In dem heutigen Interview geht es um ein spannendes Thema, nämlich Heilkräuter speziell für Frauen. Meine Gesprächspartnerin ist Dorit Zimmermann, ihres Zeichens Heilpraktikerin mit eigener Praxis für Klassische Homöopathie und Psychotherapie in München mit Schwerpunkt Kinder- und Frauengesundheit.
Sie absolvierte Ausbildungen in Phytotherapie, Klassischer Homöopathie und Verhaltenstherapie. Und sie ist Autorin des neu erschienenen Buchs** Frauen-Heilkräuter*.
Ich freue mich, dass Dorit sich die Zeit für dieses Interview genommen hat, weil ich persönlich selbst sehr gute Erfahrungen mit Heilpflanzen gemacht habe und denke, dass diese vielen anderen Frauen ebenfalls sehr gut helfen können.
Viel Spaß beim Lesen! 🙂
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Vera: Liebe Dorit, seit wann beschäftigst du dich mit dem Thema Heilkräuter, was fasziniert dich daran und warum hast du dich auf Heilkräuter für Frauen spezialisiert?
Dorit Zimmermann: Ich beschäftige mich mit Heilkräutern seit ich das erste Mal Mutter geworden bin, das ist jetzt 20 Jahre her. Die Natur hat mich allerdings schon als Kind fasziniert. Das Besondere an einheimischen Heilkräutern ist, dass sie vor unserer Tür wachsen. Wir brauchen sie nur zu pflücken und können uns damit heilen. Heilkräuter sind eine wandelnde Apotheke, sie sind voll mit unterschiedlichsten Inhaltsstoffen, von denen die wenigsten erforscht sind. Während schulmedizinische Arzneimittel in der Regel auf einem Wirkstoff beruhen, basiert die Wirkung der Pflanzen auf der Vielzahl und der speziellen Zusammenstellung der Inhaltsstoffe. Nach dem Motto: Das Ganze ist mehr als die Summe der Einzelteile. Und ich bin selbst verantwortlich für mein Wohlergehen und das meiner Familie. Frauen liegen mir besonders am Herzen, weil ich selbst eine bin und weiß, wie Frauen ticken.
Welche Frauen-Heilkräuter empfiehlst du am öftesten und warum?
Eine wichtige Frauenheilpflanze ist die Alchemilla, weil sie Frauen in sämtlichen Lebenssituationen begleiten kann. Vor allem in den Wechseljahren ist sie als Phytohormon mit progesteronähnlicher Wirkung unverzichtbar z.B. zur Osteoporoseprophylaxe. Aber auch die Goldrute als Heilmittel für die Nieren, und die Mariendistel als wichtigste Leberheilpflanze, gehören zu meinen Favoriten. Überhaupt sind die Compositae, die Korbblütler, zu denen auch das Gänseblümchen, die Ringelblume, die Kamille und Arnika gehören, aus meiner Praxis nicht wegzudenken. Das sind unsere wichtigsten Verletzungsmittel. Ich verordne sie auch homöopathisch häufig.
Wieso sollten Frauen sich wieder mehr mit Heilkräutern und deren Wirkung befassen? Was sind die Vorteile für Gesundheit und Wohlbefinden?
Ich bin eine Vertreterin von „Hilfe zur Selbsthilfe“. Wir sollten die Verantwortung für unsere körperliche und seelische Gesundheit nicht gänzlich aus der Hand geben, uns und unseren Bedürfnissen mit Achtsamkeit begegnen und nicht irgendwelche Pillen schlucken, die nicht heilen, sondern lediglich Symptome unterdrücken. Auch sollten wir wieder mehr im Einklang mit der Natur leben und nicht gegen die Natur. Die Natur hat uns so viel zu geben. Wir brauchen nur zuzugreifen. Allerdings sollten wir das mit Achtung und Respekt tun. Als Frauen sind wir auch Vorbilder für unsere Kinder.
In deinem Buch „Frauen-Heilkräuter“ lieferst du viele Rezepte und Tipps für die eigene Hausapotheke gegen Beschwerden wie Migräne, Zyklusstörungen, Pilzinfektionen, Blasenentzündungen oder auch Probleme mit den Wechseljahren. Kann frau es in der Praxis wirklich so einfach umsetzen oder was sollte man dabei beachten, wenn man mit Heilpflanzen und deren Salben, Tinkturen, Urtinkturen, Teemischungen oder Ölauszügen arbeitet?
Ich habe in dem Buch nur solche Rezepte vorgestellt, die sich leicht umsetzen lassen. Voraussetzung ist, sich damit auseinanderzusetzen. Natürlich geht es schneller, ein Aspirin zu schlucken. Aber die Beschäftigung mit den Pflanzen und deren Inhaltsstoffen, vielleicht auch mit ihrer Signatur, ist für mich sehr erfüllend. Und ich finde es sehr schön, meine Heilmittel selbst zu pflücken und zu verarbeiten. Ich mache seit vielen Jahren mein eigenes Immunstimulans. Das hilft zuverlässig! Oder Brennnessel bei starken Blutungen. Es ist so einfach. Frau muss es nur wollen und sich die Zeit dazu nehmen. Die wichtigste Voraussetzung ist die Liebe zur Natur. Ich muss mich mit den einzelnen Pflanzen beschäftigen und sie bestimmen können. Aber dieses Wissen ist Goldes wert, das kann mir niemand nehmen.
Du beschreibst sehr schön, wie wir u.a. dank der Heilpflanzen auch der Natur wieder näherkommen, genauso wie unserem eigenen Körper und seinen Vorgängen. Geduld, Intuition und Achtsamkeit sind Tugenden, die mittlerweile wieder mehr geschätzt werden, glaubst du, das wird sich auch darin niederschlagen, dass in Zukunft bei leichten Beschwerden immer weniger „schnelle Lösungen“ in Form von klassischen Medikamenten gefragt sein werden und man sich stattdessen erst einmal eher der Pflanzenheilkunde oder anderen alternativen Heilmethoden zuwendet, um Beschwerden zu lindern?
Ich würde es mir sehr wünschen. Ich bin da aber Realistin und denke, es wird immer Menschen geben, die der Natur nahestehen und die sich die Zeit nehmen, und andere, die keinen Zugang zu Heilpflanzen finden. Ich bin da nicht missionarisch. Ich biete mein Wissen in Form meiner Bücher und Artikel, aber auch in meiner Praxis an, es steht jeder Frau frei, mein Angebot anzunehmen.
Was willst du mit deinem Buch erreichen? Was ist deine Botschaft?
Ich möchte mein Wissen und meine Begeisterung für die Phytotherapie weitergeben und Frauen die Möglichkeit eröffnen, sich selbst mit den Mitteln der Natur etwas Gutes zu tun, Beschwerden zu lindern, mehr körperliche und seelische Gesundheit zu erlangen. Und ich möchte zeigen, was die Natur zu bieten hat, und dass wir achtsam mit ihr umgehen müssen.
Und zum Abschluss: Verrätst du uns einen praktischen Tipp für den Alltag, den jede von uns umsetzen kann? Zum Beispiel hinsichtlich der richtigen Teezubereitung?
Bei der Teezubereitung kommt es darauf an, welche Bestandteile der Pflanze man verarbeiten möchte. Blätter und Blüten werden mit kochendem Wasser übergossen, Wurzel- und Rindenstücken, aber auch Beeren werden mit kaltem Wasser angesetzt, müssen mehrere Stunden ziehen und werden erst dann auf Trinktemperatur erwärmt. Man kann sie aber auch 10 Minuten köcheln lassen, abseihen und dann sofort trinken. Die erste Zubereitungsart nennt sich Aufguss, die zweite Abkochung. So wird beispielsweise ein Kopfschmerztee aus getrockneter Weidenrinde zubereitet. Schleimstoffhaltige Drogen dürfen nicht kochen, da die Schleimstoffe sonst kaputtgehen. Tee ist nicht gleich Tee. Auch hier sind ein paar Vorkenntnisse erforderlich, um ein optimales Ergebnis zu erzielen.
Herzlichen Dank für das Interview.
Sehr gerne!
Für alle, die mehr darüber erfahren möchten, wie man für sich selbst eine gute Heilpflanzen-Apotheke zusammenstellt und welche Kräuter und Pflanzen wofür helfen: In Frauen-Heilkräuter* gibt es über 100 Rezepturen für Tees, Heiltinkturen und mehr. Es vermittelt Heilkräuter-Basiswissen, klärt über heimische Superfoods auf, gibt Rezepte zum Entgiften und Entschlacken mit Wildkräutern an die Hand, verrät welche Hormonpflanzen für ein natürliches Gleichgewicht sorgen, welche Heilpflanzen für Körper und Seele eingesetzt werden können und beinhaltet auch ein Kapitel über Wellness mit Frauenkräutern. Ein spannendes Buch**, wie ich finde, mit vielen Rezepturen und Erklärungen rund um die Kraft der Heilkräuter.
Hier könnt ihr einen Blick ins Buch* werfen 🙂
Alles Liebe und viel Spaß beim Schmökern,
Vera