Frisch nach einem Urlaub fällt es einem ja leicht, gelassen und entspannt zu sein. Aber meist dauert es nicht lange und die nächste Herausforderung klopft bereits an die Tür. Als wir letzte Woche von unseren Flitterwochen zurückkamen, hatten wir unmittelbar im Anschluss ein großes Computerproblem bei uns in der Praxis. Nichts ging mehr. Natürlich kommt sowas immer zum besten Zeitpunkt, nämlich dann, wenn man es gar nicht brauchen kann und noch dazu absolut nicht damit gerechnet hat. Logisch, dass man sich ärgert. Dass man sich fragt, warum das jetzt sein muss. Schlussendlich aber hilft alles Ärgern nichts. Es geht darum, das anzunehmen, was ist – ob man es toll findet oder nicht – und das Beste daraus zu machen, nämlich eine Lösung zu suchen. Genau das haben wir getan. Nun handelt es sich bei diesem Beispiel um etwas, was das Business betrifft und wo im Prinzip nichts weiter passieren wird, außer dass Zeit und Geld draufgehen. Im Privaten ist es manchmal schwerer, denn da geht es um mehr als „nur“ das, beispielsweise um Gesundheit, um Leben und Überleben. Letzten Winter hat uns absolut überraschend ein Zufallsbefund in der engsten Familie aus der Bahn geworfen. Krebs. Große Operationen. Chemotherapien. Wochenlange Bestrahlung. Wir haben zusammengehalten und bis heute alles getan, damit eine Heilung möglich ist. War es leicht? Nein. Waren wir immer gelassen und ruhig? Nein. Aber wir sind nicht daran verzweifelt, sondern sind es angegangen. Haben uns auf das riesenriesengroße Glück (oder auch Schicksal) konzentriert, dass man überhaupt eine solche Chance bekommt, indem der Tumor durch mehrere absolute Zufälle überhaupt entdeckt wurde.
Wenn gefühlt alles schlecht läuft, ist es nicht einfach, dankbar zu sein, aber in diesem Fall musste man sich das einfach immer wieder vor Augen halten: Man musste trotz aller Widrigkeiten, die die Erkrankung, die OPs, die Therapien und sämtliche Nebenwirkungen mit sich brachten, trotzdem einfach unendlich dankbar sein, dass man überhaupt die Möglichkeit erhalten hat, diesen Weg zu gehen. Dass es nicht zu spät war. Dass man handeln konnte. Dass wir alles in unserer Macht stehende tun konnten, um die besten Ärzte und Therapien aufzutreiben und das Ganze anzugehen. Auch wenn es alles andere als lustig war.
Gerade in so intensiven Zeiten wie diesen ist es nicht einfach, sich wirklich zu entspannen. Hier hat mir persönlich Yoga sehr geholfen. Ich war damals zum Zeitpunkt der Diagnose mitten in den letzten, sehr intensiven Monaten meiner Yogalehrerausbildung. Und auch wenn hier sehr viel zu tun und zu leisten war, so habe ich durch die viele Praxis auch viel Kraft und Energie schöpfen können. Außerdem helfen mir auch Bücher immer wieder, um zur Ruhe zu kommen, aufzutanken, neuen Mut zu fassen und mich inspirieren zu lassen.
Falls ihr auch schwere Zeiten durchlebt oder hinter euch habt oder einfach einen sehr vollen Alltag, der euch das Gefühl gibt, dauereingespannt zu sein und nie richtig entspannen zu können, dann möchte ich euch heute ein paar gute Bücher* vorstellen, die sich mit den Themen Entspannung, Entschleunigung und Gelassenheit beschäftigen. Und ein paar Yoga Übungen (Asanas), die mir persönlich besonders gut tun, um runterzufahren.
Fangen wir mit den Büchern an 🙂
Entspannungsbücher, die sich mit Achtsamkeit und Meditation auseinandersetzen, gibt es in jüngster Zeit immer mehr. Wenn ich ein Buch aus diesem Genre lese, ist es mir wichtig, dass ich dem Autor abnehme, wovon er spricht. Dass ich das Gefühl habe, dass es hier nicht um eine Marketing Idee geht, diesen Trend mitzunehmen, sondern dass da wirklich mehr dahintersteckt.
Ein gutes Buch ist jenes von Rohan Gunatillake, nämlich Buddhify your Life**. Der Autor ist nicht nur erfahren in der Meditationspraxis, sondern auch Unternehmer und Designer von Achtsamkeits-Apps und anderen digitalen Produkten rund um das Thema. Ein praxisbezogenes „Achtsamkeitsbuch der nächsten Generation“ mit vielen verschiedenen „mobilen“ Achtsamkeitsübungen und Meditationen. Lösungsorientierung inklusive, denn auch Herausforderungen wie „Ich habe keine Zeit zum Meditieren“, „Ich bin nicht spirituell oder religiös“ und „Ich kann mich nicht komplett abschotten, mein Leben ist sehr vernetzt und digital“ werden dezidiert angesprochen. Kein spirituelles, sondern ein sehr praktisches Buch, für alle, die es am liebsten undogmatisch haben.
Mini- und Kurz-Meditationen finden sich in slow time**, das mit den Worten beginnt: „Jetzt. Einfach da sein. Nichts tun.“ Das DIN-A5-große Buch verfügt über eine feine Struktur , v.a. für Anfänger. Was ist Meditation, was macht es, welche Techniken gibt es und wie läuft das Ganze eigentlich ab? Das erklärt Entspannungstherapeut und Meditationscoach Johannes Lauterbach gut, kurz und knackig. Und zeigt anhand von verschiedensten Kurzmeditationen, wie man auch bei wenig Zeit zu innerer Ruhe und Entschleunigung finden kann (eine Badewannen-Meditation inklusive 😉 ).
Passend zu den Kurzmeditationen gibt es außerdem auch ein Postenkartenbuch zur Entschleunigung**. Eine nette Idee als Überraschungs-Post für Familienmitglieder, Freunde, Kollegen oder Bekannte, die im Hamsterrad laufen.
„Sei gelassen. Sei frei. Sei du selbst.“ Sagt sich so leicht, aber ist gar nicht so einfach. Wie man das Tempo anhalten kann, Momente der Gelassenheit genießt und wieder auftankt, will Calm** aufzeigen. Ein kreatives Buch mit einem Haufen Inspirationen und Anregungen, besonders rund um die vermeintlich kleinen Dinge. Ein Buch, das einem wieder die Augen für das Einfache und das Schöne im Leben öffnen will. Der Schlüssel: Achtsamkeit. Regelmäßige Übung. Das Buch ist in acht Kapitel gegliedert, die sich mit Natur, Schlaf, Reisen, Beziehungen, Arbeit, Kinder, Kreativität und Essen beschäftigen. Es eignet sich auch zum einfachen Nachschlagen nach Lust und Laune, je nachdem, was einen gerade anspricht.
Ein buntes Sammelsurium an Bildern, Texten, Gedichten, Zitaten, Meditationen und Inspirationen. Sehr witzig gemacht.
Eine weitere Unterstützung kann wie geschrieben eine ganzheitliche Yoga Praxis sein. Wobei das nicht so hochtrabend klingen soll, wie es das tut. Yoga ist nicht elitär und schließt niemanden aus. Egal, ob man es zuvor noch nie gemacht hat, skeptisch ist oder ein mehr Kilo mehr auf die Waage bringt und sich deshalb unsicher ist, ob man das überhaupt „kann“. Ja, kann man. Am wichtigsten schlechthin ist hier das eigene Körpergefühl. Jeder Körper ist anders. Das gilt es bei den Körperübungen (Asanas) zu berücksichtigen, die ein Teil von mehreren eines ganzheitlichen Yoga Stils sind (weitere Teile sind zB Meditation, Atemübungen, eine positive innere Einstellung und eine gute Ernährung). Abgesehen davon sind Yoga Asanas nicht nur etwas für den Körper, sondern auch für den Geist. Es geht nämlich nicht darum, sich in eine Position zu werfen, sondern darum, Körper und Geist durch eine Bewegung oder Position und bewussten, tiefen Atem zu verbinden. Hier einige meiner liebsten Übungen zum Entspannen – fotografiert in den wunderschönen Osttiroler Bergen 🙂
Die Kindstellung. Hier kann der Kopf am Boden ruhen oder auf den zum Turm aufgebauten Fäusten.
Der Halbmond. Eine angenehme Dehnung des Hüftlenden- und Oberschenkelmuskels sowie eine Öffnung der vorderen Körperseite, kleine Rückbeuge inklusive.
Die Taube ist ein toller Hüftöffner und kann mit stolzer, aufrechter Brust…
… oder auch abgelegt ausgeführt werden.Der Krieger oder auch Held genannt. Er steht für Stärke, Kraft und Entschlossenheit.
Ein feiner Herzöffner: die Rockstar Pose.
Ebenfalls herzöffnend und damit stark auf das Anahata Chakra abzielend ist das Kamel. Bei dieser intensiven Rückbeuge ist ganz besonders wichtig, dass ihr v.a. im Lendenwirbelsäulenbereich immer an Länge bzw. Raum zwischen den Wirbelkörpern denkt und sie nicht staucht. Versucht die Bewegung aus der Brustwirbelsäule heraus (dort, wo das Anahata Chakra wirklich sitzt) und nicht zu stark über den unteren Rücken, das mag dieser nämlich gar nicht. Ansonsten gilt hier (wie bei jeder Position, aber an dieser Stelle möchte ich es noch einmal unterstreichen): unbedingt auf den eigenen Körper hören und nur soweit gehen, wie es euch gut tut!Drehhaltungen und Twists stehen im Yoga für das Versiegeln der während der Praxis aufgebauten Energie (Prana)
Am Ende einer jeden Praxis ist die beste Position, die man einnehmen kann, die Totenstellung (Savasana), ob mit oder ohne Tiefenentspannung. Erden, sammeln, Kraft tanken, Informationen und Erlerntes sowie aufgebaute Energie abspeichern – all das passiert in dieser Stellung. Umso wichtiger, diese nicht auszulassen.
Was sind eure liebsten Yogapositionen zum Entspannen? Oder habt ihr andere Techniken, die ihr gezielt einsetzt? Oder Rituale wie ein heißes Bad, die Lieblingsserie oder ein warmer Kakao? Oder einen speziellen Buchtipp? Teilt eure Erfahrungen gerne mit uns in den Kommentaren 🙂
*Rezensionsexemplar
**Affiliate Link
Liebe Vera, wieder einmal vielen, vielen Dank für diesen Post, der mich sehr berührt hat. Ich habe eure Erfahrung leider schon mehrmals machen müssen, Du sprichst mir deshalb aus der Seele.
Mir hat Yoga ebenfalls sehr geholfen. Nicht nur in diesen schwierigen Situationen, sondern auch als sich das Leben wieder zum besseren gewendet hat.
Danke auch für die tollen Lektüretipps! Meine Buchhändlerin freut sich auch sehr über Deinen Blog, der ihr schon einiges an Umsatz beschert hat 🙂
Liebe Grüße
Tina
Liebe Tina, danke für deine herzliche, persönliche Rückmeldung! Ja, Yoga hilft irgendwie immer. Genauso wie Katzen 😉 <3
Oh, dann liebe Grüße an deine Buchhändlerin *ggg* Heute gibt's gleich wieder weitere gute Buchtipps bei unseren Impressionen der Woche ;-))) Alles Liebe zu dir, Vera