In meinen Stressmanagement Vorträgen erkläre ich immer, wie wichtig es ist, Belastung und Entlastung sprich Regeneration richtig zu timen. Denn wer immer unter Strom steht und keine Regeneration zwischendurch erfährt, brennt mit der Zeit aus. Andererseits verwehre ich mich aber auch dagegen, „Stress“ ausschließlich als etwas Negatives anzusehen, denn es gibt genauso gut den lieben Eu-Stress und außerdem gehört eine gewisse Portion Stress auch zum Leben dazu – unser Körper und Geist sind nämlich genau darauf ausgerichtet und können das durchaus wegstecken.
Vergleicht man es mit der Trainingslehre, so sieht man es sehr klar: Körperliches Training setzt Reize (= Stress), unser Körper reagiert darauf, passt sich an, um in Zukunft besser gewappnet zu sein. Die Anpassung geschieht in der Regeneration, in Folge ist eine Superkompensation möglich – wir werden leistungsstärker, weil wir es gezielt trainiert und uns eine Anpassungsphase gegönnt haben. Dieses Prinzip lässt sich auch auf unser sonstiges Leben übertragen. Damit wir leisten können, brauchen wir zwischendurch gezielte Regeneration. Wie diese aussieht, ist von Mensch zu Mensch komplett unterschiedlich. Ebenso die Dauer. Die einen brauchen sehr viel Zeit der Entlastung, die anderen sehr wenig. Wichtig ist daher, einerseits zu wissen, was man selbst braucht, um sich zu erholen, und andererseits darauf zu achten, dass man dieses Wissen auch in die Praxis umsetzt und sich diese Erholung auch strategisch einplant (und zwar nicht nur in Bezug auf Urlaub, sondern bereits im hundsnormalen Alltag 😉 ).
Für Doc Tom und mich sind Bewegung und Natur gute Quellen der Erholung im Alltag. Hier können wir auftanken, deshalb planen wir Bewegungseinheiten in unseren Alltag mit ein. Kommen diese zu kurz, merkt man das sofort durch ein gewisses „Unrund-Sein“ sowie die Tatsache, dass man beim Arbeiten wesentlich schneller müde ist, sich nicht so gut konzentrieren kann oder Dinge nicht mehr so einfach von der Hand gehen. Ebenso verhält es sich, wenn ich zu wenig Schlaf bekomme, insofern ist v.a. auch Schlaf für mich eine ganz ganz wichtige Regenerationsmaßnahme. Doc Tom hat als Unfallchirurg ja einen ziemlich heftigen Job, was oftmals Nächte mit gar keinem oder sehr wenig Schlaf mit sich bringt, insofern ist es für ihn eine besondere Herausforderung, das zu kompensieren und ich bin mir sicher, würde er nicht so auf seine Ernährung achten und sich täglich bewegen, wäre sein Energielevel ein ganz anderes.
Am besten zum Entspannen eigenen sich Sportarten, die einen simplen Bewegungsrhythmus haben wie Laufen, Radfahren, Schwimmen oder Rudern in einem niedrigen Grundlagentempo. Natürlich können auch heftige, intensive Einheiten einem regelrecht den Kopf freipusten, aber wer sich beispielsweise schon müde und energielos fühlt, ist oft mit einem gemütlicheren Tempo besser bedient, wenn es darum geht, sich wieder aufzuladen und sich danach erfrischt und nicht fertig zu fühlen.
Definitiv hilfreich ist viel Grün für das Auge. Die Verbundenheit mit der Natur, die frische Luft und die Sonne machen eine Bewegungseinheit (die übrigens auch einfaches Spazierengehen sein kann) gleich noch besser und gesünder. Außerdem eignet sich ein schönes, grünes Umfeld auch gut zum Dehnen und Mobilisieren im Freien. Es muss also nicht immer ein zweiwöchiger Urlaub sein, um wieder zu Kräften zu kommen, es macht viel mehr Sinn, sich täglich kleine Inseln in den Alltag einzubauen. So sorgt man kontinuierlich dafür, dass man immer wieder an diesen Tankstellen auftanken kann.
Was sind deine Tankstellen des Alltags? Was tut dir gut und versorgt dich mit positiver Energie und Kraft? Wobei kannst du abschalten? Und v.a.: Nutzt du diese Maßnahmen regelmäßig und gezielt?
Viele denken, Pausen und Regeneration sind nur etwas für „Schwache“ und erkennen nicht, dass das ein ziemlicher Denkfehler ist. Es geht auch nicht darum, permanent auf der faulen Haut zu liegen und sich ja nicht zu überanstrengen, sondern darum zu schauen, wo eigentlich die eigene Regeneration bleibt. Was man dafür tut. Oder ob man sich einfach vom Alltag mittreiben lässt oder resignierend nur noch die Tage bis zum nächsten, rettenden Urlaub herunterzählt.
Es warten kleine Tankstellen auf dich, die von dir entdeckt werden wollen. Nimm dir 5 Minuten Zeit, um zumindest die ganz offensichtlichen, für dich passenden herauszufinden und überleg dir, wie du sie ab nun in deinen Alltag einbauen willst.
Ich für meinen Teil weiß, dass ich heute noch einen langen Arbeitstag vor mir habe, obwohl ich sehr früh losgestartet bin. Aber mit kleinen Pausen dazwischen für das eigene Training, zum Spazierengehen mit dem Hund, zum Kochen und Essen, für eine gute Tasse Tee, das Schmunzeln über einen spielwütigen Diego oder kurze Telefonate mit der Familie stresst es mich nicht, dass ich bis Mitternacht arbeiten werde. Es ist schlussendlich immer meine Entscheidung wie ich meine Zeit nutze.
Wie nutzt du deine?