Es gibt zwei Dinge, die in Sachen Bewegung meist als besonders schwierig angesehen werden: Das „Reinkommen„, sprich der (Wieder)Einstieg in ein regelmäßiges Training und das Dranbleiben.
Für das Reinkommen gibt in in Kürze – endlich – meinen Trainings Guide, für alle, die ein Programm suchen, das nicht nur ein paar Fitnessübungen zusammenpackt und auf Bikini Optik abzielt, sondern die ein sinnvolles, abgerundetes und v.a. buntes Trainingsprogramm wollen UND etwas dabei lernen wollen, um ihre Learnings dann jederzeit selbst anwenden zu können.
Heute möchte ich aber erstmal über das Dranbleiben schreiben. Denn auch hierzu höre ich immer wieder von Klienten, dass es einfach als schwierig empfunden wird. Ist die Eingewöhnungs- bzw. Wiedereinstiegsphase geschafft und die erste Euphorie verflogen, kann das eigene Fitnessprogramm manchmal langweilig werden. Nicht in den ersten Wochen und Monaten, aber nach und nach.
Auch ich kenne das natürlich. V.a. wenn man nicht auf einen Bewerb hintrainiert wie einen Halbmarathon, Triathlon oder Marathon, fehlt einem mit der Zeit manchmal einfach ein Ziel und damit die Antwort auf die entscheidende Frage: „Warum soll ich mich heute aufraffen?“
Ich persönlich habe meinen Antrieb in meinem großen übergeordneten Ziel gefunden: Ich will stark, geschmeidig und einfach fit sein – auch, trotz oder gerade weil ich eine chronische Erkrankung habe. Ich möchte auch nicht nur fit aussehen, sondern motorische Fähigkeiten und Fertigkeiten haben, mich gut bewegen können. Deshalb setze ich auf einen Trainingsmix und achte auch bei meinen Klienten darauf, dass sie nicht eintönig trainieren, selbst wenn sie eigentlich zB „nur“ Laufen wollen. Denn um eine bestimmte Sportart langfristig gesund ausführen zu können, braucht es langfristig auch flankierende Maßnahmen wie Rumpftraining, Krafttraining, Balance, Koordination, Beweglichkeit & mehr.
Heute stelle ich euch Tipps vor, wie ihr verschiedene motorische Anforderungen geschickt in euer Training einbauen und mehr Abwechslung und Freude in euer Training verpacken könnt. Viel Spaß beim Lesen und v.a. beim Umsetzen! 😉
Tipps für mehr Abwechslung im Training
- Setze da an, was du früher gern gemacht hast: Was hast du als Kind und in deiner Jugend sehr gern gemacht? Bei mir war es als Kind beispielsweise Ballett. Ich wollte immer Ballett Tanzen und konnte meine Eltern mit ca. vier Jahren dazu überreden, mich in der Ballettschule anzumelden. Leider war es in der einzigen Ballettschule im Ort nicht ansatzweise so großartig wie erwartet, später bin ich dann zum Turnen gewechselt. Wie dem auch sei: Ballett und grazile Bewegungen finde ich bis heute toll und deshalb achte ich darauf, es auch heute irgendwie miteinzubeziehen. Und dafür gibt es viele Möglichkeiten: ZB in Form von Pilates, welches ähnlich ist und auch viel mit Geschmeidigkeit und Anmut zu tun hat, und auch super für die Haltung ist, oder in Form von Ballett und Barre Workouts. Die gibt es einerseits als Workout Dvds und YouTube Videos, aber auch in Fitnessstudios. In meinem Fitnesstudio gibt es zum Beispiel neuerdings ein Les Mills Barre Workout, welches ein modern interpretiertes Ballett-Training und Ganzkörperworkout ist. Ohne Ballettstange, dafür mit leichten Gewichten und Matten. Und in Ballettschuhen (oder -schläppchen wie sie auch genannt werden), wenn man mag, weil diese bei den Drehungen helfen. Damit schlage ich zwei Fliegen mit einer Klatsche: Ich mache etwas, das ich schon früher sehr gern mochte UND ich erhalte mir die Fähigkeit von anmutigen, eleganten Bewegungen, denn umso älter man wird, umso mehr gilt es auch an seinen Bewegungen zu arbeiten. Ich muss oft lachen, wenn ich mich gerade für sehr elegant in der Bewegung halte und mich dann im Spiegel sehe – ich habe da manchmal ein anderes Bild von mir im Kopf und sehe dann, dass die Realität hier nicht immer unbedingt mit der gefühlten oder vorgestellten Geschmeidigkeit zusammenpasst *g*. Das macht aber nichts, denn daran kann man arbeiten 😉 . Und bereits eine Einheit pro Woche kann ein guter Anfang auf diesem Weg sein.
- Arbeite auch an deinen Schwächen: Wir neigen alle dazu, v.a. das zu machen, was uns liegt. Die „anderen Übungen“ machen wir zwar auch immer mal wieder, aber lieber und am meisten doch schon die, die uns das Gefühl geben, gut drauf zu sein, habe ich Recht? 😉 Das ist vollkommen normal, aber es ist wichtig, jene Übungen, die uns nicht so taugen dennoch nicht links liegen zu lassen, gerade WEIL sie uns nicht liegen. Sie müssen nicht zu unseren Stärken werden, aber sie gehören einfach dazu, auch aus Sicht der Verletzungsprophylaxe.
Für manche sind es vielleicht Übungen, wo die Balance gefragt ist, was sie nicht mögen und deshalb nicht regelmäßig machen, weil die Übungen für sie vielleicht lästig und ärgerlich sind, für andere sind es möglicherweise Rumpfstabi Übungen, die sie unglaublich langweilig finden, oder aber koordinative Übungen oder Choreographien, wo sie gefühlt nie mitkommen. Ich bin der Meinung: Man kann alles lernen 🙂 und manches ist es vielleicht sogar eher ein Mentaltraining als ein körperliches, weil man es körperlich hinbekommen kann, aber sich v.a. der Kopf weigert. Also, trau dich ruhig auch mal in Gruppenkurse, auch wenn du bisher vielleicht der Ansicht bist, dass du zB beim Zumba sicher nicht mitkommst, weil es zu schnell geht. Niemand außer dir erwartet, dass du etwas sofort kannst. Gib dir Zeit und sieh es als spielerische Herausforderung. Kämpf dich durch die Rumpfstabi Übungen und freu dich darüber, dass du nicht nur diese, sondern auch deinen inneren Schweinehund besiegt hast. Und wenn dir Balance Übungen als solche zu langweilig sind, probier es mit Yoga, dort gibt es oftmals Standübungen, die deine Gleichgewichtsfähigkeit ebenso fordern werden und in der Gruppe fällt es oft viel leichter. So oder so wird es sehr viel Abwechslung in dein Bewegungsprogramm bringen, wenn du dich gerade auch deinen Schwächen stellst.
- Trau dich, Stärke zu zeigen: Nehmen wir einmal das Beispiel Krafttraining. So viele trainieren mit den immer gleichen Übungen. Okay, wenn es Klassiker wie Kniebeugen, Klimmzüge & Co sind, ABER – und das ist der entscheidende Punkt – damit der Körper dennoch weitere neue Trainingsreize bekommt, muss man nach und nach immer wieder einmal ein bisschen etwas ändern: Warum immer nur Kraftausdauertraining mit 15-20 Wiederholungen und wenig Gewicht machen, was man schon Jahre lang macht? Wieso nicht auf 8-12 Wiederholungen mit mehr Gewicht wechseln? Oder auf noch weniger wie 5 Wiederholungen mit richtig viel Gewicht? Natürlich ist hier auch immer die Frage: Was ist das große Ziel hinter dem Training, aber wenn dieses Gesundheit lautet und man schon ein Fundament geschaffen hat, dann dürfen auch einmal größere Gewichte auftauchen. Auch für uns Frauen. Denn glaubt mir, Ladies, es ist ein tolles Gefühl, viel Gewicht stemmen zu können. Habt keine Angst vor eurer Stärke, sondern testet euch aus, was ihr könnt! Ihr werdet davon keine Schwarzenegger Muskeln bekommen, aber dafür sehr viel Selbstvertrauen 😉 .
- Sei offen für etwas, das du bisher abgelehnt hast: Jeder von uns hat Sportarten, die er nicht als seine bezeichnet. Bei mir ist das das Radfahren. Ein Grund, weshalb mir Triathlon irgendwann keinen Spaß mehr gemacht hat, es war einfach zu viel Radfahren dabei 😛 . Schon früher war diese Sportart nie meins und ich mochte es am liebsten immer dann, wenn bei Bewerben die Straßen gesperrt waren und man nicht von Autos zur Seite gedrängt wurde. Das Training aber gefiel mir nie besonders, ich hatte keinen Zugang zu dieser Bewegungsform. ABER obwohl ich kein Rad-Fan bin, kann ich mich mit Spinning oder einem gutes Rad-Tabata am Fahrrad Ergometer anfreunden, denn beides dauert nicht lange bzw. das Tabata sogar sehr kurz und beides macht mir sogar Spaß.
Es gibt mittlerweile auch verschiedene Spinning Kurse wie zB „The Trip“, wo man in der Gruppe in einem dunklen Raum mit Musik auf Spinning Bikes radelt und eine Leinwand mit einer virtuellen Strecke vor sich hat. Auch wenn ich keine klassische Radfahrerin bin, mit so etwas kann ich mich anfreunden und ich erreiche damit, dass ich so trotzdem etwas mache, was ich sonst in anderer Form (zB lange Rad Ausfahrten auf der Straße) nicht unbedingt oft tun würde.
Also, wie ist das bei dir? Was ist nicht „deins“? Und wie kannst du es schaffen, es vielleicht in anderer Form in dein Training zu integrieren?
- Such dir etwas, wo du einfach nur Spaß hast: Das kann das Kicken mit Freunden einmal pro Woche sein oder Klettern, Tischtennis oder Squash. Was auch immer. Gerade wenn man ein sportliches Ziel hat, streicht man oft andere Sportarten, die gefühlt nicht „dazupassen“, ganz nach dem Sinn „Wie soll mir Tischtennis beim Halbmarathon weiterhelfen?“ oder „Beim Kegeln verbrennt man zu wenig Kalorien, das passt nicht zu meinem Ziel abzunehmen“. Auch wenn etwas per se nicht „zielführend“ sein mag, was ein bestimmtes Ziel angeht, so erfüllt es dennoch einen Zweck, nämlich den, dass du einfach Spaß dabei hast und den Kopf freibekommst.
Gerade wenn man beispielsweise eine schwierige Zeit durchmacht, helfen einem solche sportlichen Tätigkeiten am meisten weiter. Als meine Mutter vor ein paar Jahren erkrankt ist, war ich besonders viel beim Thaiboxen, weil ich hier einfach einmal für ein paar Stunden an gar nichts anderes denken musste bzw. konnte, da jede geistige Abwesenheit direkt spürbar ist und man selbst beim Techniktraining schnell zurück ins Hier und Jetzt geholt wird 😉 . Mir machte das Training viel Spaß, ich konnte mich auspowern UND ich bekam dem Kopf frei, schaffte es dadurch sogar für ein paar Stunden nicht herumzukopfen. Heute erlebe ich das wiederum v.a. beim Tanzen, spüre die Musik, hab einfach Spaß und genieße es. Thaiboxen, Boxen & Co mag ich aber auch nach wie vor und empfehle es auch sehr oft weiter, gerade dann, wenn man sehr viel nachdenkt oder sich viele Sorgen macht, weil das dabei eben nicht geht.
Was macht dir richtig viel Spaß? Bau solche Einheiten zumindest einmal pro Woche fix ein 😉 .
- Probier immer wieder Neues aus: Es gibt so viele verschiedene Bewegungsformen und so vieles, das man für sich entdecken kann. Man muss nicht alles mögen und man muss es auch nicht direkt können, aber es lohnt sich, offen für Neues zu sein, denn es könnte sehr gut sein, dass man etwas für sich entdeckt, mit dem man nicht gerechnet hätte. Deshalb probier dich aus, vom Bogenschießen über Mannschaftssportarten bis hin zum Yoga, Wandern, Gewichtheben, Schwimmen, Tanzen – was auch immer.
Wir sind so privilegiert, in unseren Breitengraden leben zu dürfen und so vieles machen zu können, nutzen wir doch diese Chancen! Ich sehe es so oft, dass Menschen plötzlich etwas für sich entdecken, womit sie nicht gerechnet hätten und dann davon wirklich profitieren, v.a. beim Yoga fällt mir das immer wieder auf.
Aber auch beim Krafttraining. Ich bekomme manchmal Nachrichten von Frauen, die mir schreiben, dass ich sie durch den Blog, Facebook oder Instagram zum Krafttraining oder zum Kampfsport inspiriert habe, sie sich nun endlich getraut haben, es ihnen so richtig gefällt und gut tut und ich freue mich immer sehr darüber, wenn jemand einfach etwas wagt, selbst wenn ich diese Person gar nicht persönlich kenne.
Ich weiß wie es ist, wenn einem etwas nicht leicht fällt, ich muss mich selbst genauso oft „treten“ und über meinen eigenen Schatten springen, deshalb zaubert es mir immer ein Lächeln ins Gesicht, wenn mir jemand sagt, dass er oder sie es geschafft hat, mit etwas völlig Neuem anzufangen. Meine Mutter geht beispielsweise mittlerweile zusätzlich zu einem Ganzkörpertraining, das sie seit einiger Zeit regelmäßig macht, auch zum Yoga. Wer hätte das jemals für möglich gehalten, nachdem sie damit früher so gar nichts anfangen konnte? 😉 (Stimmt’s, Mama? 😛 )
Also, trau dich auch und mach mal wieder etwas Neues! 🙂
Ich wünsche dir ganz viel Spaß beim Training!
Alles Liebe,
Vera