japan etwas keiner geschnitten sind) bereits bei der Reiseanmeldung sicherheitshalber eine Nummer größer als normalerweise angegeben hatten und jetzt mit für sie zeltplanenähnlichen Jacken und Shirts ausgestattet wurden. Da waren doch einige lange Gesichter dabei (und Umtauschen vor Ort in eine andere Größe ist leider nicht möglich).
Aus diesem Grund bei der Reise- bzw. Marathonanmeldung damit rechnen, dass man bei der angegebenen Textilgröße mindestens ein bis zwei Nummern größere Kleidungsstücke bekommt 😉
Das waren die ersten Tage unserer Reise und es sollte noch richtig spannend werden 😉 …
Morgen folgt dann Teil 2 der Geschichte 🙂 .
Hi Tom,
Hi Vera,
Sind auch auf Mauritius mit Euch unterwegs 🙂 Freuen uns auf die Fortsetzung der Tokyo Story. lG Kathi & Wolfi
Liebe Kathi, lieber Wolfi, das ehrt uns natürlich sehr! Alles Liebe auf die Trauminsel!! 😀 Vera & Tom