Habt ihr schon einmal von Gut Smashing gehört? Falls nein, dann lasst mich euch diese Technik heute einmal näher vorstellen.
Kurz und knapp erklärt, rollt man bei diesem Unterfangen mit – am besten nacktem – Bauch auf einem nicht zu harten, griffigen Ball. Durch das Gegenatmen gegen den Ball sowie langsames Bewegen, Drehen und Rollen auf dem Ball wird auch ein Drehen, Auswringen und Neuformieren der inneren Schichten erreicht. So kann sich die Bauchmuskulatur nach und nach entspannen, das Gewebe im Bauchraum wird gelockert und ganz nebenbei wird dabei noch der Vagus-Nerv stimuliert, welcher vom Hirnstamm bis zum Bauch verläuft und damit quasi Kopf und Bauch kommunikativ verbindet.
Was vielleicht beim ersten Lesen gewöhnungsbedürftig klingt, bringt allerdings eine ganze Menge, nämlich:
- mehr Geschmeidigkeit für das Gewebe und der Faszien, was v.a. nach Operationen im Bauchraum, bei Verklebungen und Narben eine Hilfe sein kann (Hinweis: natürlich sollte erst mit einem Ball gearbeitet werden, wenn die Heilung abgeschlossen ist)
- eine Verbesserung der Atemfunktion und auch der Atemmuskeln, sehr hilfreich auch bei Asthma oder anderen Atemproblemen
- aktiviert die Propriozeptoren der Körpermitte und des Rumpfs und kann sich so positiv auf die allgemeine Bewegungsqualität auswirken
- kann Rückenschmerzen verringern
- unterstützt eine gesunde Verdauung
- kann den Schlaf verbessern
- kann dabei helfen, Stress abzubauen und zu entspannen
Außerdem wird derzeit diskutiert, inwiefern die Stimulation des Vagusnervs und seine damit verbundene Freisetzung von Acetylcholin positive Auswirkungen gegen Entzündungen mit sich bringen kann, was für Menschen mit Autoimmunerkrankungen natürlich eine große Hilfe darstellen würde.
Das Hilfsmittel & die Technik
Im Idealfall sollte man fürs Gut Smashing einen Ball verwenden, der auf der Haut klebt, daher ist nackte Haut bei dieser Technik am sinnvollsten. Ein nicht zu harter Ball sorgt außerdem dafür, dass er sich dem Körper an harten Stellen wie an den Rippen anpasst und einsinkt. Ich persönlich verwende den Coregeous Ball* von Jill Miller, durch welche ich auch überhaupt erst auf diese Methode aufmerksam wurde, als wir damals vor ein paar Jahren beim Faszien Summit in der Nähe von Köln mit ihr persönlich gerollt und geatmet haben 🙂 .
Ihr Coregeous Ball ist griffig genug, um die Haut und damit auch das Gewebe zu bearbeiten, aber auch weich genug, um nicht zu unangenehm zu werden. Oder man greift zu einem klassischen Redondo Ball*.
Wobei an dieser Stelle auch erwähnt werden muss, dass die ersten Male mit dieser Technik teils wirklich intensiv sein können, natürlich auch je nach Status des Gewebes. Eine leichte Übelkeit bei sehr starrem Zwerchfell oder ein Ziehen und deutliches Arbeiten bei Verwachsungen und Verklebungen im Bauchraum sind keine Seltenheit. Umso wichtiger, dass man ruhig und langsam vorgeht und beobachtet, wie das Gewebe und der Körper reagieren. Aber keine Sorge: Bei einem Material wie beim Coregeous Ball und seiner Größe muss man sich keine Gedanken machen, dass man „etwas kaputt machen“ könnte, wie es Klienten immer wieder mal formulieren 😉 . Trotzdem sollte man immer in sich hineinhören, um je nach Tagesform zu entscheiden, wann es genug ist.
Was die Dauer angeht, so kann man unterschiedlich vorgehen: Entweder man macht jede Übung (Gegenatmen gegen den Ball, Quer über den Ball rollen, gerade über den Ball rollen, sich auf dem Ball drehen und bewegen) für fünf bis zehn Atemzüge oder man bleibt bei jeder Übung so lange, bis man merkt, dass sich hier heute nicht mehr viel verändert, um dann zur nächsten überzugehen. D.h. das Ganze kann fünf Minuten dauern oder eben auch zehn oder fünfzehn, je nachdem wie man sich dabei fühlt.
Der beste Zeitpunkt für diese Übung ist u.a. nach dem Training oder vor dem Schlafen gehen, weil sie zwar intensiv ist, aber auch beruhigend wirkt. Ein guter Tipp außerdem: Nicht direkt nach dem Essen mit dem Bauch am Ball rollen. Echte Kontraindikationen für Gut Smashing sind ansonsten eine Schwangerschaft sowie frische Operationen im Bauchraum.
Damit ihr eine noch bessere Vorstellung davon habt, wie das Atmen, Drehen und Bewegen am Ball aussieht, hier ein Video von (der zum damaligen Zeitpunkt schwangeren) Jill Miller, in dem sie die Technik gerade auch nach Operationen erklärt:
Wer es genauer wissen möchte, dem empfehle ich außerdem ihr Buch** Roll dich fit*, welches nicht nur diese Technik für die Körpermitte und den Rumpf beinhaltet, sondern insgesamt ein sehr praxisnahes, gutes Buch zum Thema Faszienmassage und Schmerzfreiheit darstellt. Gearbeitet wird dabei mit verschiedenen Bällen aus ihrem eigens entwickelten Ball Set*.